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Do, 14:00 Uhr
11.04.2019
74. Tag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora

Die Würde des Menschen war antastbar

Vor 74. Jahren hatte der Schrecken ein Ende. Die Tage des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora waren gezählt. Jeder dritte der 60.000 Häftlinge überlebte die Torturen nicht. Warum die Erinnerung an die Schrecken des KZ-Systems auch heute nicht verblassen dürfen, das unterstrich man heute zum Gedenktag anlässlich der Befreiung...

Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel) Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)

Fünf von 60.000 sind noch übrig und in der Lage, zum Tag der Befreiung nach Nordhausen zu reisen - die Zahl derer die tatsächlich erlebt haben, was sich unter dem Kohnstein am Rande Nordhausens und in den 40 Außenlagern zugetragen hat, schwindet rapide.

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Zum 74. mal jährte sich heute der Tag, an dem der Schrecken endlich ein Ende hatte. Jeder dritte Häftling hatte das Lager da schon dahingerafft. "Mittelbau-Dora war ein Ort deutscher Menschheitsverbrechen, ein Symbol für den Wahnsinn des totalen Krieges", sagte heute der Leiter der Gedenkstätte, Dr. Stefan Hördler, ein Ort der Menschenfeindlichkeit, mitten in Deutschland.

Es tue Not sich die Zahlen wieder ins Gedächtnis zu rufen und mit dem kritischen Blick der Historiker auf die Quellen zu schauen. "Die Täterschaft prägte alle Schichten der Gesellschaft", sagte Hördler. Da spricht der Hygiene-Beauftragte der SS in seinem Bericht von "unbrauchbaren Menschenmaterial", an anderer Stelle vermerkt der KZ-Leiter und Geschäftsführer der Mittelwerke das die Übergriffe der zivilen Angestellten auf Häftlinge zugenommen haben.

Es sind kleine Ausschnitte aus einem großen, breiten Bild. Die Gedenkstätte werde es sich in diesem Jahr zur Aufgabe machen, das Gesamtbild des Lagerkomplexes mit seinen zahlreichen Außenstellen in den Vordergrund zu rücken, weniger das Hauptlager. Die Außenstellen fanden sich in der ganzen Region, mitten in den Dörfern und Städten, mal im Wirtshaus, einem alten Stall, leerren Betriebsgeländen oder hastig errichteten Baracken auf grüner Wiese.

"Ganz Europa war im Lager" - Erinnerungen an den Tag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel) "Ganz Europa war im Lager" - Erinnerungen an den Tag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)

Am kommenden Wochenende wird die Gedenkstätte zwei Fahrten zu den meist vergessenen Orten nationalsozialistischer Verbrechen im Südharz organisieren. Die erste Fahrt führt am Samstag nach Harzungen, Stempeda, Rottleberode, Roßla, Kelbra und zur ehemaligen Boelcke-Kaserne in Nordhausen. Am Sonntag wird man nach Woffleben, Ellrich, Günzerode, Mackenrode und Großwerther fahren. Los geht es jeweils um 11 Uhr, die Gedenkstätte bittet um vorherige Anmeldung unter 03631/495820 oder via besucheranmeldung@dora.de.

Warum aber der ganze Aufwand, jetzt da die Zeitgeschichte langsam verblasst? Es brauche den Blick auf die gesamte Gesellschaft, damals und heute, unterstrich Hördler. "Die hohe Akzeptanz und der Konsens im Nationalsozialismus, wonach Menschen nicht gleich seien, ihre Würde antastbar sei, Menschen "unwert" oder "unbrauchbares Menschenmaterial" seien, zog sich durch alle Ebenen der deutschen Gesellschaft". Der Nationalsozialismus sei eine "Zustimmungsdiktatur" gewesen, durch das Ausbleiben von Protest und Widerstand, durch die passive Duldung von Gewalt und Mord, in der Gleichgültigkeit und im aktiven "Mitmachen" habe sich das totale Versagen der deutschen Zivilgesellschaft begründet.

Man dürfe daher nicht aufhören, zu den Ursachen und Folgen von Ausgrenzung und Gewalt zu forschen und zu vermitteln. Man dürfe nicht aufhören, über die Rolle der deutschen Gesellschaft in der Geschichte und ihre Möglichkeiten des Handelns zu informieren und kritische, historisch fundierte Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit zu führen. Gerade Angesichts eines wachsenden Rechtspopulismus, Antisemitismus und Antiziganismus dürfe es kein Zurückweichen geben.

