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Mi, 11:14 Uhr
26.11.2008

nnz-doku: "Hochprozentig"

Die nnz hatte heute bereits über die zusätzlichen Beförderungen innerhalb der Nordthüringer Polizei berichtet. Innerhalb von nnz-doku wollen wir Ihnen die bemerkenswerte Ansprache von Polizeidirektor Uwe Köppen nicht vorenthalten...

Polizei in Brennerei (Foto: Polizei) Polizei in Brennerei (Foto: Polizei)

Es ist in der Polizeidirektion Nordhausen zu einer guten Tradition geworden, den Festakt zur Beförderung an historischen und geschichtsträchtigen Orten durchzuführen. Ich habe mich dieser Tradition gebeugt und bin in die Grimmelallee gekommen, um Sie heute hier in der Traditionsbrennerei, der früheren Brennerei Seidel, zu begrüßen und gemeinsam mit Ihnen diesen festlichen Akt der Beförderungen zu begehen.

Vor 100 Jahren hätte sich sicher niemand träumen lassen, dass an dieser Stelle einmal Thüringer Polizisten befördert werden. Damals, 1907, schuf Joseph Seidel hier ein neues Zuhause für die alte Kornbrennerei seines Vaters. Damals gab es in Nordhausen noch 66 Brennereien.

Man kann sich vorstellen, dass es auch in der damaligen Zeit nicht immer leicht war, solch einen Betrieb aufrecht zu erhalten oder gar einen neuen zu bauen und gegen die Konkurrenz zu bestehen. Dazu waren Mut, Risikobereitschaft und Entschlossenheit gefragt, die den Unternehmer nicht verlassen durften.

Wer also erfolgreich sein wollte, musste auch realistisch und selbstkritisch bleiben und wissen, wann und wo es genug ist oder wann und wo man noch einen Zahn zulegen muss.

Sie, meine Damen und Herren, haben in der Vergangenheit die wesentlichen Charaktereigenschaften eines guten Polizisten an den Tag gelegt, nämlich Mut, Risikobereitschaft und Entschlossenheit. Dazu haben Sie Enthusiasmus und Realismus bewiesen. Deshalb dürfen Sie heute befördert werden.

Es gibt mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Berufen eines Kornbrenners und dem eines Polizisten, als wir zunächst vermuten würden. Beide brauchen ein gutes Ausgangsprodukt. Der Brenner das gute Korn, vorzugsweise aus der Goldenen Aue. Der Polizist braucht als Ausgangsprodukt eine gute Ausbildung.

Beide müssen stets aufmerksam und gewissenhaft arbeiten. Der Brenner muss Menge und Qualität des Korns genau prüfen und die Rezeptur einhalten. Auch Sie müssen aufmerksam und gewissenhaft sein, egal, ob auf Streife, bei der Anzeigen- oder der Tatortaufnahme. Was am Anfang versäumt wurde, ist in aller Regel für immer verloren und stellt den Gesamterfolg in Frage.

Wir müssen täglich, egal was mir machen, die richtigen Paragraphen beachten. Alles, was wir tun, ist geregelt und festgelegt. Ähnlich geht es dem Brenner. Er hat das Reinheitsgebot, dass seit 1789 gilt, einzuhalten. Mindestens zwei Drittel Roggen und höchstens ein Drittel Gerste oder Malz.

Geduld ist eine weitere wesentliche Charaktereigenschaft, die beide Berufe prägt. Der Brenner muss Geduld haben, wenn in den riesigen Maischebottichen, gefüllt mit Schrot und Wasser aus Zucker Alkohol wird und wenn in der Brennblase aus der Maische der eigentliche Schnaps destilliert wird. Und Sie? Wie oft müssen Sie in unserem Beruf Geduld aufbringen?

