Besucher der Nordhäuser Traditionsbrennerei können sich ab sofort mit dem Tablet in der Hand und Maskottchen Henriette auf den Ohren ganz individuell auf die Spuren der Nordhäuser Kornbrenner begeben. Museumsleiter Thomas Müller stellte heute das neue Multimedia-Erlebnis vor…


Die Echte Nordhäuser Traditionsbrennerei macht den Schritt in die digitale Gegenwart und ausnahmsweise ist es einmal nicht der Virus, der den Ausschlag gegeben hat, auch wenn das neue Angebot bestens in die Zeit passt. Über 11 Stationen führt das Kornmaskottchen Henriette die Gäste des alten Hauses in deutscher oder englischer Sprache durch die Geschichte der Nordhäuser Korntradition und erklärt von der Technik bis zur Chemie die Arbeit vor dem Vergnügen. Außerdem werden Einblicke geboten, die in einer normalen Führung so nicht möglich sind: zur Handabfüllung in der Bahnhofstraße haben Besucher aus hygienischen Gründen keinen Zutritt und der Fasskeller darf laut Zollgesetz nur unter Begleitung betreten werden. Dank kurzer Videoclips können nun aber auch Einzelbesucher hinter die Kulissen und in den Keller blicken.

Die Idee zum Mulitmedia-Guide wurde bereits vor einem guten Jahr geboren. In Zusammenarbeit mit dem Harzer Tourismusverband (HTV) wurde die „progressive web app“ als Pilotprojekt und Grundgerüst für digitale Erlebnisse im Harz erarbeitet, erläuterte Carola Schmidt, Leiterin der HTV. Das Besondere auf der technischen Seite: die Inhalte funktionieren wie eine mobile Website, können aber auch auf das eigene Gerät heruntergeladen und dann offline genutzt werden. Die Testphase konnte das Konzept in Nordhausen gut gemeistert, meint Schmidt, man habe nun das technische Gerüst um weitere Angebote, etwa im Freilandmuseum Sorge, umzusetzen.

Die „Testphase“ war eigentlich gar nicht geplant. Doch mit dem Ausbruch des Corona-Virus musste auch die Echte Nordhäuser Traditionsbrennerei vorübergehend ihre Tore schließen. Dank des neuen Guides war es dem Museum aber früher als gedacht möglich, Besuchern auch ohne persönliche Führung die Welt des Korns zu zeigen.

Inzwischen kehrt man langsam zur Normalität zurück, die Zahl der Einzelbesucher sei in den letzten Tagen deutlich gestiegen, berichtet Müller. Damit das so bleibt wird das Museum in diesem Jahr nicht allein auf die digitalen Neuerungen setzen, sondern spätestens ab September auch wieder mit einer analogen Sehenswürdigkeit punkten. Dann soll die neue Brennblase in Betrieb genommen und Schnaps-Spezialitäten vor Ort gebrannt werden, was in den vergangenen zwei Jahren nicht möglich war. Unter Einschränkungen wird man auch zu diversen Open-Air-Veranstaltungen einladen, darunter Konzerte mit Ronald Gäßlein und der Band „EMMA“ sowie zum Rosenmarkt auf dem Hof.

Zu guter Letzt plant auch für die Zukunft: noch in diesem Jahr will die Traditionsbrennerei einen speziellen „Jubiläumskorn“ abfüllen und in einem eigens zu diesem Zweck vom Nordhäuser Künstler Axel Schuhmann gestalteten Fass sieben Jahre lang lagern. Der Anstich erfolgt dann im Jahr 2027, wenn die Stadt Nordhausen ihren 1.100 Geburtstag feiern wird.
Angelo Glashagel