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Fr, 11:15 Uhr
24.05.2019
Mit der PARTEI nach Brüssel

Für Europa reicht's

Der Wahlkampf geht seinem Ende entgegen, am Sonntag wird gewählt. In der nnz waren viele Stimmen aus dem breiten Spektrum des politischen Farbenspiels vertreten, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Zum Abschluss der Wahlkampfberichterstattung haben wir uns noch einmal mit einer Dame unterhalten, deren Name nicht auf dem Wahlzetteln stehen wird. Zumindest nicht für die Kommunalwahl...

Auf dem Weg nach Brüssel: Katja Staffehl tritt für die Partei Die Partei an (Foto: Nicole Mattern) Auf dem Weg nach Brüssel: Katja Staffehl tritt für die Partei Die Partei an (Foto: Nicole Mattern)

Wie es begann, so soll es auch Enden: im Februar war die Nordhäuser Orstvorsitzende der Partei "Die Partei", Katja Staffehl, eine der ersten, die den Reigen rund um den Urnengang hier auf der nnz eröffnete, nun soll sie auch diejenige sein, die ihn beschließt.

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Aus ihrem großen, ganzheitlichen Plan, der die Bielener Kiesgewässer zum Dreh- und Angelpunkt der wirtschaftlichen, sozialen und touristischen Entwicklung machen sollte, wird vorerst wohl nichts werden - auf den Wahlzetteln für Stadtrat und Kreistag wird man Frau Staffehls Namen nicht finden.

"Das war dann doch alles etwas komplizierter als wir gedacht hatten", erzählt Staffehl, "sie müssen da eine ganze Menge Unterschriften sammeln und damit auf's Amt rennen. Aus uns völlig unverständlichen Gründen hat sich die nötige Unterstützung der Volksmassen nicht materialisiert. Dabei hatten wir so schöne Ideen. Aber: wir blicken nach vorn. Also genau genommen nach Westen, getreu dem Motto Der Partei: "für Europa reicht's"."

Tatsächlich haben die beiden Spitzenkandidaten Der Partei, der Satiriker Martin Sonneborn und Kabarettist Nico Semmsrott, gute Chancen in das europäische Parlament einzuziehen. Der etwas andere Blick auf die parlamentarische Arbeit und die öffentlichkeitswirksamen Auftritte und Berichte Sonneborns aus Brüssel und Straßburg in der vergangenen Legislatur, haben der "Arbeit" der Partei eine gewisse Legitimität verliehen. Mancher mag sogar mutmaßen das Sonneborn in Deutschland der bekannteste EU-Politiker sein könnte. Was das über die EU und Deutschland aussagen mag, oder über den Stellenwert der Gemeinschaft in der hiesiegen Parteienlandschaft samt der dazugehörigen Personalentscheidungen, das verdient eine ganz eigene Betrachtung.

Aber zurück nach Nordhausen: Frau Staffehl steht zwar nur auf Platz 44 ihrer Wahlliste, hat aber trotzdem schonmal die Koffer gepackt. "Ich denke mich können sie im Parlament wirklich gebrauchen. Ich kann ganz gut mit Kindern und kenne mich mit psychischer Betreuung aus. Wenn da so Leute wie Trump, Putin, Erdogan oder dieser Johnson aus Großbritannien vorbeikommen, wird dieses gerüttelte Maß reichhaltiger Erfahrungen von großen Nutzen sein."

Staffehl verspricht auch, die Union stärker für den Bürger zu öffnen. "Ich mache das wie Herr Buchmann und richte eine Bürgersprechstunde ein. "Fragen Sie Katja", werden wir das nennen. Das schafft Nähe und vermittelt so ein Dr. Sommer-Gefühl. Außerdem Tierschutz. Der ist ganz wichtig. Zur Erhöhung der Produktivität werde ich außerdem für die Einführung von Frühlings-, Sommer-, Herbst-, und Winterzeit eintreten. Jedes Kind weiß: "Die Jahresuhr steht niemals still". Das gleiche sollte auch für produktives Menschenmaterial gelten. Kapitalismus 5.0 dank Bio-Engineering sozusagen: wer schön Nachts um drei am Frühstückstisch sitzen muss, der hat viel mehr vom Tag und kann mehr leisten. Und so ein stetiger Wechsel des Bio-Rhythmus, das hält den Arbeiter auf Trab".

Dem Südharz würde sie nicht den Rücken kehren, verspricht Staffehl, im Gegenteil. Die großen Stärken der Region würde sie mit nach Brüssel nehmen. Schnaabes und Fleischwaren. "Ein schöner Korn und Polle-Bratwurst, das hebt die Stimmung und macht die Arbeit leichter. Hätten es eine derart reichhaltige und wohltuende Verpflegung gegeben, die Briten wären bestimmt nicht ausgetreten."

Auf dem Weg nach Brüssel: Katja Staffehl tritt für die Partei Die Partei an (Foto: Nicole Mattern) Auf dem Weg nach Brüssel: Katja Staffehl tritt für die Partei Die Partei an (Foto: Nicole Mattern)

Der Austritt Großbritanniens aus der Union sorgt die Partei-Politikerin nicht. "Es regnet die ganze Zeit, die Chips schmecken nach Essig, das Bier ist schal - mal ganz ehrlich, was wollen wir mit den Briten? Da gibt es ganz andere Länder, mit besserem Essen, besserem Wetter und schöneren Inseln, die wir in der EU halten müssen. Insgesamt glaube ich, befindet sich die europäische Einigung auf einem guten Weg. Wir waren da unter deutscher Führung ja vor ein paar Jahrzehnten schonmal ganz nah dran. Warum sollte das nicht wieder funktionieren? Dieses mal unter der Ägide einer waschechten Thüringerin. Ohne Hass, ohne Blut, Tod und Zerstörung, ohne Österreicher. Das wär doch was."

Der Weg in die EU wird für Frau Staffehl, bei allem Engagement, wohl ein weiter sein (die Züge fahren am Bahnhof Görsbach eher spärlich ein) und zu Fuß ist der Marsch auf Brüssel dann doch vielleicht wieder etwas zu anstrengend für die Partei-Politikerin. Gut möglich also, das die Partei der politischen Landschaft Nordhausens auch über den Sonntag hinaus erhalten bleibt und man sich im Herbst wieder sieht.

Am Sonntag ruft der Urnengang doch bis dahin verabschiedet sich die nnz verabschiedet vorerst aus dem aktuellen Wahlkampfgeschehen. Wer noch nicht weiß, wo die Kreuzchen landen wollen, findet auf der nnz jede Menge Informationen, Aussagen, und Entscheidungshilfen. Auch abseits der Satire.
Angelo Glashagel
Autor: red

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