Völkische Polemik und ein Bekenntnis das sich gegen das kulturelle Gedächtnis der Verbrechen von Auschwitz, Buchenwald und Dora richte, seien auch in der Region und in Thüringen zu vernehmen. Umso konsequenter müsse man für demokratische Werte und die Unantastbarkeit der Menschenwürde eintreten.

Die stellvertretende Ministerpräsidenten Thüringens, Heike Taubert, nutzte das Gedenken um für die Europawahl im Mai zu werben. "Ganz Europa war im Lager", sagte Taubert, der Nationalsozialismus war nicht nur eine deutsche, sondern eine europäische Katastrophe. Ein 70jähriger Frieden, wie man ihn seither erlebe, sei für die Menschen damals undenkbar gewesen. Es sei das gemeinsame europäische Haus, das diesen Frieden sichere, bei allen Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten könne man deswegen nicht aufhören, die europäischen Institutionen weiter zu entwickeln.
Angelo Glashagel
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Gedenken zum 74. Jahr der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora (Foto: Angelo Glashagel)
Autor: red

Kommentare
Latimer Rex
11.04.2019, 16.16 Uhr
Dora-Gedenken / Nie wieder!
Die Lebenslüge vieler Deutscher der älteren Generation,
sie hätten von den Verbrechen der Nazis nichts gewusst,
darf nicht von Verharmlosern totalitärer Regime beschö-
nigt werden. Das "Dritte Reich" war keineswegs nur ein
ornithologisches Exkrement, sondern verübte eines der
schlimmsten Verbrechen der Menschheit.
Als Zehnjähriger auf dem Schulweg zur Wiedigsburg sah
ich fast täglich die Kolonnen von KZ-Häftlingen in der
Grimmel-Allee auf dem Leidensweg von den Boelcke-
Kasernen zum Kohnstein. Zu engerem Kontakt zu Zwangsarbeitern kamen wir Schüler auf dem Lagerplatz des Sägewerkes Rathsfeld, wo wir mit Sohn und Tochter des Betreibers spielten - mit kleinen Loren auf den Gleisen. Wer sein Pausenbrot oft nicht gegessen hatte, ließ es für die in mausgrauen Uniformen arbeitenden "Badoglio-Italiener" liegen, Kriegsgefangene nach dem Wechsel der Fronten Italiens.
Real Human
12.04.2019, 10.07 Uhr
Immer mehr Deutsche sehen das um 180 Grad anders
(((Vorsicht, hier folgen ZITATE! Hier muss man SELBST DENKEN!)))

"Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."

"Und bis heute sind wir nicht in der Lage, unsere eigenen Opfer zu betrauern."

"Anstatt die nachwachsende Generation mit den großen Wohltätern, den bekannten, weltbewegenden Philosophen, den Musikern, den genialen Entdeckern und Erfindern in Berührung zu bringen, von denen wir ja so viele haben,...vielleicht mehr als jedes andere Volk auf dieser Welt..., und anstatt unsere Schüler in den Schulen mit dieser Geschichte in Berührung zu bringen, wird die Geschichte, die deutsche Geschichte, mies und lächerlich gemacht."

Meine Erfahrung:
Wer sich heute gegenüber einem bestimmten Milieu als Philosoph outet, wird als weltfremd verspottet, selbst wenn er Hitlers „Lieblingsphilosophen“ zitiert.

"Und diese dämliche Bewältigungspolitik, die lähmt uns heute noch viel mehr als zu Franz Josef Strauß' Zeiten. Wir brauchen nichts anderes als eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad."

"So kann es, so darf es und so wird es nicht weitergehen. Es gibt keine moralische Pflicht zur Selbstauflösung."

"Wir brauchen eine Erinnerungskultur, die uns vor allen Dingen und zu allererst mit den großartigen Leistungen der Altvorderen in Berührung bringt."

Meine Bemerkung:
Wirklich „großartige Leistungen“. Um zum Mond zu gelangen, mussten erst Tausende durch die Hölle gehen!?

"Unser liebes Volk ist im Inneren tief gepalten und durch den Geburtenrückgang sowie die Masseneinwanderung erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar bedroht."

Zitatauswahl nach:
„Die Höcke-Rede von Dresden in Wortlaut-Auszügen“ in ZEIT ONLINE

Auch ein „vollständiges Transkript der Rede von Björn Höcke vom 17. Januar 2017 im Ballhaus Watzke“ ist im www auffindbar.

Es endet mit:

„Liebe Freunde, wir müssen nichts weniger als Geschichte schreiben, wenn es für uns Deutsche und für uns Europäer noch eine Zukunft geben soll. Wir können Geschichte schreiben. Tun wir es! Ich danke euch.“

[langer, stehender Applaus, Rufe: „Höcke, Höcke!“, „Höcke nach Berlin!“, „Merkel nach Sibirien!“]
(((Dieses Publikum hat wohl noch nie SELBST gedacht?)))

