So, 21:59 Uhr
10.03.2019
Unhaltbarer Zustand
Plastikmüll fliegt durch die Stadt
Ein paar sonntägliche Sturmböen, und schon verteilen sich die Überbleibsel unserer Wegwerfgesellschaft in der Stadt. Ein unhaltbarer Zustand, wie Bodo Schwarzberg meint...
Plastikmüll fliegt durch die Stadt (Foto: B. Schwarzberg)
Die Diskussion um die weltweite Vermüllung unserer Umwelt ist in vollem Gange: China weigert sich, weiterhin die Schiffsladungen voller Plastik aus Europa abzunehmen, während Plastikpartikel kürzlich selbst bei kleinen Tiefseekrebschen, also in tausenden Metern Wassertiefe, festgestellt wurden. In der Donau, so las ich irgendwann, sei die Zahl der Plastikpartikel pro Volumeneinheit Wasser mittlerweile größer, als die natürlicher Kleinstobjekte. Diese Schauergeschichten ließen sich fast unendlich fortsetzen.
Nur ein geringer Teil unserer Kunststoffe wird gegenwärtig recycelt, bzw. kann auf Grund ihrer Zusammensetzung recycelt werden, der große Rest wird verbrannt, exportiert oder deponiert. Über welch unglaubliche Mengen wir hier reden müssten, kann man nur erahnen: Aber 220 Kilo Plastik verbraucht ein einziger Bewohner Deutschlands im Jahr.
Am Hagen rollten am Sonntagabend gut ein Dutzend prall gefüllte Säcke umher, einige haben sich dabei mit der Folge geöffnet, dass sich ihr Inhalt auf der Straße und entlang der Hauswände verteilte, vom Wind gut hörbar immer weiter getrieben: Milchtüten, Joghurtbecher, Plastelöffel und –flaschen, Plastiktüten. Manche blieben in Hauseingängen und an Bordsteinen liegen oder in Büschen und Bäumen hängen. Autofahrer erschrecken, weil sie plötzlich Müllsäcken ausweichen müssen. Umherfliegender Müll als Sicherheitsrisiko.
Und das geschieht ganz gewiss nicht nur am Hagen, sondern überall, wo der Wind etwas stärker weht. Und selbst dann, wenn sich in den nächsten Tagen städtische oder private Dienste mühevoll daran machen werden, all den Müll wieder in gelbe Säcke zu verstauen, so wird unsere Umwelt garantiert nur von einem Teil dieses Zeugs entlastet.
Es erhebt sich also grundsätzlich die Frage, wie die Sicherheit der Müllsäcke erhöht werden kann. Selbst wenn der Bürger für einen sicheren Stand der gelben Säcke bis zu ihrer Abholung für zuständig erklärt wird, ist ungeklärt, wie er dies in Ermangelung von fest abschließbaren Unterstellmöglichkeiten gewährleisten soll. Hier wären also Stadt, Müllentsorger und Vermieter gefühlt gleichermaßen in der Pflicht.
Zudem sollte bei stürmischen Wetterlagen mit dem Herausstellen der Müllsäcke so lange wie möglich gewartet werden, am besten bis zum Morgen, an dem die Entsorgungsfahrzeuge anrücken.
Plastikmüll fliegt durch die Stadt (Foto: B. Schwarzberg)
Aber selbst dann bleibt die Gefahr des ungewollten Umherfliegens von Plastikmüll. Denn die Entsorger können nicht an allen Häusern gleichzeitig sein, und auch Montage sind nicht zwangsläufig sturmfrei.
Es gibt also nur zwei wirklich sichere Möglichkeiten: Erstens, festverschließbare Abstellgebäude für die vollen Säcke und zweitens die Müllvermeidung, für die die Politik mal wieder viel zu wenig tut. In dieser Pflicht stehen wir aber alle: Denn Hand aufs Herz: Essen Sie gern Makrelen, deren Nahrung zum Teil aus buntem Plastik bestand?
