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Di, 13:06 Uhr
15.12.2009

Mit Optimismus ins neue Jahr

Gut 14 Monate nach Beginn der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ist der Optimismus wieder auf dem Vormarsch. Der schwere Sturm scheint vorbei, doch bevor die Thüringer Wirtschaft wieder mit vollen Segeln durch ruhigere Gewässer fahren kann, wird es noch geraume Zeit dauern. Der Rück- und Ausblick seitens der IHK mit einem einzigen Klick...


Der Aufschwung ist im Moment weder selbsttragend noch stabil. Aktuell halten vor allem staatliche Konjunkturpakete und billiges Geld der Notenbank die Wirtschaft am Laufen. 2010 dürfte daher ein Jahr der Entscheidung sein. Dann werden sich zahlreiche Fragen klären: Haben die Firmen ausreichend Kapital, um Material für neue Aufträge einzukaufen? Wie viele Arbeitsplätze kann die schwer angeschlagene Industrie auf Dauer halten? Und wie lange stützt der private Konsum noch die Konjunktur?

„Die Rezession hat Thüringen wesentlich härter getroffen als andere, weniger industriell geprägte Regionen Ostdeutschlands. Immerhin erreicht das Verarbeitende Gewerbe im Freistaat einen Anteil an der Bruttowertschöpfung von rund 27 Prozent und liegt damit deutlich über den Werten der übrigen neuen Bundesländer“, stellt der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, Gerald Grusser, fest.

Vor allem die in Thüringen dominierenden Branchen, wie Automobilindustrie, Maschinenbau, Mikrotechnologie und Solartechnik, hätten starke Produktionsrückgänge und Umsatzeinbußen verkraften müssen. Die Schrumpfungsrate des Bruttoinlandsproduktes dürfte deshalb im Freistaat für 2009 größer als im ostdeutschen Durchschnitt ausfallen und bei etwa minus sechs Prozent liegen.

„Inzwischen haben die Unternehmen aber das Schlimmste offenbar hinter sich und die konjunkturelle Entwicklung steht wieder auf einem solideren Fundament“, so der IHK-Chef. Vor allem die Daten aus der Industrie würden Anlass zu Optimismus geben. Die Auftragsbücher füllten sich langsam, die Kapazitäten seien wieder besser ausgelastet und auch das Auslandsgeschäft gewinne deutlich an Schwung. „Waren die höheren Auftragseingänge mehrere Monate lang in erster Linie auf den Effekt der zahlreichen staatlichen Konjunkturprogramme und das Auffüllen der Lager zurückzuführen, wurden zuletzt auch wieder mehr Investitionsgüter geordert“, zeigt sich Grusser zuversichtlich.

Gute Nachrichten kämen ebenfalls aus dem Baugewerbe. Dank der staatlichen Investitionsprogramme hätte sich die Baunachfrage erhöht und für eine positive Auftragsbilanz gesorgt.

Abwrackprämie, niedrige Energie- und Spritpreise sowie eine geringe Inflationsrate beflügelten in den vergangenen Monaten die Kauflaune der Verbraucher. Dennoch befürchteten Händler, Gastronomen und private Dienstleister negative Auswirkungen durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Immer mehr Bürger würden aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit weniger verdienen und ihre Ausgaben spürbar senken.

„Wohin 2010 die Reise geht, hängt noch von vielen Unbekannten ab. Ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im nächsten Jahr in Thüringen von 1,5 bis 2 Prozent ist aber durchaus realistisch“, prognostiziert der IHK-Haupt-geschäftsführer vorsichtig. Wegen des niedrigen Ausgangsniveaus sei vor allem in der Industrie wieder mit einem akzeptablen Produktionsanstieg zu rechnen.

„Zur entscheidenden Frage für den Aufschwung dürfte in den nächsten Monaten aber die Finanzierungssituation der Unternehmen werden“, mahnt Grusser. Eine generelle Kreditklemme sei derzeit zwar nicht zu erkennen, jedoch berichteten immer mehr Firmenchefs trotz verbesserter Auftragslage von erschwerten Kreditbedingungen. „Der Schuh drückt insbesondere bei der Sicherung der laufenden Produktion. Aufträge können oftmals nicht entsprechend vorfinanziert und Material eingekauft werden. Da die schlechten Umsatzzahlen der letzten Monate erst zum Jahresende Bilanzrealität werden, muss mit einer weiteren Verknappung bei der Kreditversorgung gerechnet werden“, warnt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Der Arbeitsmarkt habe sich angesichts der schweren Rezession bisher als äußerst widerstandsfähig erwiesen. Trotz der zwischenzeitlichen Rekordeinbrüche bei Aufträgen und Umsatz würden die Unternehmen ihre Arbeitskräfte solange wie möglich halten. Laut einer aktuellen IHK-Analyse versuche die Hälfte der rund 900 befragten Firmen mit einer Anpassung der Arbeitszeit die schwierige wirtschaftliche Situation zu überbrücken, jeder Dritte setze auf Kurzarbeit. Es bleibe also abzuwarten, ob 2010 noch massive Personalanpassungen vorgenommen werden müssten.

„Die Betriebe sind jedoch an einem Punkt angelangt, an dem veränderte Arbeitszeiten oder Kurzarbeit allein nicht mehr ausreichen. Die Kassen sind leer. Unter dem Strich dürfte der Beschäftigungsverlust aber bei weitem nicht so stark ausfallen, wie vor einigen Monaten befürchtet“, so Grusser. Die IHK rechne deshalb im nächsten Jahr nur mit einem geringen Anstieg der Arbeitslosenzahlen in Thüringen. Von der Situation auf dem Arbeitsmarkt hänge dann in entscheidendem Maße auch die Entwicklung des Binnenhandels ab. Nichts würde Kunden so sicher von den Kassen fernhalten, wie die Angst um ihren Job.

„Jetzt liegt es an der Politik zu handeln und die für eine Konjunkturverbesserung erforderlichen Hausaufgaben schnellstmöglich zu machen. Dringender Handlungsbedarf besteht bei der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, der Konsolidierung des Staatshaushalts und der Korrektur der Unternehmen- und Erbschaftsteuerreform. Der politische Wille, kurzfristig die krisenverschärfenden Vorschriften im Steuerrecht abzumildern, wird von der IHK deshalb begrüßt. Das schnelle Handeln der neuen Bundesregierung ist ein wichtiges Zeichen an die Unternehmen in Deutschland, dass die Dringlichkeit des steuerlichen Handlungsbedarfs erkannt wurde. Die im Wachstumsbeschleunigungsgesetz vorgesehenen Maßnahmen werden vielen Unternehmen die Krisenbewältigung erleichtern. Im Detail besteht jedoch auch dort noch Nachjustierungsbedarf“, fasst der IHK-Chef zusammen.
Autor: nnz/kn

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