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Di, 07:24 Uhr
17.09.2019
BUND-Einsatz 84

Eine Wiese bei Obergebra

Trockene Halme weithin, Bäume mit vergilbenden oder bereits fehlenden Blättern bereits im September. Dieses Bild bot sich auch aktiven Landschaftspfegern am vergangenen Sonnabend...

Wiese bei Obergebra (Foto: B. Schwarzberg) Wiese bei Obergebra (Foto: B. Schwarzberg) Trotz der Trockenheit blüht die Kriechende Hauhechel (Ononis repens) auf einer von uns im Juli gemähten Teilfläche reichlich und bietet auch im Spätsommer noch zahlreichen Insekten Nachrung. Sie wird durch die extensive, einschürige Mahd gefördert...

Beim 84. vom BUND-Kreisverband Nordhausen organisierten Landschaftspflegeeinsatz wurde die zweite Hälfte einer knapp ein Hektar messenden Wiese bei Obergebra gemäht.

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Die Fläche gehört zu den wenigen verbliebenen, handgemähten und damit im heutigen Sinne alternativ bewirtschafteten Halbtrockenrasen des Landkreises. Alternativ bedeutet hier auch fehlende Gleichförmigkeit: Mal verletzt der Freischneider den Boden und schafft so winzige Flächen für die Keimung konkurrenzschwacher Pflanzenarten, mal lässt er eine Halmgruppe stehen, je nach Führung des Gerätes. Aus der Ungleichförmigkeit der Pflege resultiert eine Ungleichförmigkeit des Artenspektrums: die Artenvielfalt ist auf einer solchen Wiese oft höher, als auf einer gleichmäßig gemähten oder wenigstens zeitweise intensiv beweideten Fläche mit Nährstoffanreicherung.

So war es jahrhundertelang. Denn kaum zwei benachbarte Wieseneigentümer mähten zur gleichen Zeit oder ließen ihre Flächen immer zur gleichen Zeit beweiden. Einzelne Wiesen blieben zeitweise brach liegen. Vielfalt und Strukturreichtum, statt der heutigen Einförmigkeit in der Landbewirtschaftung, waren das Ergebnis.

Dennoch ist das Gesamtbild der seit mehreren Jahren von Mitgliedern und Freunden des BUND-Kreisverbandes gemähten Fläche bei Obergebra erschreckend: Seit 2018 sind die "wertgebenden", besonders naturschutzrelevanten Gefäßpflanzenarten kaum noch nachweisbar: keine Bienen-Ragwurz, fast keine Gelbe Spargelerbse und so gut wie keine weiteren Orchideenarten. Diese benötigen zwar zeitweise trocken-warme Verhältnisse, aber sie benötigen auch den seit Jahrhunderten üblichen Wechsel aus Hochdruck- und Tiefdruckgebieten während ihrer Wachstumsphase, zwischen regenreichen Tiefs und trockenheitverheißenden Azorenhochs über Mitteleuropa kommen sie am besten zur Blüte.

Über Monate austrocknende Böden vertragen auch diese Halbtrockenrasenarten nicht, was an sich schon viel über die derzeitige Trockenheit aussagt: Sie ist menschgemacht, überdurchschnittlich, so nie dagewesen und extrem. Das gemäßigte, überweigend von Westwetterlagen beeinflusste mitteleuropäische Klima scheint Geschichte zu sein, glaubt man den eigenen Beobachtungen und den Klimaforschern.

Dieses typische, überwiegend feuchte, aber auch mal trockene Witterungsmuster gibt es also immer seltener. 2018 und 2019 fiel es zugunsten überdimensional langer Trockenperioden ganz aus. Setzt sich dieses neue Muster fort, werden wir viele Arten und Lebensgemeinschaften, die seit vielen Jahrhunderten typisch für unsere Region sind, innerhalb kurzer Zeit verlieren.

Dennoch scheint die Artenvielfalt auf handgemähten Flächen (in Übereinstimmung mit der Literatur) noch immer hoch zu sein.

Am vergangenen Sonnabend mähten sieben Mitglieder und Freunde des BUND-Kreisverbandes Nordhausen rund 3.000 Quadratmeter des ausgedehnten Halbtrockenrasens bei Obergebra. Am 29.06. war die Mahd auf der zweiten, größeren Teilfläche des Halbtrockenrasens erfolgt. Und dort zeigte sich, übrigens trotz der langanhaltenden Trockenheit, am letzten Sonnabend ein bescheidener, blütenreicher Spätsomeraspekt: Kriechende Hauhechel, Acker-Witwenblume, Tauben-Skabiose, Gewöhnliches Hornklee, Sichel-Luzerne und andere, - vielfach besucht von sechsbeinigen, fliegenden Insekten.

Um sie und vielfach bedrohte Insektenarten in Zeiten des Klimawandels zu fördern, wollen auch wir den Strukturreichtum auf den von uns bewirtschafteten Flächen erhöhen: Erstmals ließen wir einzelne aufkommende Gehölze stehen, mähten sie also nicht ab. Denn Beobachtungen zeigen, dass sich zum Beispiel eigentlich typische Wiesenorchideen zunehmend in den Schatten von Gehölzen zurückziehen. Möglicherweise können sie nur dort noch länger überleben. Zudem soll untersucht werden, welche heimischen Gehölzarten
überhaupt noch in der Lage sind, extremer Trockenheit zu trotzen.

Am vergangenen, 84. BUND-Einsatz beteiligten sich sieben Mitstreiterinnen und Mitstreiter, unter ihnen zum wiederholten Male der 79-jährige Alfred Hopp aus unserem Landkreis.

Er und andere Mitstreiter steuerten Getränke und Imbiss bei. Ihnen allen sei dafür und natürlich für ihre Teilnahme gedankt. Und natürlich auch der Naturstiftung David, ohne deren wohlwollende Förderung wir uns diverse Mähgeräte gar nicht hätten leisten können.
Bodo Schwarzberg

Der nächste Einsatz ist für den 28.09. geplant. Wer teilnehmen möchte, der melde sich bitte unter bodo_schwarzberg@yahoo.de
84. BUND-Einsatz für die Natur (Foto: B. Schwarzberg)
84. BUND-Einsatz für die Natur (Foto: B. Schwarzberg)
84. BUND-Einsatz für die Natur (Foto: B. Schwarzberg)
84. BUND-Einsatz für die Natur (Foto: B. Schwarzberg)
84. BUND-Einsatz für die Natur (Foto: B. Schwarzberg)
84. BUND-Einsatz für die Natur (Foto: B. Schwarzberg)
Autor: red

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