Mi, 07:30 Uhr
22.08.2018
Habau übt Kritik an neuer AKS Studie
Pragmatismus statt Prunk
Es war einmal 2015: die Firma Habau aus Heringen erstellt für den Verein Wacker '90 Nordhausen ein Konzept zum Stadionumbau. Geschätzter Kostenpunkt damals: 6,2 Millionen Euro. Eine neue Studie ging jüngst von deutlich höheren Kosten aus. In Heringen kritisierte man jetzt die Herangehensweise der Studie und das Verhalten des Rathauses. Die Grundlagen aus 2015 seien immer noch der beste Weg den AKS zu revitalisieren...
Rund 15,4 Millionen Euro würde er kosten, der runderneuerte Albert-Kuntz-Sportpark. Geschätzte Fertigstellung bei zügigem Projektbeginn und laufendem Spielbetrieb: 2024. Zu diesem Schluss kommt eine vom Rathaus in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, die vergangene Woche bekannt geworden war.
In Heringen war man ob dieser Zahlen zuletzt reichlich verwundert. Die Firma Habau hatte bereits 2015 auf Bitten des Vereins Wacker '90 Nordhausen ein umfangreiches Konzept samt Raumplanung zur "Revitalisierung" des Albert-Kuntz-Sportparkes erstellt. Geschätzte Kosten damals: rund 6,2 Millionen Euro. "Nach einem Besuch im Stadion waren die Ideen schnell gefunden", sagt Habau-Geschäftsführer Dr. Jens Stark, das Stadion, so die Überlegung, könnte in Richtung Hotel diagonal versetzt werden, entsprechend der Regularien des Deutschen Fußballbundes würde man die erneuerte Anlage mit den nötigen Räumlichkeiten versehen: Lager, Umkleiden, Presseraum, VIP-Bereich, Flutlicht, Platz für Sicherheit und Technik. Kurz: den Dingen, die für den Betrieb nötig sind. Geschätzte Bauzeit bei laufendem Spielbetrieb: zwei Jahre. Gekostet hat das ganze den Verein keinen Cent, Habau hatte die Pläne, Grafiken und Grundrisse im Rahmen eines Sponsorings erstellt.
"Die Aufgabenstellung damals war eine vernünftige und funktionale Spielstätte für wenig Geld und mit geringem Aufwand zu planen", so Dr. Stark, der Verein habe Pragmatismus statt Prunk verlangt.
Die Studie aus 2015 sei "nicht tragfähig", begründete die nun die Nordhäuser Stadtverwaltung in der vergangenen Woche ihre Entscheidung, die Büros Drees & Sommer und die Albert Speer + Partner für rund 40.000 Euro damit zu beauftragen, das Konzept noch einmal prüfen zu lassen und einen Aus- bzw. Umbau auf ein 5.000 Zuschauer umfassendes Stadion sowie dessen Erweiterung auf ein 10.000 Besucher fassendes Stadion darzustellen.
Fachlich hat man in Heringen mit der Arbeit der Kollegen kein Problem, die Büros seien durchaus versiert und verstünden ihr Handwerk, meint Mario Böhnhardt, Projektleiter bei Habau. Kritisch sieht man hingegen die Herangehensweise der Studie und das Verhalten der Rathausspitze. Die Habau'schen Pläne für eine interne Revision zu nutzen sei absolut verständlich, meint Böhnhardt, die Zahlen der Firma ohne weiteres einem direkten Mitbewerber zu überlassen sei hingegen "äußerst fragwürdig" und in der Branche absolut nicht üblich.
Den größten Unterschied in der Konzeption sehen die Heringer in der Vergabemethode. Nach dem hauseigenem Ansatz würde der Umbau des AKS über das Verfahren "Planen und Bauen" gestaltet: es gibt einen hauptverantwortlichen Generalunternehmer (GU), der sich auch um die weiteren Vergaben an Subunternehmer kümmert und die Preise vertraglich festlegt. Der Vergabe an einen GU würde ein Wettbewerb vorausgehen, bei dem sich auch Habau als möglicher Bewerber der Konkurrenz stellen müsste, erläutert Geschäftsführer Stark. Das Verfahren biete mehr Termin-, Planungs-, und Kostensicherheit, sei aber in Nordhausen bisher nie zur Anwendung gekommen. Andere Städte würden regelmäßig auf die Methode "Planen und Bauen" zurückgreifen. Der Nachteil aus unternehmerischer Sicht: das Risiko liegt am Ende beim Generalunternehmer, der die Preise im Jahr des Baubeginns vertraglich festlegen muss.
