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Fr, 18:15 Uhr
12.03.2021
Landrat Jendricke zieht am Ende seiner ersten Amtszeit Bilanz

„Keine Konsolidierung ohne Investitionen“

Zum Pressegespräch hatte der Landrat des Kreises Nordhausen heute gebeten, denn es gibt einerseits erfreuliche Zahlen zu verkünden und andererseits stehen Wahlen an. Matthias Jendricke ist sich seines Amtsinhaberbonus’ bewusst und er weiß diese Karte gekonnt auszuspielen …

Doziert wie ein Wirtschaftsprofessor: Landrat Matthias Jendricke (Foto: oas) Doziert wie ein Wirtschaftsprofessor: Landrat Matthias Jendricke (Foto: oas)


Die richtig frohe Botschaft vorab: keine Kommune des Landkreises oder andere geschäftliche Verwaltung hat nach bisherigen Erkenntnisse durch die Pleite der Bremer Greensill-Bank Geld verloren. Zweite gute Kunde, die der Landrat verkündete: Das Nordhäuser Landratsamt und das Landesverwaltungsamt in Weimar gehen davon aus, den Landkreis Ende 2024 aus der Haushaltskonsolidierung entlassen zu können. Kehrseite der Medaille ist, dass es dann keine Bedarfszuweisungen vom Freistaat mehr geben und die Lage finanziell schwieriger wird, aber dann von Altschulden befreit. Bedarfszuweisungen beziehen momentan von den 17 Kreises und sechs kreisfreien Städten des Freistaats nur der Unstrut-Hainich-Kreis und der Lsandkreis Nordhausen. Diese Phase müsse ausgenutzt werden, um möglichst viel nachzubessern, was zwanzig Jahre lang nicht bearbeitet wurde, befand der Verwaltungschef im Gespräch.

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Die einst beträchtlichen Kosten für Immobilien-Leasing sind schon auf Null heruntergefahren worden, es gibt keine Liquiditätsprobleme in der Kämmerei und viele große Projekte sind bereits gestemmt oder befinden sich auf einem guten Weg realisiert zu werden. Die Feuerwehren des Landkreises sind in den letzten Jahren mit moderner Technik aufgerüstet worden, Schulen im gesamten Kreis werden saniert. Das sichtbarste Beispiel für die Nordhäuser Stadtbewohner ist der schmucke Neubau für das Humboldt-Gymnasium am Eingang zur Altstadt. Doch auch bei Straßen und Sportstätten geht es voran, erst gestern begann die grundhafte Rekonstruktion des in die Jahre gekommenen Albert-Kuntz-Sportparkes, vor wenigen Tagen erhielt der Kreis einen Bundeszuschuss von zweieinhalb Millionen Euro für die Schwimmhalle in Sollstedt.

Die Rettung der Schwimmhalle ist ganz konkret mit Jendrickes persönlichem Einsatz verbunden; hier hat er alle Register gezogen, die ihm zur Verfügung stehen. Und von denen gibt es inzwischen einige. Wer erlebt hat, wie sich der Landrat charmant, wortreich und insistierend für das Hallenbad irgendwo im nirgendwo (die Sollstedter mögen mir das verzeihen, aber es grenzt schon an ein Wunder, dass es für ihren Ort diese hohe Bundesförderung gibt) eingesetzt hat, der versteht auch, was ihn antreibt. Geschickt setzt der SPD-Mann seine Netzwerke ein und nutzt seine Parteizugehörigkeit zur großen Koalition in Berlin ebenso wie sein gutes Verhältnis mit den regierenden Koalitionspartnern in Erfurt. Er habe seit seiner Inthronisierung 2015 „eine Vertrauensbasis in den Erfurter Ministerien aufgebaut“, erklärt Jendricke und erzählt, dass er schon in seiner Zeit als Bürgermeister unter Barbara Rinke gelernt habe, wie wichtig Ehrlichkeit und ein offener, freundlicher Umgang mit den Landesinstitutionen sei.

