Mi, 16:00 Uhr
21.08.2019
Alte Luftschutzanlage wurde geöffnet
Roland auf "Abwegen"
Michael Garke, der Darsteller des Nordhäuser Rolands in gleichnamiger Gruppe, ist für seine fotografischen Erkundungstouren in und vor allem unter der Kreisstadt bekannt. Heute Morgen wurde ein neues Kapitel in dieser causa aufgeschlagen.
Ein Gasbrenner fiel den Arbeitern im geöffneten Gang als erstes in die Hände
Pünktlich um 8 Uhr rückten Mitarbeiter der Servicegesellschaft des Landkreises an, um in die Stadtmauer auf Höhe des Spendekrichhofs einen Durchlass zu öffnen. Der Eingang führt in mehrere immer wieder rechtwinklig abknickende Gänge von etwa 2 m Höhe und gleicher Breite. Wie weit die noch an der Stadtmauer entlang weitergehen oder ob sie gar in Richtung der geplanten Schul-Mensa weitergehen, war bei diesem ersten Erkunden noch nicht abzusehen.
Seitliche abzweigende Räume gibt es nicht, die einzige Nische weist Spuren eines ehemaligen Toilettenbeckens auf. Vermutlich diente die spartanische Anlage während der Kriegstage als notdürftiger Luftschutzkeller, der Passanten in der Altstadt Schutz vor Bombensplittern bot. Die Bauzeit wird von den Experten auf 1942-1944 geschätzt, Unterlagen zu der Anlage sind nicht erhalten.
Interessant wurde die Erforschung der Gänge durch den Bau der neuen Mensa für das Humboldt-Gymnasium bei dessen Gründungsarbeiten. Bekannt war schon vorher, dass der Kirchhof früher als Friedhof genutzt wurde, doch davon zeugen die erst viel später gegrabenen Gänge nicht. Eine Hohlraum-Endoskopie ergab, dass sich hinter der Tür Räume befinden müssen und nun gab es für Garke und seinen Spezialfotoapparat, der ihm eine Fischaugenperspektive und imposanten 360-Grad-Aufnahmen erlaubt, kein Halten mehr.
Stadtmauer (Foto: oas) Irgendwo hinter diesem Schutthaufen im Gang hat Michael Garke seine Kamera aufgebaut
Die erste Funde in den Gängen weisen darauf hin, dass in der Kornstadt bei Arbeiten an der Mauer und in den Gängen nach dem Weltkrieg auch Kräuter- und Kirschliköre zum Einsatz kamen. Weiterhin fand sich eine alte Schüssel und ein Gasbrenner der Firma Norma, die sicherlich nicht identisch ist mit dem Unternehmen, das wir heute unter diesem Namen kennen.
Wie es mit dem Gang weitergeht, entscheidet letzten Endes die Landesdenkmalpflege, die schon durch Dr. Tannhäuser heute vertreten war. Der war kaum vor Ort, da war er auch schon über die Geröllhaufen in den Gängen geklettert, um zu Michael Garke vorzustoßen.
Auf die Auswertung der Fachleute können wir nun gespannt sein. Bis zur Entscheidung über das weitere Vorgehen wird die Service GmbH den Eingang aber vorerst wieder verschließen.
Olaf Schulze
Autor: redEin Gasbrenner fiel den Arbeitern im geöffneten Gang als erstes in die Hände
Pünktlich um 8 Uhr rückten Mitarbeiter der Servicegesellschaft des Landkreises an, um in die Stadtmauer auf Höhe des Spendekrichhofs einen Durchlass zu öffnen. Der Eingang führt in mehrere immer wieder rechtwinklig abknickende Gänge von etwa 2 m Höhe und gleicher Breite. Wie weit die noch an der Stadtmauer entlang weitergehen oder ob sie gar in Richtung der geplanten Schul-Mensa weitergehen, war bei diesem ersten Erkunden noch nicht abzusehen.
Seitliche abzweigende Räume gibt es nicht, die einzige Nische weist Spuren eines ehemaligen Toilettenbeckens auf. Vermutlich diente die spartanische Anlage während der Kriegstage als notdürftiger Luftschutzkeller, der Passanten in der Altstadt Schutz vor Bombensplittern bot. Die Bauzeit wird von den Experten auf 1942-1944 geschätzt, Unterlagen zu der Anlage sind nicht erhalten.
Interessant wurde die Erforschung der Gänge durch den Bau der neuen Mensa für das Humboldt-Gymnasium bei dessen Gründungsarbeiten. Bekannt war schon vorher, dass der Kirchhof früher als Friedhof genutzt wurde, doch davon zeugen die erst viel später gegrabenen Gänge nicht. Eine Hohlraum-Endoskopie ergab, dass sich hinter der Tür Räume befinden müssen und nun gab es für Garke und seinen Spezialfotoapparat, der ihm eine Fischaugenperspektive und imposanten 360-Grad-Aufnahmen erlaubt, kein Halten mehr.
Stadtmauer (Foto: oas) Irgendwo hinter diesem Schutthaufen im Gang hat Michael Garke seine Kamera aufgebaut
Die erste Funde in den Gängen weisen darauf hin, dass in der Kornstadt bei Arbeiten an der Mauer und in den Gängen nach dem Weltkrieg auch Kräuter- und Kirschliköre zum Einsatz kamen. Weiterhin fand sich eine alte Schüssel und ein Gasbrenner der Firma Norma, die sicherlich nicht identisch ist mit dem Unternehmen, das wir heute unter diesem Namen kennen.
Wie es mit dem Gang weitergeht, entscheidet letzten Endes die Landesdenkmalpflege, die schon durch Dr. Tannhäuser heute vertreten war. Der war kaum vor Ort, da war er auch schon über die Geröllhaufen in den Gängen geklettert, um zu Michael Garke vorzustoßen.
Auf die Auswertung der Fachleute können wir nun gespannt sein. Bis zur Entscheidung über das weitere Vorgehen wird die Service GmbH den Eingang aber vorerst wieder verschließen.
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