Die Stadt Nordhausen indes sollte gerade als Agenda 21-Kommune mit gutem Beispiel vorangehen und aus dem umherfliegenden Müll lernen: Sie sollte mit den anderen verantwortlichen Institutionen alles daransetzen, damit wir solche Bilder, wie die von heute Abend am Hagen nicht mehr sehen müssen.
Bodo Schwarzberg
Autor: redPlastikmüll fliegt durch die Stadt (Foto: B. Schwarzberg)
Die Diskussion um die weltweite Vermüllung unserer Umwelt ist in vollem Gange: China weigert sich, weiterhin die Schiffsladungen voller Plastik aus Europa abzunehmen, während Plastikpartikel kürzlich selbst bei kleinen Tiefseekrebschen, also in tausenden Metern Wassertiefe, festgestellt wurden. In der Donau, so las ich irgendwann, sei die Zahl der Plastikpartikel pro Volumeneinheit Wasser mittlerweile größer, als die natürlicher Kleinstobjekte. Diese Schauergeschichten ließen sich fast unendlich fortsetzen.
Nur ein geringer Teil unserer Kunststoffe wird gegenwärtig recycelt, bzw. kann auf Grund ihrer Zusammensetzung recycelt werden, der große Rest wird verbrannt, exportiert oder deponiert. Über welch unglaubliche Mengen wir hier reden müssten, kann man nur erahnen: Aber 220 Kilo Plastik verbraucht ein einziger Bewohner Deutschlands im Jahr.
Am Hagen rollten am Sonntagabend gut ein Dutzend prall gefüllte Säcke umher, einige haben sich dabei mit der Folge geöffnet, dass sich ihr Inhalt auf der Straße und entlang der Hauswände verteilte, vom Wind gut hörbar immer weiter getrieben: Milchtüten, Joghurtbecher, Plastelöffel und –flaschen, Plastiktüten. Manche blieben in Hauseingängen und an Bordsteinen liegen oder in Büschen und Bäumen hängen. Autofahrer erschrecken, weil sie plötzlich Müllsäcken ausweichen müssen. Umherfliegender Müll als Sicherheitsrisiko.
Und das geschieht ganz gewiss nicht nur am Hagen, sondern überall, wo der Wind etwas stärker weht. Und selbst dann, wenn sich in den nächsten Tagen städtische oder private Dienste mühevoll daran machen werden, all den Müll wieder in gelbe Säcke zu verstauen, so wird unsere Umwelt garantiert nur von einem Teil dieses Zeugs entlastet.
Es erhebt sich also grundsätzlich die Frage, wie die Sicherheit der Müllsäcke erhöht werden kann. Selbst wenn der Bürger für einen sicheren Stand der gelben Säcke bis zu ihrer Abholung für zuständig erklärt wird, ist ungeklärt, wie er dies in Ermangelung von fest abschließbaren Unterstellmöglichkeiten gewährleisten soll. Hier wären also Stadt, Müllentsorger und Vermieter gefühlt gleichermaßen in der Pflicht.
Zudem sollte bei stürmischen Wetterlagen mit dem Herausstellen der Müllsäcke so lange wie möglich gewartet werden, am besten bis zum Morgen, an dem die Entsorgungsfahrzeuge anrücken.
Plastikmüll fliegt durch die Stadt (Foto: B. Schwarzberg)
Aber selbst dann bleibt die Gefahr des ungewollten Umherfliegens von Plastikmüll. Denn die Entsorger können nicht an allen Häusern gleichzeitig sein, und auch Montage sind nicht zwangsläufig sturmfrei.
Es gibt also nur zwei wirklich sichere Möglichkeiten: Erstens, festverschließbare Abstellgebäude für die vollen Säcke und zweitens die Müllvermeidung, für die die Politik mal wieder viel zu wenig tut. In dieser Pflicht stehen wir aber alle: Denn Hand aufs Herz: Essen Sie gern Makrelen, deren Nahrung zum Teil aus buntem Plastik bestand?
