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Do, 15:55 Uhr
26.01.2017
AWO Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung

Jeder Zehnte im Landkreis ist überschuldet

Nach der jährlichen Veröffentlichung im Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei Creditreform sind im Landkreis Nordhausen 10,04 Prozent der Bevölkerung über 18 Jahre überschuldet. Viel Arbeit für die Schuldner-Beratung. Monika Röthling berichtet aus der Arbeit des vergangenen Jahres...


Nach unserer Einschätzung liegt die Quote noch höher, da in den Zahlen von Creditreform eine Vielzahl von Angaben nicht erfasst ist, wie zum Beispiel alle Schuldner bei öffentlich–rechtlichen Gläubigern wie dem Landratsamt, den Kommunen, dem Finanzamt und der Bundesagentur für Arbeit.

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Die meisten Menschen, die sich überwinden und in der Beratungsstelle Hilfe suchen, haben oft schon lange Zeit den Überblick über die finanziellen Problem verloren. Besonders wenn Inkassounternehmen und Anwälte die Beitreibung übernehmen, wird es unübersichtlich.

Die Ursachen der Überschuldung sind meist ein Geflecht von Faktoren. Kritische Lebensereignisse, die man oft nicht selbst zu vertreten hat, wie Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit oder Unfall lösen hauptsächlich eine Überschuldung aus. Leider werden Schulden in unserer Gesellschaft häufig nur auf den Begriff der persönlichen Schuld reduziert. Die Hauptauslöser für Überschuldung zeigen aber, dass es jeden treffen kann.
Der Bedarf an Beratung ist nach wie vor sehr hoch. Die Wartezeit von teilweise mehreren Monaten wird durch wöchentliche Telefonberatung überbrückt.

Nach einer umfangreichen Analyse der Situation eines jeden Falles wird eine gemeinsame Strategie mit dem Betroffenen zur Überwindung seiner finanziellen Probleme entwickelt. Dabei ist oft ein Insolvenzverfahren der einzige Ausweg, wenn vorher alle Bemühungen um eine außergerichtliche Einigung gescheitert sind.
Dass die Zahl der Privatinsolvenzen gesunken sein soll, kann nicht mit dem Sinken der Überschuldung gleichgesetzt werden. Weil in den meisten Insolvenzfällen eine anerkannte Beratungsstelle die Insolvenzanträge vorbereitet, die Fördermittel aber seit Jahren nicht ausreichen, um dem hohen Bedarf Rechnung zu tragen, kann auch nur eine begrenzte Anzahl an Fällen bearbeitet werden.

Auszüge aus der Jahresstatistik 2016

Gesamtzahl der Beratungsfälle 462
  • dav. Anzahl Fälle nur Schuldnerberatung 98 (21,2 %)
  • dav. Anzahl Fälle Schuldner- und Verbraucherinsolvenz-
  • beratung 364 (78,8 %)
  • darunter neu aufgenommene Fälle: 171 (2015: 152), Neuanmeldungen gesamt: 212 (2015: 194)
  • Gesamtzahl der Beratungsgespräche: 1.940
Fälle nach Kommunen:
  • Nordhausen und Gemeinden 283
  • Bleicherode und Gemeinden 38
  • Heringen und Gemeinden 31
  • Ellrich und Gemeinden 29
  • Harztor und Gemeinden 26
  • Sollstedt und Gemeinden 24
  • Wolkramshausen und Gemeinden 12
  • Hohenstein 9
  • Werther und Gemeinden 6
  • Andere 4
Ein auffälliger Anstieg der Beratungsfälle wurde für Wolkramshausen und die Hainleite-Gemeinden registriert, während in Bleicherode und Gemeinden ein Rückgang zu verzeichnen war.