Die Arbeit des Schnaps-Brennens ist aufwändig. Wussten sie, dass für die Herstellung einer einzigen Flasche Korn 25.000 Roggenkörner benötigt werden? Auch unsere Arbeit ist oft aufwändig. Unendlich viele Personen werden im Laufe eines Jahres von uns zu den verschiedensten Sachverhalten gehört. Blatt für Blatt füllt sich so manche Akte, um am Ende ein Gesamtbild, im besten Fall ein Bild vom Täter zu ergeben.

Wir könnten diese Reihe nun noch beliebig fortsetzen und noch weitere Gemeinsamkeiten finden. Aber lassen sie mich mit einem letzten Vergleich enden. Wir rechnen, wie der Brenner, ebenfalls mit Prozenten. Wir sind sozusagen beide hochprozentig.

Zumindest können wir das von unserer Aufklärungsquote in der Polizeilichen Kriminalstatistik sagen. 66,1 Prozent Aufklärungsquote sprechen für eine hervorragende Arbeit in unseren Dienstellen. Daran, meine Damen und Herren, haben Sie einen wesentlichen Anteil. Dafür darf ich Ihnen an dieser Stelle recht herzlich danken und nicht zuletzt dafür dürfen Sie heute befördert werden.

Die Freude, die heute in Ihnen darüber ist, heute befördert zu werden, ist mit der Enttäuschung bei vielen Ihrer Kolleginnen und Kollegen verbunden, die heute nicht dabei sein dürfen. Es wird ja jedes Jahr immer wieder darüber diskutiert, ob es überhaupt Beförderungen geben wird und wie viele. Wir als Polizeiführer haben um diese Beförderungen in Thüringen gekämpft, weil wir wissen, wie wichtig sie für die Motivation der Beamten in den einzelnen Dienstorganisationen sind.

Umso mehr freue ich mich, dass wir heute zusätzlich zu den beiden anderen Beförderungsterminen noch einmal 13 Beamte befördern können. Ich persönlich hätte es gern gesehen, wenn die Zahl der zu Befördernden noch größer wäre. Aber wir unterliegen insbesondere dabei wirtschaftlichen Zwängen. Deshalb können Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchaus stolz darauf sein, eine Einladung zu diesem nachgeschobenen Beförderungstermin bekommen zu haben. Das soll aber die Arbeit der Anderen, die heute hier nicht mit dabei sein können, keinesfalls schmälern. Generell leisten unsere Beamten in den Dienststellen eine gute Arbeit.

Ich danke Ihnen für alles, was Sie bisher für die Polizei in Thüringen, für unsere Thüringer Bevölkerung getan haben. Gestatten Sie mir zum Schluss doch noch einmal auf die anfangs erwähnten Gemeinsamkeiten zurück zu kommen. Wir freuen uns, dass wir heute hier in der Traditionsbrennerei zu Gast sein dürfen. Ich glaube, soviel Grün hat dieses Haus lange nicht gesehen. Obwohl das ja auch eine Gemeinsamkeit ist. Denn es gibt hier eine Spezialität des Hauses. Den "Harzer Grün", einen köstlichen Kräuterlikör.

Gern würden wir zu gegebener Zeit wieder zurückkehren, um Kolleginnen und Kollegen zu befördern. Dann allerdings werden wir eine Gemeinsamkeit verloren haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Polizei dann hier in blau sitzen. Da wird sich wohl Herr Einenkel als Betreiber der Traditionsbrennerei etwas einfallen lassen müssen.

Aber so ist es oft im Leben. Es wird immer wieder Veränderungen geben, mit denen wir zurecht kommen müssen und auch werden.
Und wenn ich in Ihre Gesichter schaue, lese ich darin Mut und Zuversicht. Übertragen sie ihren Mut, ihre Zuversicht auch auf die anderen Kolleginnen und Kollegen in den Dienststellen. Das ist es auch, was wir brauchen. Der Erfolg gehört den Tüchtigen! Lassen Sie uns zupacken und nicht lockerlassen! Ich freue mich darauf, diese Veränderungen gemeinsam mit Ihnen zu meistern. Alles Gute!
Autor: nnz

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