Die Stadt Nordhausen indes sollte gerade als Agenda 21-Kommune mit gutem Beispiel vorangehen und aus dem umherfliegenden Müll lernen: Sie sollte mit den anderen verantwortlichen Institutionen alles daransetzen, damit wir solche Bilder, wie die von heute Abend am Hagen nicht mehr sehen müssen.
Bodo Schwarzberg
Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
Akkojim
11.03.2019, 07.59 Uhr
Plasikmüll nicht nur duch herumfliegende Müllsäcke
Gestern ist mir auf dem ehemaligen Gelände von Löblein aufgefallen,dass dort immer mehr Plastemüll und auch anderer Müll hingeschmissen wird.Das Gelände wird immer mehr zur Müllhalde.
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Harzforelle
11.03.2019, 10.54 Uhr
Immer wieder
Hr.Schwarzberg.
Da Sie an allem und zu jedem Atemzug etwas einzuwenden bzw. zu kritisieren haben, nun wieder etwas am Wind, wie wäre es, wenn Sie nun endlich mal mit gutem Beispiel vorangehen und mit gelben Säcken bestückt, unseren Landkreis vom verwehten Unrat befreien täten? Nicht nur reden oder Posten, handeln ist eine bessere Devise.
Da Sie an allem und zu jedem Atemzug etwas einzuwenden bzw. zu kritisieren haben, nun wieder etwas am Wind, wie wäre es, wenn Sie nun endlich mal mit gutem Beispiel vorangehen und mit gelben Säcken bestückt, unseren Landkreis vom verwehten Unrat befreien täten? Nicht nur reden oder Posten, handeln ist eine bessere Devise.
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Fönix
11.03.2019, 12.24 Uhr
Sehr geehrte Harzforelle,
in Ihrer ursprünglichen Form sind Sie mir ja ausgesprochen sympathisch, aber mit diesem Beitrag werfen Sie bei mir doch einige Fragezeichen auf. Herrn Schwarzberg vorzuwerfen, dass er nur redet und nichts tut, ist doch arg weit daneben. Gerade so als würden Sie nicht in der Zorge, sondern im Neptunbrunnen schwimmen.
Darüber hinaus bleibt festzustellen, dass es im kommunalen Bereich klare Verantwortlichkeiten für die Organisation und Realisierung der Abfall- und Reststoffentsorgung gibt. Und diese liegen keinesfalls bei Privatpersonen, die haben mit dem Sammeln und Sortieren genug zu tun. Darüber hinaus müssen sie auch noch verdauen, dass hinterher vieles davon wieder zusammengekippt wird.
Die professionellen Entsorger und die diese Abläufe verwaltenden Kommunalstrukturen bekommen von den Steuerzahlern viel Geld für ordnungsgemäßes und zielführendes Handeln, da kann der Bürger ordentliches Arbeiten und Organisieren verlangen. Dazu gehören Gelbe Säcke, die als Gebinde auch haltbar sind und nicht an jeder Quarkschachtelkante aufreißen. Dazu gehören auch Sammelpunkte, wo der Bürger seine gesammelten Werke sicher zur Abholung bereitlegen kann. Dazu gehört auch das Problem, dass die Ordnungsmacht im Lande nicht einmal ansatzweise Willens und in der Lage ist, die allgegenwärtige Vermüllung der Landschaft auch nur ansatzweise einzudämmen.
Ein weiterer Aspekt, der mir in diesem Zusammenhang schon länger ganz übel aufstößt, ist die Tatsache, dass wir als Konsumenten mit jeder gekauften kunststoffbasierten Einwegverpackung (genauso wie bei Blechbüchsen und Glasflaschen) einen Obolus an das Duale System Deutschland zahlen. Das DSD hat mit den Milliarden, die es auf diesem Weg jedes Jahr einspielt, für eine ordnungsgemäße Entsorgung bzw. Verwertung zu sorgen. Wenn bisher rund 50 % der Plastikabfälle nach Übersee, insbesondere nach China verbracht wurden, wird dieser Anspruch nicht einmal ansatzweise erfüllt, zumal sich offensichtlich niemand ernsthaft damit befasst hat, was dort mit unseren Abfällen tatsächlich geschieht. Für mich ist das organisierter Betrug. Denn bei vielen Produkten habe ich nach wie vor keine Alternative, ich kann sie nur in einer Einwegverpackung kaufen.
