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Mo, 08:50 Uhr
11.05.2020
Nun ist es wieder zu sehen! - Teil 2

Den Kindern gewidmet

Vor kurzem hatte sich Kunstkennerin Heidelore Kneffel mit einem verschwundenen Wandbild aus DDR-Tagen befasst. Zu ihren Ausführungen erhielt sie viele Reaktionen, was sie dazu bewogen hat, nun noch etwas tiefer in die Materie einzutauchen...

Einige konnten sich an das große farb- und formenreiche Wandbild am Klubgebäude neben dem Hochhaus Stolberger Straße 131, also in Nordhausen Nord, erinnern, obwohl es nur vom Oktober 1983 bis ins Jahr 1991 seinen Kunstinhalt zeigen konnte.

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Dann nämlich wurde eine Dämmwand davorgesetzt. Den Maler Werner Wagner in Weimar setzte die Stadt Nordhausen von diesem Vorhaben nicht in Kenntnis, obwohl das rechtlich und moralisch angezeigt gewesen wäre. Er glaubte bis vor kurzem, dass es noch da wäre, da sein Sohn ihm gesagt habe, so viel er wisse, habe es nach 1990 in Nordhausen keine „Bilderstürmerei“ gegeben.

"Den Kindern gewidmet!" (Foto: Heidelore Kneffel) "Den Kindern gewidmet!" (Foto: Heidelore Kneffel) Diejenigen Nordhäuser, die das Farbgemälde bei dem Gespräch mit mir nicht in Erinnerung hatten oder wegen ihres Alters nicht haben konnten, fänden es, abgesehen von der Notwendigkeit, dem Künstler und den Nordhäusern das Werk möglichst wieder zu geben, spannend zu erleben, in welchem Zustand das Wandbild sich präsentieren könnte. Denn Wagner hatte sich ja extra aus der BRD Silikatfarben kommen lassen, um dem Bild Strahlkraft und Haltbarkeit zu geben und beim Dämmen ließ man einige Luftschlitze.

Geht man den kleinen Hügel zur Westwand hinunter, so entdeckt man die Farbigkeit noch, denn ein ca. 4 cm hoher Farbstreifen leuchtet in der Länge des Bildes nach wie vor, da die Dämmplatte etwas kürzer geraten ist. Hoffnung für diese Wand als Kunstträger ist also nicht aussichtslos!

Restfarben (Foto: Heidelore Kneffel) Restfarben (Foto: Heidelore Kneffel)

Eine Collage der Farben am Haus

Ich hoffe, auch Architekten besehen sich diese, denn in ihren Kreisen beschäftigt man sich seit einiger Zeit auch mit dem Thema: „Kunst am Bau in der DDR.“

Wer ist dieser Künstler, der sich seit einiger Zeit Robert Werner Wagner nennt? 1936 in Leipzig geboren, absolvierte er eine Steinmetzlehre, es folgte seine Tätigkeit an der Ingenieurschule in Erfurt, der sich seine Tätigkeit als Architekt in Leipzig anschloss. Es drängte ihn, dort ein Abendstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst aufzunehmen.

Dort waren Max Schwimmer, 1895-1960 und Ernst Hassebrauk. 1905-1974, seine Lehrer. Übrigens, dieselben Lehrmeister hatte Heinz Scharr aus Utterode auch. Hassebrauk wird eine barocke Ader in seiner Kunst nachgesagt, was das Nordhäuser Gemälde durchaus durchblicken lässt, Farben und Formen stehen dicht an dicht, sind aber dennoch deutlich zu unterscheiden. Max Schwimmer gilt als ein Magier der Linie, er illustrierte gern literarische Werke, z.B. verehrte er Goethe und setzte seine Bildfindungen zu mehreren seiner Dichtungen in Beziehung. Wagner selbst arbeitete auch als Illustrator, insbesondere in Knabes Jugendbücherei, z.B. zieren seine Farbzeichnungen den Band: „Das Zauberklavier und andere Märchen“ von Heinrich Seidel. Der Künstler wurde Mitglied des VBK der DDR und war ab 1964 freischaffender Grafiker und Maler. Einige Studienreisen führten ihn nach Osteuropa.

1982, als er schon gedanklich und zeichnerisch an dem Wandbild für Nordhausen arbeitete, das er dann vom Juli bis September 1983 an die Wand malte, erhielt er den Literatur- und Kunstpreis der Stadt Weimar. Nach 1990 widmete er sich in Weimar, Trier und Luxemburg der Innenarchitektur und war maßgeblich an der Rekonstruktion des Fontanehauses (Apotheke) in Neuruppin beteiligt, in dem er seit 1993 sein Atelier hat, 1994 zog er dorthin und wandte sich verstärkt der Kunst des Radierens zu.

Eine Verbeugung vor Fontane ist seine Illustration von dessen berühmter Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Hier fallen mir in Bezug auf das Wandbild in Nordhausen folgende Fontaneworte ein, die er zu seiner Frau sagte: „In Anschauungen bin ich sehr tolerant, aber Kunst ist Kunst!“ Übrigens, Werner Wagner gestaltete in der “Kleinen Galerie des Kulturbundes“ im Thomas-Mann-Klub in Nordhausen, wo sich Künstler aus der gesamten DDR vorstellen konnten, zwei Ausstellungen mit seinen Werken und noch vor dem Nordhausengemälde schuf er im Sollstedter Schwimmbad ein großes Wandgemälde als Mosaik, wo Wellen und Schwimmer die Hauptrolle innehaben.

Nun also bleibt die Frage, wagt man in Nordhausen-Nord die „Wiedergeburt“ seines großen Gemäldes „Den Kinder gewidmet“?
Heidelore Kneffel
Autor: red

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