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Fr, 09:00 Uhr
01.09.2023
Lichtblick zum Wochenende

Ein hörendes Herz

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen? Etwas für sich selbst oder etwas, was die ganze Erde betrifft? Im Märchen hat man zwar manchmal sogar drei Wünsche frei, was es aber nicht besser macht, denken wir nur an den Fischer und seine Frau, die zum Schluss vor dem Nichts standen, weil sie das Falsche gewünscht hatten...

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Übel ergeht es auch dem sagenhaften König Midas, der sich wünschte, dass alles, was er berührt, zu Gold werde. Der Wunsch wird ihm erfüllt und führt dazu, dass Midas beinahe verhungert und verdurstet. Wer einen Wunsch frei hat, sollte sich also gut überlegen, wie er sich entscheidet.

Der junge König Salomo, Sohn des Königs David darf sich auch etwas wünschen. Im Traum sagt Gott zu ihm: was immer du bittest, will ich dir geben.

Und Salomo handelt vorbildlich! Salomo macht keine spektakuläre Wunschliste, er wünscht sich nicht, was Politiker für gewöhnlich bitten, wie Einfluss, Macht und Ehre. Er bittet schlicht und einfach um ein hörendes Herz, um damit gut regieren zu können und zwischen gut und böse unterscheiden zu können.

Ich finde, Salomo war schon weise, bevor er um diese Gabe der Unterscheidung gebeten hat, denn er hat erkannt, dass Gut und Böse nicht in seiner Definitionsgewalt liegen, dass er vielmehr hinhören muss, dass er von außen empfangen muss, was gut und böse ist.

Zum Anderen war er sich seiner eigenen Grenzen bewusst, war demütig und wollte sich von Gott beschenken lassen.

Wäre ein solches hörendes Herz nicht allen zu wünschen, die wichtige Ämter und Funktionen im öffentlichen Leben bekleiden? Ein Herz, das zuhört und hinhört, um zu verstehen?

Ein Mensch, der mit dem Herzen hört, der ändert die Lebensrichtung. Mit dem Herzen zu hören, öffnet den Menschen für das, was außerhalb seiner selbst liegt und ihm von Gott entgegenkommt und geschenkt wird.
Die Grundausrichtung des Glaubens ist, zu hören, zu hören auf das, was Gott redet. Das jüdische Glaubensbekenntnis beginnt mit der Aufforderung, zu hören: höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.

Für den Reformator Martin Luther ist das Ohr das zentrale Heilsorgan. Durch das Ohr, durch das aktive Hören wird Gottes Wort aufgenommen und verinnerlicht. Dadurch wird unser Wesen erneuert. Wer von Gottes Wort berührt wird, bleibt nicht derselbe.
Ein hörendes Herz ist ein Schutz gegen Leichtfertigkeit und Leichtsinnigkeit. Es stellt sich auf Gott ein und bleibt Gottes Geschenk. Das war auch für Salomo klar. Ein solches Hören ist keine Eigenleistung. Gerade das Hören ist es, worum Salomo am meisten bitten muss. Es wird zum Angelpunkt von Salomos Existenz. Es ist auch die Quelle der Weisheit, für die Salomo weltberühmt wurde.
In diesem Sinne hat die alte Überlieferung vom König Salomo auch noch heute ihren ganz eigenen Reiz und Wert.
Pfarrerin Inge Theilemann
Autor: red

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