So, 22:10 Uhr
15.09.2019
Historisches
Nordhäuser Stadtsoldaten
Die ehemals kaiserlich freie Reichsstadt Nordhausen hatte über viele Jahrhunderte eigene Soldaten, welche die Stadttore bewachten und die Stadt vor Überfällen schützte. In alter Zeit waren die Bürger der Reichsstadt Nordhausen, in Rotten geteilt, zum Kriegsdienste verpflichtet und standen unter Anführern aus der Bürgerschaft...
Stadtsoldaten beim Festumzug 1927 (Foto: Sammlung Iffland)
Den Oberbefehl führte (urkundlich nachweisbar seit 1363) ein vom Rate angenommener Stadthauptmann, meist ein ritterlicher Edelmann aus der Nachbarschaft, nicht selten auch ein kriegsgeübter Bürger oder Ratsherr.
Seit dem Anfang des 30jährigen Krieges hielt sich die Stadt eine Kompanie angeworbener Stadtsoldaten, stehend unter bürgerlichen oder adeligen, vom Rate bestellten Befehlshabern, welche den Titel Kapitän, Stadtleutnant, Stadthauptmann trugen.
Der Nordhäuser Stadthistoriker Karl Meyer schrieb dazu: Von dem vom 14.Juni 1746 bis zum November 1761 im Dienste stehenden Kapitän Christian Ernst von Mauderode liegt mir eine am 23. Juni 1757 aufgestellte Grundliste der Nordhäuser Stadtsoldaten-Kompanie vor, nach welcher letztere bestand aus 3 Korporals, 2 Quer-Pfeifern, 2 Tambours und 40 Musquetires, also 47 Köpfen. Von dieser Mannschaft waren 36 verheiratet, 1 verwitwet und 10 unverheiratet; vorhanden waren 68 Soldatenkinder.
Unter den 47 Stadtsoldaten befanden sich 24 Nordhäuser. Die Stadtsoldaten standen im Alter von 18 ½ Jahren bis 53 ½ Jahren. Bei ihrem Eintritt in die Kompanie hatten die Stadtsoldaten Nordhausens folgenden Fahneneid zu schwören: daß ich dem löblichen Niedersächsischen Kreise und dieser Kaiserlichen freien Reichsstadt Nordhausen als ein geworbener Soldat jederzeit treu und hold sein, ihnen treulich dienen, auch meinen vorgesetzten Offizieren in allen das Commando betreffenden Sachen gehorsam sein und mich überall in Märschen, Zügen und Wachten, auch Stürmen und Schlachten und allen andern vorfallenden Krieges-Verrichtungen, wie einem ehrlichen Soldaten eignet und Gebühret, allerdings verhalten und jederzeit fleißig und unverdrossen mich erweisen soll und will: das schwöre ich, so wahr mir Gott helfe!
Stadtsoldat am Barfüßer Tor (Foto: Stadtarchiv Nordhausen) Trotzdem wird über drei aus Nordhausen stammende Stadtsoldaten folgendes berichtet:
1. Gottfried Christoph Bisor (Pisor) Nordhusanus, 18 Jahre, schwört am 21. Januar 1756 den Soldateneid. Er hat, nachdem er zu desertieren Miene gemacht, am 6. Februar 1758 abermals geschworen und dabei die Weisung bekommen, dass er auf solchen (Wiederholungs-) Fall ohnfehlbar mit dem Strange bestraft (d.h. gehängt) werden solle.
2. Johann Christian Samuel Kleemann Nordhusanus, 16 Jahre alt, schwört den Eid als Stadtsoldat am 21. Juni 1769. Derselbe, welcher zu den Hannöverschen desertiert, von diesen aber anhero (nach Nordhausen) geliefert worden, hat nach erhaltenen 30 Prügeln aufs neue geschworen am 6. März 1771. (Diese 30 Hiebe haben aber nicht geholfen, denn schon im folgenden Jahre wird berichtet): Joh. Samuel Kleemann, welcher aufs neue Miene gemacht (wieder zu desertieren), hat nach erhaltenen 50 Prügeln abermals geschworen am 7.Oktober 1772.
3. Karl Andreas Gottfried Fuhrmann Nordhusanus, 29 Jahre alt, hat als Soldat aufs Neue geschworen (wegen versuchter Desertion) und dabei die Weisung bekommen, wenn er wieder dem Magistrate den Stuhl vor die Tür setzen (d.°h. desertieren) werde, so solle er sich mit Frau und Kind von hier wegbegeben. Geschehen am 13.November 1775.
Seit Ende des 17. Jahrhunderts gab es immer wieder Anstrengungen, die Stadt Nordhausen zum Kurfürstentum Brandenburg einzuverleiben. Nach dem die Grafschaft Hohnstein an Brandenburg 1699 zurückfiel, erhöhte sich der Druck auf Nordhausen. Frühmorgens am 7. Februar 1703 überfielen preußische Truppen die Stadt, entwaffneten die Stadtsoldaten und besetzten die Stadt für ganze 12 Jahre, bis 1715.
