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Mo, 12:28 Uhr
26.08.2002

Hochwasser: Gefahr auch von Zorge?

Nordhausen (nnz). Nach den verheerenden Überschwemmungen beginnen die Fragen nach den Ursachen und Fehlern in der Vergangenheit, die zu dieser Katastrophe geführt haben. Eine Frage in Nordhausen lautet: Geht auch von der Zorge eine Gefahr aus?


Bei der globalen Diskussion zur Klimaänderung werden häufig die Entscheidungen vor Ort im Bereich des Flächenmanagements vergessen; denn Hochwasserschutz mit Deichbau gleichzusetzen greift zu kurz. Vielmehr gilt ist, die endliche Ressource Fläche, die in Deutschland überaus begrenzt ist, so einzusetzen, dass auch Hochwasser Raum finden kann, ohne horrende Schäden anzurichten. Genau dort setzt u. a. der Studiengang Flächen- und Stoffrecycling an der FH Nordhausen an. Mit Partnern aus der Region, u.a. der Hydrogeologie Nordhausen, arbeitet man in Projekten zusammen, etwa zum Thema Flussgebietsmanagement an der Zorge. Der zukünftige Lehrbeauftragte für Landschaftsplanung und ­gestaltung an der FH Nordhausen, Oliver Arndt, von der Universität Halle-Wittenberg, erläutert die allgemeinen Hintergründe der Flutkatastrophe:

Hochwasserereignisse sind Teil des natürlichen Wasserkreislaufes und entstehen örtlich durch Starkregen, durch lang anhaltende ergiebige Niederschläge und regelmäßig in Verbindung mit der Schneeschmelze. Die Häufung und Dimension der Hochwässer in den letzten Jahren, wie aktuell in Deutschland oder auch weltweit mit immensen volkswirtschaftlichen Schäden liegen definitiv außerhalb üblicher Erklärungen. Zum einen wird man den globalen Klimawandel noch weiter betrachten müssen. Zum anderen gibt es ganz einfache Ursachen antrophogener Eingriffe und menschlicher Fehlplanung.

Die natürlichen Hochwassergefahren wurden in den letzten Jahrzehnten bei der Siedlungsentwicklung und dem Ausbau der Infrastruktur nur ungenügend beachtet. Gefahrenabwehr wurde gegenüber Eingriffen in Flusslandschaften zurückgestellt. Durch die Siedlungsentwicklung in Uferbereichen von Flüssen, durch Deiche und Drainagen erschlossen, verschwinden die natürlichen Retentions- und Abflussräume.

Flüsse wurden und werden in vielen Regionen zu kanalisierten Wasserautobahnen. Pufferzonen für den Ausgleich an- und abschwellender Wassermassen fehlen. Damit sind auch die Kernschutzzonen, etwa Siedlungsbereiche und Citylagen, bedroht. Laufbegradigung und Einengung von Überschwemmungsgebieten durch Eindeichung und die Anwendung naturwidriger Bauweisen beim Gewässerausbau hatten neben der ungünstigen Veränderung des Gewässerhaushaltes auch eine Verarmung von Lebensräumen zur Folge. Neue Siedlungsflächen, die Umwandlung von Wiesen und Weiden in Ackerland, eine nicht standortgerechte Landwirtschaft usw. verschärften die Gefährdungslage hinsichtlich des Hochwassers.

Auch Reparaturmaßnahmen, etwa neue Retentionsräume, werden allein auch in Zukunft keinen Schutz bieten. Für die nachhaltige Abwendung von Hochwasserschäden ist ein Komplex von Maßnahmen zum Flächenmanagement notwendig:

- Erweiterung der Retentions- und Versickerungsräume auch über die eigentlichen Talauen hinaus,
- Reduktion der Versiegelung von Flächen und Förderung von Entsiegelungsmaßnahmen,
- Förderung einer umweltgerechten Landwirtschaft, die auf eine Reduktion der Bodenerosion und die Verbesserung der Gliederung der Agrarlandschaft durch Biotopstrukturen gerichtet sein sollte, um so die Grundwasserneubildung gegenüber dem Wasserabfluss zu erhöhen,
- Umgestaltung des Gewässernetzes mit dem Ziel der Reduzierung der Fließgeschwindigkeiten und der Etablierung naturnaher Vegetationsstrukturen.

Die Forschung zu dieser Problematik muss intensiviert werden, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Für die Umsetzung von Konzepten für einen nachhaltigen Hochwasserschutz ist eine enge Zusammenarbeit von Landnutzern, Naturschutz und Wasserwirtschaft mit Planern und Forschungseinrichtungen notwendig. Der Geschäftsführer der HGN Hydrogeologie Nordhausen, Dr. Norbert Meinert, und der Rektor der FH Nordhausen, Prof. Dr. Christian C. Juckenack haben u. a. für die Bearbeitung solcher Fragestellungen ein Kooperationsvertrag zwischen beiden Einrichtungen im Februar diesen Jahres unterzeichnet. Ein konkretes gemeinsames Projekt soll sich mit dem Flussgebietsmanagement Zorge/Goldene Aue befassen. „Wir sollten nicht warten bis wir nasse Füße in Nordhausen haben“ meint Prof. Juckenack zur Dringlichkeit des Projekts.
Autor: nnz

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