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Fr, 18:30 Uhr
12.03.2021
VOR DER LANDRATSWAHL

Schlaflose Nächte für Matthias Jendricke?

Was ist ein Platzhirsch? Ein Platzhirsch, sagt der Förster, ist ein männlicher Hirsch, der seinen Einstand gegen Nebenbuhler verteidigt, wenn es an der Zeit ist. Die Entscheidung und das Durchsetzen, welchem Hirsch das Recht auf dem Platz zusteht, werden durch erbitterte Kämpfe entschieden...


Im übertragenen Sinne werden mit dem Begriff Platzhirsch polemisch auch Menschen bezeichnet, die sich gegen Konkurrenten in ihren Stellungen und Funktionen behaupten, sie sozusagen aus dem Felde schlagen. Aktuell steht eine Entscheidung für den Landkreis an. Sie fällt am 25. April – darüber, wer Landrat wird und in der Kreisverwaltung in den kommenden Jahren Regie führt. Wird es auch künftig der derzeitige „Platzhirsch“ sein?

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Der heißt Matthias Jendricke. Redegewandt, jung, dynamisch, selbstbewusst, durchsetzungsstark. Ein Mann, der sich, medienwirksam, gut darzustellen weiß. Mitunter allzu eilfertig und von oben herab wirkend. Ich sehe den Landrat aber als Steuermann, der auch bei stürmischem Seegang Kurs hält. Und an Ideen mangelt es ihm auch nicht. Die von der Ertüchtigung des alten Gaswerkgeländes ist einfach große klasse. Es aber jedem recht zu machen, ist eine Kunst, die auch der Landrat nicht beherrscht.

Wer soll dieses Schwergewicht mit SPD-Parteibuch im April aus dem Felde schlagen? Etwa die CDU, die sich als große Volkspartei sieht? Noch im November verzichteten die Christdemokraten auf einen eigenen Kandidaten. Warum auch sollte man das tun? Es gebe dafür keinen Anlass. Die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung und dem Landrat sei doch gut. Das war in etwa einer Pressemitteilung zu entnehmen. Außerdem mangele es Jüngeren, die eventuell das Kreuz dazu hätten, noch an politischer Erfahrung.

Über die verfügten indes gestandene CDU-Größen wie die Bürgermeister Frank Rostek, Henry Pasenow und Stephan Klante überaus reichlich. Sie wollten allesamt nicht in den Ring steigen, sehen sich in ihrer Funktion auf dem richtigen Platz und besser aufgehoben. Sie haben Pläne und Visionen. Außerdem könnten sie gegen den Amtsinhaber verlieren. Wer möchte das schon. Verständlich, wenn sie sich nicht um das Amt rissen.

Der Verzicht der CDU-Schwergewichte als Alternativen zum Amtsinhaber mag den Kreisvorsitzenden Pasenow seinerzeit zu der Pressemitteilung bewogen haben. Nach Kritiken (eigenmächtig soll er die Entscheidung getroffen haben) aus den eigenen Reihen - peinlich und ein Armutszeugnis für die CDU als große Partei sei das Klein-Beigeben – kam sie doch noch zu einem Entschluss: Sie entschied sich: für Jeanette Goedecke (nnz berichtete gestern ausführlich).

Die junge Frau wird über den grünen Klee gelobt. Uneingeschränkt sei die 43-jährige Finanzfachfrau aus Niedersachswerfen die Wunschkandidatin der Partei, auf ihre Art durchsetzungsstark, ehrlich und loyal. Was die CDU im November offensichtlich noch nicht wusste oder wissen wollte, weiß sie jetzt hundertprozentig: Ihre Kandidatin bringt auch das nötige politische Rüstzeug in den Wahlkampf ein.

Durchaus. Als Bankkauffrau in der Kreissparkasse tätig, kann Jeanette Goedecke auf Erfahrungen in der Kommunalpolitik verweisen: Mitglied im Landgemeinderat von Harztor seit 2019. Im Gemeinderat ihres Heimatdorfes wirkte sie acht Jahre lang. Den erfahrenen und geschätzten Bürgermeister Jochen Napiralla vertrat sie lange Zeit während dessen Krankheit. Aber auch Niederlagen musste sie einstecken, so bei der Bürgermeisterwahl 2011 und zur Wahl als Ortsteilbürgermeisterin. Mit Ruhe und Besonnenheit wolle sie als Landrätin Brücken bauen und das Leben im Kreis gemeinsam gestalten. Eine Alternative zum Amtsinhaber? Leicht wird es für sie nicht.