In der Rückschau auf seine erste Amtszeit als Landrat steht gleich am Anfang ein wichtiger Aspekt. Die Flüchtlingskrise im Jahre 2015 habe neue Perspektiven eröffnet und er habe versucht, die deutlich gestiegenen Zuschüsse des Landes für den Kreis und nachhaltige Projekte zu nutzen. Das waren vor allem finanzielle Zuwendungen und die spielten dem neu gewählten Landrat in die Karten, der immer lieber möglichst gründlich sanieren als nur ein wenig ausbessern will. Die Haushaltsfehlbeträge von fast 21 Millionen Euro, die sich seit 2004 angesammelt hatten konnten inzwischen auf 9,3 Millionen reduziert werden und sollen bis 2024 auf Null heruntergefahren werden. Die Kassenkredite von ehedem 17 Millionen bei seinem Amtsantritt sind auf 500 000 Euro geschrumpft, dafür sind die Investitionskredite deutlich gestiegen. So wie der Kreis einst Projekte dreimal bezahlt hätte (hier führt Matthais Jendricke immer wieder gern das Landratsamt an), wäre man heute ganz im Gegenteil in der Lage durch rechtzeitige Investitionen in der Zukunft eine Menge Geld einzusparen. Jedes heute konzipierte Projekt, dass nicht schnell in Angriff genommen würde, verteuere sich rasant. Die Projektteams des Landratsamtes „knien sich voll rein, die Service Gesellschaft leistet hervorragende Arbeit“, lobt der Dienstherr seine Angestellten. Diese Teams durchforsten die Fördermöglichkeiten, um die derzeit sehr hohen Förderquoten auszunutzen. So gibt es für das Sollstedter Bad ganze 90 Prozent Förderung, für viele andere Projekte bis zu 75 Prozent. Eine Konsolidierung des gesamte Landkreises funktioniere nur über zielgerichtete Investitionen, betonte der Landrat.

Wie sich die Corona-Krise auswirken werde, vermochte er nicht zu sagen und wollte auch nicht orakeln, aber es könne schon sein, dass Einnahmekraft verloren ginge. Andererseits hofft der Landrat auf einen Aufbruch nach der Krise und viele Nachholeeffekte, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen.

Wir zeigen Ihnen hier als Galerie die beeindruckenden Statistiken, die der Kreis vorzuweisen hat. So können Sie sich selbst ein Bild von der Entwicklung machen.

Einer anstehenden, routinemäßigen Organisationskontrolle, die von der Aufsichtsbehörde des Landes für den Landkreis verfügt wurde, sieht Jendricke nicht nur gelassen entgegen, er erhofft sich durch eine solche Analyse sogar noch Mitnahmeeffekte und Verbesserungsmöglichkeiten bei Abläufen in der Verwaltung.

Für die heiße Phase des Wahlkampfes um seinen Stuhl ist der Endvierziger und Familienvater offensichtlich bestens gerüstet. Sollte es zu öffentlichen Diskussionsforen im Vorfeld der Landratswahl am 25. April kommen, werden seine beiden Herausforderer sich jedenfalls einiges einfallen lassen müssen, um die Eloquenz und Sachkenntnis des Landrates, der wie ein Wirtschaftsprofessor zu einem einzelnen Thema referieren kann, zu erschüttern. Und eloquent ist er, das können sie mir glauben.
Olaf Schulze
Statistiken zum Kreishaushalt  (Foto: Landratsamt Nordhausen)
Statistiken zum Kreishaushalt  (Foto: Landratsamt Nordhausen)
Statistiken zum Kreishaushalt  (Foto: Landratsamt Nordhausen)
Statistiken zum Kreishaushalt  (Foto: Landratsamt Nordhausen)
Statistiken zum Kreishaushalt  (Foto: Landratsamt Nordhausen)
Statistiken zum Kreishaushalt  (Foto: Landratsamt Nordhausen)
Autor: osch

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