Noch mal Nietzsche:

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei [SELBST] zum Ungeheuer wird.“

Und noch tief-/abgründiger:

„Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“

Frei nach dem ersten Bundespräsidenten:
„Nun wählt mal schön!“
Mueller13
12.04.2019, 12.50 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Gehört nicht zum Thema
Paulinchen
12.04.2019, 14.34 Uhr
Die Afd und ihre...
..."Schaufensterkandidaten" im TV, sind aus meiner Sicht, schon eine Gruppe, für die Parteien, in denen sie vorher waren, ganz sicher kein Verlust. Diese Behauptung mache ich an dem Auftritt von Herrn Höcke bei Günter Jauch fest, als er noch in dessen Show, im Gasometer von Berlin stattfand. Als Höcke seinen Fahnenfetzen, in den Farben schwarz, rot, gold über seine Stuhllehne legte, dachte ich doch tatsächlich, dass Jauch eine Talkshow aus der Psychatrie sendet.
Der Auftritt am 9.4.2019, von Guido Rail (AfD) bei M. Lanz, vermittelte mir leider keinen besseren Eindruck über die oben titulierten Schaufensterkandidaten. Auf die Frage von Lanz, was er - Rail denn in dem EU-Parlament leisten möchte, für das er ja kandidiert, kam mehrfach nur die Antwort, dass er dort endlich Transparenz einführen möchte. Oh je - das wird aber ein teures Mitglied für uns Deutsche, kam mir da in den Sinn. Denn Lanz hakte nach, an welcher Stelle er Transparenz wünscht und verbessern will, da kam aber keine Antwort mehr.
Schon der gesamte Auftritt dieses Mannes, vermittelte mir das Gefühl, dass dieser Mann von Hass erfüllt ist und nicht weiß, wie er sich überhaupt sachlich artikulieren soll. Mal ganz abgesehen von seinem visuellen Benehmen auf dem Sessel. Leider gehört, wenn auch mit etwas Abstand die Frau v. Storch dazu. Bei Maischberger gab sie fachlich betrachtet, ein ähnlich jämmerliches Bild ab, wenn sie nach konstruktiven Gedanken und Vorschlägen befragt wurde. (außer raus aus dem Euro kam nichts - nur - und darüber wunderte sich der dortige Personenkreis sehr, sie will aber in der EU bleiben!)
Auweija - @Mueller13, wenn Sie den aufrichtigen Wunsch nach Veränderungen in unserem Lande hegen sollten, dann übernehmen Sie den Club AfD! Denn mit den Figuren in Berlin und in den Landesregierungen wird es ein Fiasko. Die werden nie Repräsentanten unseres vereinten Deutschland. (die machen mir irgendwie Angst) Kein Vertreter der AfD, stellt sich auch nur einmal, mit Fakten des Parteiprogramms der Partei, den Diskussionen solcher Veranstaltungen. So wird die AfD eher weder eine Volkspartei, noch das Vertrauen in der Bevölkerung finden. Und in Goebbelsmanier klappt es schon mal gar nicht, denn diese Narben sind nur oberflächlich verheilt. Mein Vater kam mit Kopfschuss aus Kreta zurück.
tannhäuser
12.04.2019, 17.36 Uhr
Vielleicht...
...fällt Ihnen das nur besonders ins Auge, weil die AfD nicht so überrepräsentiert in den wöchentlichen Laberrunden wie andere unvermeidliche Akteure ist, Paulinchen?

Russland-Freund Altmeier (Sorry, der musste jetzt sein nach den letzten Putin-Diskussionen hier), Enteignungs-Habeck, Strom-Im-Netz-Speichern-Baerbock oder Ich-Will-Jetzt-Nach-Brüssel-Barley (Und lässt sich auch noch vom "Hetzsender" Russia Today interviewen) geben auch nicht bei jedem ihrer vielen Talkshowbesuche eine perfekte Figur ab.

Damit will ich schlechte Aussendarstellung von AfD-Köpfen nicht mit unglücklichen Auftritten anderer erklären.

Es liegt genug Verbesserungswürdiges im Argen, was man einer jungen Partei aber zugestehen sollte. Das ging den Grünen und der SED im (Noch nicht abgeschlossenen) Häutungsprozess zu Die Linke auch nicht anders.

Bei Reil gebe ich Ihnen aber komplett Recht. Schafft er es ins Europaparlament, sollte seine Partei dafür sorgen, dass er dort bleibt und möglichst Kameras und Mikrofone deutscher Sender meidet.
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