Ein weiterer Herausforderer, der auch Landrat werden möchte, ist Matthias Marquardt. Die Linke nominierte ihn nach Diskussionen und einem Hin und Her. Ein in der Kommunalpolitik sehr erfahrener Mann. Für seine Partei steht er im Kreistag und im Heringer Stadtrat. Der 51-jährige Familienvater kann auf 20 Jahre Berufserfahrung als Bankkaufmann zurückblicken. Ein Signal des Selbstvertrauens will er setzen, sich für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen. Die Linke sei die Stimme der sozialen Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Marquardt will sich auch sehr um die Bedürfnisse der älteren Bürger bemühen. Am Herzen liegen ihm zudem die kreiseigenen Betriebe, der öffentliche Nahverkehr und der ländliche Raum mit starken Vereinen. Außerdem brauche es das kommunale Miteinander, das es zu verbessern gelte. Ihr Kandidat habe die Kraft, „Landrat der Herzen“ zu werden, zu verbinden und gestalterisch zu agieren, ist Heike Umbach, Linke Fraktionsvorsitzende im Kreistag, überzeugt.

Die Alternative zum „Platzhirsch?“ Vielleicht.

Zwei Herausforderer stehen auf der Matte. Ob sie dem Amtsinhaber schon schlaflose Nächte bereiten? Ich glaube nicht, dass ihm Albträume plagen. Man habe aber schon Pferde kotzen sehen, und das vor der Apotheke, besagt eine Redewendung. Für ein Pferd biologisch zwar unmöglich, aber Überraschungen und Wunder gibt es hin und wieder doch.
Kurt Frank
Autor: red

Kommentare
copper
12.03.2021, 19.09 Uhr
Wähler bitte überlegt vor der Wahl ,
Landrat M. Jendricke hin oder her.
Die Stadt Nordhausen stand bei der Oberbürgermeister Wahl auch vor einer Entscheidun, , jung, dynamisch,
offen bei allen Entscheidungen , kein Klüngel usw.
Diese Wahl , die ging doch wohl
voll in die Hose.
Es ist nicht nur Stillstand für 5 Jahre ,
nein es wird gar nicht wieder aufzuholen sein.
Ich bin kein SPD Wähler , aber Wähler überlegt
Euch die Entscheidung.
Marino50
12.03.2021, 19.42 Uhr
Landratswahl
Ich finde, dass Herr Jendricke seine Arbeit gut gemacht hat. Warum also sollte er das mit den gesammelten Erfahrungen nicht weitermachen. Es ist ein Unterschied, ob ich in einer Gemeinde einmal eine Vertretung gemacht oder sehr viel praktische Erfahrungen gesammelt habe. Außerdem besteht ein guter Kontakt durch Herrn Jendricke nach Erfurt. Das sollte man auch nicht unterschätzen. Der Beruf Bankkaufmann allein ist sicher nicht ausreichend, um einen Landkreis gut zu führen. Ich glaube, unser OB hat auch einen Beruf in der Richtung. Und was hat es dem Neuling gebracht? In meinen Augen nicht wirklich viel.
copper
12.03.2021, 22.07 Uhr
Zusatz ,
meine Stimme hat natürlich Matthias Jendricke !
Leser X
13.03.2021, 09.44 Uhr
Bin auch kein Anhänger der SPD...
... das muss mich aber nicht daran hindern, den Inhaber dieses Parteiausweises zu wählen, wenn ich der Meinung bin, dass er einen guten Job gemacht hat. Noch dazu bzw. gerade in Krisenzeiten. Zur Wahl steht letztlich das Amt und nicht die Partei.
Paulinchen
13.03.2021, 11.12 Uhr
Die Kandidaten, welche sich..
... zur Wahl stellen, sollte besser nach ihrer Qualifikation gefragt und ausgewählt werden. Es gilt dringend solche Kosten, wie für Beraterhonorare einzusparen. Denn wenn sie in der politischen Laufzeit ganz nach oben kommen, fehlt es immer am Fachwissen. 438 Millionen Euro haben Berater für die Ministerien bekommen. Weshalb ersetzt man nicht die Minister gegen die Berater? Das würde uns solche Vorschläge wie, wir könnten doch den Reststrom in den Leitungen nutzen, wenn das Netz nicht mehr ausreicht. (so ähnlich war die Äußerung von der möchtegern Kanzlerin der Grünen)
Es gibt genug Beispiele für die Deplatzierungen einiger Minister im Moment.
Honsteiner
13.03.2021, 11.29 Uhr
Landratswahl - die Qual der Wahl
Der Artikel ist ein wenig Kopflastig für Links und SPD geschrieben. Während hier die CDU zurecht harte Kritik erfährt, bleibt aber unerwähnt, dass - wenn die Wahl regulär im Februar stattgefunden hätte - Jendricke ein Einzelkandidat gewesen wäre! Alle Parteien hatten keinen Kandidaten stellen wollen. Wo ist die viel gelobte Partei der Grünen, die im Landtag und Bundestag nicht mehr wegzudenken sein möchte?
Auch die Linke wollte keinen Kandidaten aufstellen und entschied sich erst mit der Verlegung des Wahltermins für einen Notnagel. Marquart sitzt zudem nicht wie hier berichtet im Kreistag, er hat also auch keine Kreistagerfahrung. Kommunalpolitisch haben beide Erfahrung. Aber Frau Gödicke ist da für mich die bessere Wahl.