Fälle nach Einkommen/Personenkreis:
SGB II (Arbeitslosengeld II) 224 (48,5 %) sowie weitere 25, die ergänzend Arbeitslosengeld II bekommen
Arbeitnehmer 157 (34,0 %)
Rentner 36 (7,8 %)
SGB III (ALG I) 16 (3,4 %)
Sonstige (nicht erwerbstätig) 14 (3,0 %)
Studenten/Auszubildende 9 (2,0 %)
SGB XII (Grundsicherung) 6 (1,3 %)

Auslöser/Ursachen der Überschuldung (Mehrfachnennung möglich):
  • Arbeitslosigkeit 55,7 %
  • Scheidung, Trennung 34,5 %
  • Konsumverhalten 24,9 %
  • Krankheit/Unfall 24,0 %
  • unwirtschaftliche Haushaltsführung 11,7 %
  • Straffälligkeit 11,2 %
  • Sucht 9,8 %
  • Zahlungsverpflichtung aus Bürgschaft/Mithaftung 9,3 %
  • Haushaltsgründung, Geburt 5,4 %
  • fehlende finanzielle Allgemeinbildung 7,9 %
In fast allen Fällen führten mehrere Ursachen zur Überschuldung. Wie auch in den Vorjahren war Arbeitslosigkeit bei mehr als der Hälfte der Ratsuchenden Auslöser für dauerhafte Überschuldung.
Auch Scheidung oder Trennung vom Partner blieb die zweithäufigste Ursache. Hier wurde noch ein Anstieg von 32,1 % im Vorjahr auf 34,5 % verzeichnet. Ebenso löste Krankheit/Unfall bei 24 % der Fälle die Überschuldung aus (Vorjahr 20,4 %). Einkommensarmut und längerfristiges Niedrigeinkommen (17,7 %) werden zunehmend zu bedeutenden Überschuldungsfaktoren.
  • durchschnittliche Schuldenhöhe pro Fall: 35.836 € (Vorjahr 35.815 €)
  • ehemals Selbstständige/gescheiterte Existenzgründer: 56 (Vorjahr 66)
  • Alleinerziehende: 2016 - 98 (21,2 % aller Fälle), (auffälliger Trend) 2015 - 89 (20,0 %), 2014 - 79 (16,9 %) und 2013 - 69 (14,9 %)
Klienten nach Altersgruppen:
  • unter 20 Jahre 1 (0,2 %)
  • 20 bis unter 30 Jahre 97 (21,0 %)
  • 30 bis unter 40 Jahre 156 (33,8 %)
  • 40 bis unter 50 Jahre 81 (17,5 %)
  • 50 bis unter 60 Jahre 96 (20,8 %)
  • bb 60 Jahre und älter 31 (6,7 %)
Anzahl der Gläubiger pro Fall:
  • 1 bis 5 Gläubiger 135
  • 6 bis 10 Gläubiger 79
  • 11 bis 20 Gläubiger 126
  • 21 bis 50 Gläubiger 98
  • über 50 Gläubiger 11
  • keine vollständ. Angaben 13
174 Klienten mussten über mehrere Jahre beraten und betreut werden. Hauptgründe: unvollständige Unterlagen; aufwändiges Recherchieren nach weiteren Gläubigern; längerfristige Budgetberatung erforderlich

Anzahl der Fälle, die 2 Jahre und länger beraten wurden: 174
  • 2 Jahre 80 Klienten
  • 3 Jahre 56 Klienten
  • 4 Jahre 19 Klienten
  • 5 Jahre 4 Klienten
  • 6 Jahre 6 Klienten
  • 7 Jahre 4 Klienten
  • 8 Jahre 2 Klienten
  • mehr als 8 3 Klienten
  • wachsende Zahl überwiegend junger Klienten mit psychischen Erkrankungen (42 Klienten) und/oder mit Suchtproblemen (24 Klienten)
  • höhere Zahl der Klienten, welche die Beratung abgebrochen hatten und dann wieder neu aufgenommen wurden
  • neue Schulden trotz Aufklärung und bestehender Vereinbarung während der laufenden Beratung.
2016 erhielten 48 unserer Klienten einen Beschluss über die Restschuldbefreiung, nachdem sie ein Verbraucherinsolvenzverfahren und die Wohlverhaltensphase erfolgreich durchlaufen hatten.
Monika Röthling
Autor: red

Kommentare
wyski
26.01.2017, 17.51 Uhr
Mehr
Und was ist mit der Dunkelziffer.
Sonntagsradler 2
27.01.2017, 09.58 Uhr
@wyski Zu ihrer Frage
die Dunkelziffer ist natürlich dunkel1
Heist ja nicht umsonst Dunkelziffer! :-), :-)
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