v.l.: Dr. Ing. Jens Stark und Mario Böhnhardt über ihren Plänen für den AKS (Foto: Angelo Glashagel)
Auch dem Ansatz der beiden Büros würde ein Wettbewerb vorausgehen, danach würde man, ähnlich anderer Nordhäuser Projekte wie etwa der Feuerwache, nach dem Prinzip der Einzelvergabe verfahren. Das würde Bauzeit und Kosten in die Höhe treiben, da für jedes Gewerk Vergaberichtlinien einzuhalten seien, was viel Zeit in Anspruch nehme. Bei einem Großprojekt wie diesem könne das bis zu 50 verschiedene Firmen betreffen, meint Projektleiter Böhnhardt. Zudem sind die Vergaben nicht zeitlich gebunden. Während der Generalunternehmer bei einem theoretischen Baubeginn im Jahr 2019 auch die entsprechenden Preise vertraglich festhalten müsse, könnten Leistungen in der Einzelvergabe auch zu einem späteren Zeitpunkt ausgelöst werden, entsprechend höher fielen dann auch die Kosten aus. Das neue Konzept trage dem Rechnung in dem es Preissteigerungen mit einem Risikoaufschlag von 10% einkalkuliert.
Auch an anderer Stelle wichen die Kostenschätzungen der beiden Büros deutlich von denen Habaus ab, etwa bei der Baustellensicherung während des Spielbetriebes. Man sehe eine "Verhinderungsargumentation", kritisierten die Ingenieure, allgemein gingen die Pläne von einem wesentlich umfangreicheren Projekt aus, als die ursprüngliche Aufgabenstellung verlangt habe.
Blick auf die Haupttribüne (Foto: Habau)
"Was braucht man für ein Stadion? Nehmen Sie die Sitze. Die Preise rangieren hier zwischen 30 und 80 Euro. Der günstigere Sitz erfüllt die gleiche Funktion, auch wenn man dann vielleicht nicht so bequem sitzt wie Uli Hoeneß. Reicht ein Standard-Urinal oder muss es das Designerstück sein? Muss in der VIP Lounge Parkett verlegt werden oder tut es auch ein PVC Boden? Der Verein wollte nie mit einem neuen Neubau protzen, man wollte keinen Luxus, sondern ein funktionierendes Stadion", sagt Dr. Jens Stark, "ich kann auch nach unserem Konzept für 15 Millionen bauen, als Unternehmer schlafe ich da wesentlich ruhiger, aber es geht auch anders."
Nach den Preissteigerungen der letzten drei Jahre und den Wünschen die Wacker bezüglich der Umkleiden und sanitären Anlagen für die Nachwuchsmannschaften geäußert hat, rechnet man in Heringen nach dem hauseigenen Plänen jetzt mit Baukosten von rund 9,9 Mio. Euro. Wenn es zeitnah zu einer Entscheidung kommen sollte und die Fördermittel abgerufen werden können.
Man habe viel Erfahrung im Hoch- und Tiefbau, war bereits im Stadionbau in Zwickau, Regensburg, Leverkusen und Wolfsburg tätig und zeichnete als Generalunternehmer auch bei Großprojekten verantwortlich, unterstreicht Stark, "wir haben die Kompetenz im Haus ordentliche Zahlen zu liefern". Das dass eigene Konzept nun mehr oder weniger "zerrissen" wurde und negativ betrachtet werde, sorgt in Heringen daher für einigen Unmut.
Den Stadträten, die letztlich über die weitere Entwicklung entscheiden müssen, wünsche man "ein glückliches Händchen", sagt Stark. In Heringen stünde man bereit sich den Ideen der Mitbewerber zu stellen und sieht sich der Aufgabe Stadionumbau gewachsen. Das Habau-Konzept sei aus eigener Sicht der beste Weg, den AKS zu revitalisieren ohne dabei auf die "Grüne Wiese" zu gehen.