Aber abgesehen vom Tiefgang der SPD ist der amtierende Landrat ein Macher. Er schwatzt nicht nur, er macht. Und er macht auch mal was falsch, anstatt langwierig zu prüfen ob es Sinn macht. Im Gegensatz zum Nordhäuser Oberbürgermeister, sind die Entscheidung des Landrats, nach meinem Empfinden, im Kreistag beschlossen.

Fakt ist, der Wähler hat die Wahl und nicht nur ein Stimmrecht.
Kontrapost
13.03.2021, 14.42 Uhr
Braucht Jendricke bestellte Klatscher?
Man sollte es mal nicht mit den Lobeshymmnen übertreiben. Jeder Wähler kann sich selbst ein Meinung bilden. Jendricke hat eine Bilanz, die man selbst prüfen kann und sollte. Der eine sieht sie so, der andere so.

Bei Buchmann gab's die Bilanz leider vor seiner Wahl nicht. Das Ergebnis kann man täglich in Nordhausens Straßen, Wegen und Plätzen besichtigen, im zwangsgeräumten Thomas Mann Klub, selbst für eine Toilette am Bahnhof hat es unter seiner Ägide nicht gereicht. Die Stadtkasse ist so leer, dass sie gesperrt werden musste. Die Stadtwerke brauchen zum 1. Mal. In ihrer Geschichte einen Zuschuss aus der (leeren) Stadtkasse.
Wenn man den Bürgermeister weiter so agieren lässt, dürfte am Ende seiner Amtszeit ein Desaster für die Stadt ins Haus stehen, nämlich die Überschuldung. Dies prophezeihe ich hier. Die Kassen werden völlig leer sein. In Nordhausen wird sich nichts bewegt haben.
Capone
13.03.2021, 15.00 Uhr
Nicht mein Favorit
Ich empfehle für eine Einschätzung der Leistungen des Landrates auch immer mal wieder ein Nachschlagen unter seinem Namen bei Wikipedia. Ich finde auch, daß immer weitaus mehr angekündigt als geliefert wurde. Das wird wahrscheinlich bis zur Wahl noch mal gewaltig zunehmen.
aus Heringen
13.03.2021, 21.45 Uhr
Wenn es die Mitglieder gewollt hätten,...
Zum Kommentar „Honsteiner | Landratswahl - die Qual der Wahl“

Bei einem Wahltermin am 28.02.2021 hätte die Mitgliederversammlung am 19. Dezember 2020 stattgefunden. Die Einladungen waren verschickt. Als Mitglied des Kreisvorstandes der Linken habe ich es sehr begrüßt, dass dieser Termin nicht gewählt wurde. Immerhin hätte die Aufstellungsversammlung während einem der Höhepunkte der Pandemie stattgefunden.

Bei einem Votum am 19.12.2020 für eine Kandidatur eines Kandidaten der Partei „Die Linke.“ hätte es auch mindestens einen Kandidaten gegeben wie am 24.02. diesen Jahres. Mich!

Ich hoffe die Wählerinnen und Wähler schätzen, dass sie eine tatsächliche Wahl haben. Für mich auf jeden Fall gewonnen hat - die Demokratie.
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