Infolge des Reichsdeputationshauptschluss 1802 erhielt Preußen als Entschädigung für an Frankreich verlorene linksrheinische Territorien auch thüringische Gebiete. So wurde die Stadt Nordhausen am 2. August 1802 von preußischen Truppen besetzt und in das Königreich Preußen eingegliedert, womit ihre Reichsfreiheit verloren ging. Die Stadtsoldaten wurden darauf entwaffnet und entlassen, bzw. vereinzelt in die preußische Armee aufgenommen. Steffen Iffland
Autor: redStadtsoldaten beim Festumzug 1927 (Foto: Sammlung Iffland)
Den Oberbefehl führte (urkundlich nachweisbar seit 1363) ein vom Rate angenommener Stadthauptmann, meist ein ritterlicher Edelmann aus der Nachbarschaft, nicht selten auch ein kriegsgeübter Bürger oder Ratsherr.
Seit dem Anfang des 30jährigen Krieges hielt sich die Stadt eine Kompanie angeworbener Stadtsoldaten, stehend unter bürgerlichen oder adeligen, vom Rate bestellten Befehlshabern, welche den Titel Kapitän, Stadtleutnant, Stadthauptmann trugen.
Der Nordhäuser Stadthistoriker Karl Meyer schrieb dazu: Von dem vom 14.Juni 1746 bis zum November 1761 im Dienste stehenden Kapitän Christian Ernst von Mauderode liegt mir eine am 23. Juni 1757 aufgestellte Grundliste der Nordhäuser Stadtsoldaten-Kompanie vor, nach welcher letztere bestand aus 3 Korporals, 2 Quer-Pfeifern, 2 Tambours und 40 Musquetires, also 47 Köpfen. Von dieser Mannschaft waren 36 verheiratet, 1 verwitwet und 10 unverheiratet; vorhanden waren 68 Soldatenkinder.
Unter den 47 Stadtsoldaten befanden sich 24 Nordhäuser. Die Stadtsoldaten standen im Alter von 18 ½ Jahren bis 53 ½ Jahren. Bei ihrem Eintritt in die Kompanie hatten die Stadtsoldaten Nordhausens folgenden Fahneneid zu schwören: daß ich dem löblichen Niedersächsischen Kreise und dieser Kaiserlichen freien Reichsstadt Nordhausen als ein geworbener Soldat jederzeit treu und hold sein, ihnen treulich dienen, auch meinen vorgesetzten Offizieren in allen das Commando betreffenden Sachen gehorsam sein und mich überall in Märschen, Zügen und Wachten, auch Stürmen und Schlachten und allen andern vorfallenden Krieges-Verrichtungen, wie einem ehrlichen Soldaten eignet und Gebühret, allerdings verhalten und jederzeit fleißig und unverdrossen mich erweisen soll und will: das schwöre ich, so wahr mir Gott helfe!
Stadtsoldat am Barfüßer Tor (Foto: Stadtarchiv Nordhausen) Trotzdem wird über drei aus Nordhausen stammende Stadtsoldaten folgendes berichtet:
1. Gottfried Christoph Bisor (Pisor) Nordhusanus, 18 Jahre, schwört am 21. Januar 1756 den Soldateneid. Er hat, nachdem er zu desertieren Miene gemacht, am 6. Februar 1758 abermals geschworen und dabei die Weisung bekommen, dass er auf solchen (Wiederholungs-) Fall ohnfehlbar mit dem Strange bestraft (d.h. gehängt) werden solle.
2. Johann Christian Samuel Kleemann Nordhusanus, 16 Jahre alt, schwört den Eid als Stadtsoldat am 21. Juni 1769. Derselbe, welcher zu den Hannöverschen desertiert, von diesen aber anhero (nach Nordhausen) geliefert worden, hat nach erhaltenen 30 Prügeln aufs neue geschworen am 6. März 1771. (Diese 30 Hiebe haben aber nicht geholfen, denn schon im folgenden Jahre wird berichtet): Joh. Samuel Kleemann, welcher aufs neue Miene gemacht (wieder zu desertieren), hat nach erhaltenen 50 Prügeln abermals geschworen am 7.Oktober 1772.
3. Karl Andreas Gottfried Fuhrmann Nordhusanus, 29 Jahre alt, hat als Soldat aufs Neue geschworen (wegen versuchter Desertion) und dabei die Weisung bekommen, wenn er wieder dem Magistrate den Stuhl vor die Tür setzen (d.°h. desertieren) werde, so solle er sich mit Frau und Kind von hier wegbegeben. Geschehen am 13.November 1775.
Seit Ende des 17. Jahrhunderts gab es immer wieder Anstrengungen, die Stadt Nordhausen zum Kurfürstentum Brandenburg einzuverleiben. Nach dem die Grafschaft Hohnstein an Brandenburg 1699 zurückfiel, erhöhte sich der Druck auf Nordhausen. Frühmorgens am 7. Februar 1703 überfielen preußische Truppen die Stadt, entwaffneten die Stadtsoldaten und besetzten die Stadt für ganze 12 Jahre, bis 1715.
Infolge des Reichsdeputationshauptschluss 1802 erhielt Preußen als Entschädigung für an Frankreich verlorene linksrheinische Territorien auch thüringische Gebiete. So wurde die Stadt Nordhausen am 2. August 1802 von preußischen Truppen besetzt und in das Königreich Preußen eingegliedert, womit ihre Reichsfreiheit verloren ging. Die Stadtsoldaten wurden darauf entwaffnet und entlassen, bzw. vereinzelt in die preußische Armee aufgenommen. Steffen Iffland
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