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Di, 06:21 Uhr
13.01.2015

Albert Kuntz: Zur Tragödie seines Lebens (2)

In Nordhausen erinnern eine Schule, ein Gedenkstein, eine Straße und der gleichnamige Sportpark an Albert Kuntz. Gedanken aus Anlass des 70. Jahrestages der Ermordung des Kommunisten im KZ Mittelbau-Dora von Tim Schäfer in der nnz...


Aber wer war Albert Kuntz? Er war ein tief in der KPD verwurzelter und vernetzter Organisator, Antifaschist, Propagandist und Abgeordneter mit proletarischem Hintergrund, Häftling und Opfer des NS-Terrors.

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Albert Kuntz war als prominenter Kommunist und RFB Mann einer der todgeweihten Feinde der Nationalsozialisten. Er wurde 1896 in Bennewitz bei Wurzen geboren. Seine Mutter hatte ihn in den damaligen schwierigen Zeiten mit zwei Geschwistern ab 1900 allein zu ernähren. Der junge Albert trug durch Gelegenheitsarbeiten auch zum Unterhalt der Familie mit bei.

Schon 1912 war er Mitbegründer der sozialistischen Arbeiterjugend in Wurzen. Bereits in seiner Lehre bis 1915 als Kupferschmied soll er dann auch Gewerkschaftsmitglied geworden sein. Im ersten Weltkrieg wurde er bei Verdun als Soldat eines Pionierbataillons 1916 schwer am Bein verwundet (1918 Soldatenratsmitglied). Sein Lazarett Aufenthalt dauerte bis zum Kriegsende an. In die USPD trat Kuntz 1917 ein (USPD = Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands), die er aber abstrakt formuliert, wegen der sogenannten Burgfriedenspolitik, der heterogenen Verhältnisse und seinen linkeren Positionen zugunsten der Spartakianer (Vorläufer der KPD) folgerichtig wieder aufgab. Ab 1919 war Kuntz in der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) zunächst in Wurzen (hier Mitgründer), dann regional in der Bezirksleitung der KPD Mitteldeutschland bereits leitend aktiv.

Hier hatte er eine bedeutende, wenn nicht die bedeutendste Rolle insbesondere im Rahmen des Kapp Putsches inne. Ab 1923 wirkte er als hauptamtlicher Funktionär zunächst als Organisationsleiter für Westsachsen in Leipzig. Unter seiner Leitung entstanden „Proletarische Hundertschaften“, die auch teils bewaffnet waren. Aktionen, die Kuntz anleitete waren bspw. die Beschlagnahmungen von Lebensmitteln und deren Verteilung an hungernde Familien.

In diesen Monaten wird Kuntz verhaftet und sitzt mehrere Monate als Schutzhäftling ein, bevor er im August 1924 wegen „Landfriedensbruch“ verurteilt worden ist. Er entzog sich dieser Verurteilung offenbar und war ab 1925 dann als Arbeiter in Chemnitz aktiv. Wiederum auch als Mitglied der Bezirksleitung der KPD Erzgebirge-Vogtland. 1926 – 1928 übernahm er dann auch hauptamtlich die politische (1928) und organisatorische Leitung der KPD in Frankfurt für Hessen.

Nachdem Kuntz 1929 zum Kandidaten des Zentralkomitees der KPD berufen worden sein soll, wirkt er ab Juli 1930 dann als Orgleiter der KPD in Berlin-Brandenburg und wurde 1932 als Abgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt. Also zu der Zeit als Dr. Joseph Göbbels Gauleiter von Berlin, im „Roten Berlin“ war und als Reichspropagandaleiter wesentlichen Anteil am Aufstieg der NSDAP hatte. Sekretär der KPD in Berlin war zeitweilig Walter Ulbricht.

Von November 1929 – Juli 1930 soll Albert Kuntz zum Studium an der Internationalen Leninschule in Moskau delegiert worden sein. Die politische Auseinandersetzung spielte sich damals nicht wie heute plakativ an der Strasse ab. Diese fand damals oft sehr handfest unter Ausnutzung aller Mittel insbesondere auf der Strasse statt. Vor dem Hintergrund der massiven politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise in der Endphase der Weimarer Republik verstetigte sich der Kampf der politischen Erzfeinde häufig zu blutigen Straßenschlachten.

1930-32 kann als die Hauptphase der Aktivität von Albert Kuntz für die KPD angesehen werden. Im großen Berliner Metallarbeiterstreik hatte Albert Kuntz die leitende Rolle inne. Walter Ulbricht lobte damals sinngemäß, dass hierbei wenigstens für Berlin einigermaßen richtig die Einheitsfrontpolitik (der KPD) angewandt worden sei. Im Preußischen Landtag soll Albert Kuntz im Mai 1932 durch einem Messerstich eines SA Mannes am Kopf schwer verletzt worden sein. Einer wie Albert Kuntz konnte aber auch seine Arbeiterfäuste gut einsetzen, wird berichtet.

Albert Kuntz soll ein guter Redner gewesen sein, der es schaffte, die Leute zu fesseln. So auch bspw. in Oranienburg am 09. Mai 1932. Hier forderte er insbesondere „antifaschistische Einheitsausschüsse“ sowie „Selbstschutzformationen“ ein. Bereits 1932 war Kuntz dann aber wieder Organisationssekretär Hessen der KPD. Gemeinhin verfolgte Kuntz auf gefestigtem Standpunkt strikt die Leninschen Prinzipien. Albert Kuntz war offenbar auch einer der führenden Köpfe des Roten Frontkämpferbundes (RFB).

Dieser war die paramilitärische Schutztruppe der KPD (quasi diametral zu SA) in der Weimarer Republik. Die Agitationskultur des RFB, war von einem Frontkämpferdasein „der gerechten Sache“ ebenso geprägt, wie von ihrem politischen kommunistischen Manifest. Am 3. Mai 1929 wurde der RFB vom preußischen Innenminister verboten. Albert Kuntz nahm auch an der sogen. Illegalen Tagung der KPD in Ziegenhals am 07.Februar 1933 teil.

Am 12. März 1933 wurde Kuntz verhaftet und dabei offenbar derart zusammengeschlagen, dass er viele Wochen im Lazarett verbringen musste. War Albert Kuntz als Organisator und Kopf der konspirativen KPD Arbeit 1932 erneut wieder nach Hessen delegiert worden, auch um Ihn in Berlin aus der Schusslinie zu nehmen? Hatte Kuntz Wissen um die sogenannten Bülowplatzmorde in Berlin?

Die KPD Führung hatte offenbar begründet die Sorge, dass man auf Albert Kuntz ein Mordattentat verüben könnte. Im (zweiten) Prozess von 1934 wegen der Ermordung der Polizeihauptleute Anlauf und Lenck am 9. August 1931 in Berlin war Kuntz einer der Hauptangeklagten als Auftraggeber, wurde jedoch als Hauptangeklagter von der Tatbeteiligung freigesprochen.

Pikant: Nach der Wiedervereinigung Deutschlands eröffnete das Landgericht Berlin im November 1991 das Hauptverfahren gegen Erich Mielke wegen der Bülowplatzmorde von 1931. Mielke war des Mordes angeklagt und verurteilt und saß deswegen bis zu seinem 88. Lebensjahr im Gefängnis. Erich Mielke war der langjährige Minister für Staatssicherheit der DDR (MfS). Wird mit Teil III fortgesetzt.
Tim Schäfer
Autor: red

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