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Do, 16:00 Uhr
26.01.2017
Schülerwettbewerb und gemeinsame Ferienaktion

Wenn Luther schon Twitter gehabt hätte

Das große Reformationsjubiläum in diesem Jahr wirft seine Schatten voraus. In der Stadtbibliothek wurde heute ein breit angelegter Wettbewerb angekündigt, der vor allem jüngeren Schülerinnen und Schülern Luther, die Zeit der Reformation und ihre Paralellen zur Gegenwart nahe bringen soll. Flankiert wird das ganze von einem gemeinsamen Ferienangebot der Nordhäuser Museen und der Bibliothek...

Luther braucht Hilfe - Schülerwettbewerb und Ferienfreizeit eröffnen Reformationsjubiläum (Foto: Mundgestaltung, bearbeitet nnz) Luther braucht Hilfe - Schülerwettbewerb und Ferienfreizeit eröffnen Reformationsjubiläum (Foto: Mundgestaltung, bearbeitet nnz)

Wir schreiben den 31. Oktober 1526. Der Thesenanschlag in Wittenberg liegt einige Jahre zurück, Luther vertieft sich dieser Tage in seine Bibelübersetzung. Die Zeiten in denen er sich als "Junker Jörg" verstecken musste sind vorbei, das Neue Testament ist schon aus dem Griechischen ins Deutsche übertragen. Nun wartet der ältere und umfangreichere Teil des Textes. Bei der Übersetzung aus dem hebräischem könnte der Gelehrte etwas Hilfe gebrauchen, vielleicht vom guten Freund Justus Jonas. Der soll jüngst aus seiner Heimatstadt Nordhausen zurückgekehrt sein und sich bestens mit dem Hebräischem auskennen. Also schickt Luther einen Boten nach dem Jonas zu schicken. Vielleicht hat der Freund ja auch noch ein Fässchen vom guten Branntwein aus der Heimat mitgebracht...

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Historisch verbürgt ist diese kleine Episode nicht, dass es sich das Verhältnis zwischen dem Nordhäuser Justus Jonas und dem großen Reformator so oder zumindest so ähnlich ausgesehen haben könnte ist aber immerhin vorstellbar. Die kleine Geschichte dient, um einiges ausführlicher, als Einstieg in den großen Schülerwettbewerb, mit dem die kulturellen Einrichtungen der Stadt das Jahr des Reformationsjubiläums eröffnen wollen.

Vom 1. Februar bis zum 31. Mai können Schülerinnen und Schüler der 4. bis 7. Klasse ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich ihr eigenes Ende für die Geschichte "Luther braucht Hilfe" ausdenken und selber illustrieren. Für die drei besten Einsendungen in jeder Altersstufe winken Theater-, Kino-, und Büchergutscheine, die schönste Geschichte soll in der Festwoche am 16. Juni vor der Blasiikirche aufgeführt werden. Eine Teilnahme ist sowohl einzeln wie auch als Gruppe oder Klassenverband möglich.

In der Bibliothek habe man von Beginn an die Idee gehabt, während des Reformationsjubiläums etwas für die Kinder der Stadt zu machen, erklärte heute Hildegard Seidel, Leiterin der Stadbibliothek. Gerade den Jüngeren sei die Reformationszeit häufig ganz fremd. Das man den turbulenten Beginn des 16. Jahrhunderts durchaus erfolgreich und kindgerecht verpacken kann, das zeigten gerade die "Mosaik"-Comics, die mit ihren Reformationsausgaben zur Zeit so etwas wie eine Renaissance erlebten und im Moment noch nicht einmal nachbestellt werden könnten, meinte Seidel.

Erstmals gemeinsame Ferienfreizeit geplant: Astrid Lautenschläger, Jürgen Rennebach und Hildegard Seidel (Foto: Angelo Glashagel) Erstmals gemeinsame Ferienfreizeit geplant: Astrid Lautenschläger, Jürgen Rennebach und Hildegard Seidel (Foto: Angelo Glashagel) Flankiert wird der Wettbewerb mit einem Ferienprogramm, welches Bibliothek und Museen erstmals gemeinsam gestalten wollen. An drei Tagen können Mädchen und Jungen das alte Nordhausen der Reformationszeit erkunden. Dabei geht es weniger um religiöse Fragen, als vielmehr um die historischen Ereignisse und das Lebensumfeld, in dem sich Luther, Jonas und ihre Zeitgenossen bewegten.

Mit einer Stadtführung am morgen des 7. Februar wird Astrid Lautenschläger vom Museum Flohburg das Programm eröffnen. An verschiedenen Orten der Stadt könne man den Kindern das Leben der Zeit nahe bringen und auch einige Kernbegriffe gut erklären, so die Museumspädagogin. Danach geht es im Tabakspeicher weiter. Hier werde man das machen, was man gut kann: sich mit dem Handwerk der Zeit befassen. "Wir werden Papier schöpfen, so wie man das früher gemacht hat und echte Tusche herstellen. Das vergisst keiner", erläuterte Museumsleiter Jürgen Rennebach.

Im Verlauf der drei Tage soll auch eine Zeittypische Mappe entstehen, in den die eigene ausgedachte Geschichte ihren Platz finden kann, man will mit Tinte und Feder griechische und hebräische Buchstaben zu Papier bringen und die Himmelgartenbibliothek erkunden. Letzteres dient auch dazu Paralellen zur heutigen Zeit aufzuzeigen, erklärte Hildegard Seidel. Bis zur zweiten Auflagen des sogenannten "Septembertestaments", Luthers erster Bibelausgabe, habe es damals nur knapp zwei Monate gedauert.

Ähnlich wie heute habe zur Zeit Luthers "eine Medienrevolution stattgefunden ohne welche die Reformation gar nicht denkbar gewesen wäre", sagte die Bibliotheksleiterin. Es seien jede Menge Flugblätter, böse Karikaturen und auch einige falsche Geschichten in Umlauf gewesen, die rasend schnell Verbreitung fanden. Fake-News aus dem 16. Jahrhundert, wenn man so will.

Über die historischen Vorlagen will man am dritten und letzten Tag der Ferienfreizeit die Brücke zur Moderne schlagen und sich neben ganz alten Büchern dann auch mit neuen Medien, ihren Erscheinungsformen, Möglichkeiten und Problemen befassen. Dabei sollen auch die Tablets der Stadtbibliothek zum Einsatz kommen. Begleitet werden die drei Tage von Grafiker Tomas Kerwitz, der mit den Kindern eine Fotostory ihrer Erkundungen erstellen soll.

Die Teilnahme an der Ferienfreizeit inklusive Materialien und Verpflegung der jungen Teilnehmer ist vollkommen kostenlos. Zu verdanken hat man das dem Bundesprogramm "Lesen macht stark", über das der Wettbewerb gefördert werden konnte. Wer Interesse an der Ferienfreizeit auf Luthers Spuren hat, der kann sich bis zum 03. Februar unter 03631/696267 oder via E-Mail an bibliothek@nordhausen.de anmelden. Die Plätze sind begrenzt.

Den Flyer zum Wettbewerb gibt es auch hier und zum Ferienprojekt hier .
Angelo Glashagel
Autor: red

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