Eine Harzforelle, die ihren bevorzugten Lebensraum in einem sauberen, klaren Fließgewässer findet, sollte über diese Zusammenhänge mal nachdenken, bevor sie einzelne engagierte Bürger angeht, die zu Recht auf die vielen Missstände hinweisen und darüber hinaus auch noch seit Jahr und Tag einen aktiven Beitrag für eine lebenswerte Umwelt leisten.
Ich teile auch längst nicht alle Ansichten eines Herrn Schwarzberg, aber ohne die engagierte Arbeit solcher umweltbewusster Menschen hätten Sie als Salmonide ihren einzigen akzeptablen Lebensraum wahrscheinlich in den Schönungsteichen unserer Kläranlagen.
Darüber hinaus bleibt festzustellen, dass es im kommunalen Bereich klare Verantwortlichkeiten für die Organisation und Realisierung der Abfall- und Reststoffentsorgung gibt. Und diese liegen keinesfalls bei Privatpersonen, die haben mit dem Sammeln und Sortieren genug zu tun. Darüber hinaus müssen sie auch noch verdauen, dass hinterher vieles davon wieder zusammengekippt wird.
Die professionellen Entsorger und die diese Abläufe verwaltenden Kommunalstrukturen bekommen von den Steuerzahlern viel Geld für ordnungsgemäßes und zielführendes Handeln, da kann der Bürger ordentliches Arbeiten und Organisieren verlangen. Dazu gehören Gelbe Säcke, die als Gebinde auch haltbar sind und nicht an jeder Quarkschachtelkante aufreißen. Dazu gehören auch Sammelpunkte, wo der Bürger seine gesammelten Werke sicher zur Abholung bereitlegen kann. Dazu gehört auch das Problem, dass die Ordnungsmacht im Lande nicht einmal ansatzweise Willens und in der Lage ist, die allgegenwärtige Vermüllung der Landschaft auch nur ansatzweise einzudämmen.
Ein weiterer Aspekt, der mir in diesem Zusammenhang schon länger ganz übel aufstößt, ist die Tatsache, dass wir als Konsumenten mit jeder gekauften kunststoffbasierten Einwegverpackung (genauso wie bei Blechbüchsen und Glasflaschen) einen Obolus an das Duale System Deutschland zahlen. Das DSD hat mit den Milliarden, die es auf diesem Weg jedes Jahr einspielt, für eine ordnungsgemäße Entsorgung bzw. Verwertung zu sorgen. Wenn bisher rund 50 % der Plastikabfälle nach Übersee, insbesondere nach China verbracht wurden, wird dieser Anspruch nicht einmal ansatzweise erfüllt, zumal sich offensichtlich niemand ernsthaft damit befasst hat, was dort mit unseren Abfällen tatsächlich geschieht. Für mich ist das organisierter Betrug. Denn bei vielen Produkten habe ich nach wie vor keine Alternative, ich kann sie nur in einer Einwegverpackung kaufen.
Eine Harzforelle, die ihren bevorzugten Lebensraum in einem sauberen, klaren Fließgewässer findet, sollte über diese Zusammenhänge mal nachdenken, bevor sie einzelne engagierte Bürger angeht, die zu Recht auf die vielen Missstände hinweisen und darüber hinaus auch noch seit Jahr und Tag einen aktiven Beitrag für eine lebenswerte Umwelt leisten.
Ich teile auch längst nicht alle Ansichten eines Herrn Schwarzberg, aber ohne die engagierte Arbeit solcher umweltbewusster Menschen hätten Sie als Salmonide ihren einzigen akzeptablen Lebensraum wahrscheinlich in den Schönungsteichen unserer Kläranlagen.
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N. Baxter
11.03.2019, 16.47 Uhr
Gelbe Tonne
zumin. auch bei dem Wind schwer zu sichern aber besser als die luftigen Säcke..
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