Angelo Glashagel
Autor: redRund 15,4 Millionen Euro würde er kosten, der runderneuerte Albert-Kuntz-Sportpark. Geschätzte Fertigstellung bei zügigem Projektbeginn und laufendem Spielbetrieb: 2024. Zu diesem Schluss kommt eine vom Rathaus in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, die vergangene Woche bekannt geworden war.
In Heringen war man ob dieser Zahlen zuletzt reichlich verwundert. Die Firma Habau hatte bereits 2015 auf Bitten des Vereins Wacker '90 Nordhausen ein umfangreiches Konzept samt Raumplanung zur "Revitalisierung" des Albert-Kuntz-Sportparkes erstellt. Geschätzte Kosten damals: rund 6,2 Millionen Euro. "Nach einem Besuch im Stadion waren die Ideen schnell gefunden", sagt Habau-Geschäftsführer Dr. Jens Stark, das Stadion, so die Überlegung, könnte in Richtung Hotel diagonal versetzt werden, entsprechend der Regularien des Deutschen Fußballbundes würde man die erneuerte Anlage mit den nötigen Räumlichkeiten versehen: Lager, Umkleiden, Presseraum, VIP-Bereich, Flutlicht, Platz für Sicherheit und Technik. Kurz: den Dingen, die für den Betrieb nötig sind. Geschätzte Bauzeit bei laufendem Spielbetrieb: zwei Jahre. Gekostet hat das ganze den Verein keinen Cent, Habau hatte die Pläne, Grafiken und Grundrisse im Rahmen eines Sponsorings erstellt.
"Die Aufgabenstellung damals war eine vernünftige und funktionale Spielstätte für wenig Geld und mit geringem Aufwand zu planen", so Dr. Stark, der Verein habe Pragmatismus statt Prunk verlangt.
Die Studie aus 2015 sei "nicht tragfähig", begründete die nun die Nordhäuser Stadtverwaltung in der vergangenen Woche ihre Entscheidung, die Büros Drees & Sommer und die Albert Speer + Partner für rund 40.000 Euro damit zu beauftragen, das Konzept noch einmal prüfen zu lassen und einen Aus- bzw. Umbau auf ein 5.000 Zuschauer umfassendes Stadion sowie dessen Erweiterung auf ein 10.000 Besucher fassendes Stadion darzustellen.
Fachlich hat man in Heringen mit der Arbeit der Kollegen kein Problem, die Büros seien durchaus versiert und verstünden ihr Handwerk, meint Mario Böhnhardt, Projektleiter bei Habau. Kritisch sieht man hingegen die Herangehensweise der Studie und das Verhalten der Rathausspitze. Die Habau'schen Pläne für eine interne Revision zu nutzen sei absolut verständlich, meint Böhnhardt, die Zahlen der Firma ohne weiteres einem direkten Mitbewerber zu überlassen sei hingegen "äußerst fragwürdig" und in der Branche absolut nicht üblich.
Den größten Unterschied in der Konzeption sehen die Heringer in der Vergabemethode. Nach dem hauseigenem Ansatz würde der Umbau des AKS über das Verfahren "Planen und Bauen" gestaltet: es gibt einen hauptverantwortlichen Generalunternehmer (GU), der sich auch um die weiteren Vergaben an Subunternehmer kümmert und die Preise vertraglich festlegt. Der Vergabe an einen GU würde ein Wettbewerb vorausgehen, bei dem sich auch Habau als möglicher Bewerber der Konkurrenz stellen müsste, erläutert Geschäftsführer Stark. Das Verfahren biete mehr Termin-, Planungs-, und Kostensicherheit, sei aber in Nordhausen bisher nie zur Anwendung gekommen. Andere Städte würden regelmäßig auf die Methode "Planen und Bauen" zurückgreifen. Der Nachteil aus unternehmerischer Sicht: das Risiko liegt am Ende beim Generalunternehmer, der die Preise im Jahr des Baubeginns vertraglich festlegen muss.

Auch dem Ansatz der beiden Büros würde ein Wettbewerb vorausgehen, danach würde man, ähnlich anderer Nordhäuser Projekte wie etwa der Feuerwache, nach dem Prinzip der Einzelvergabe verfahren. Das würde Bauzeit und Kosten in die Höhe treiben, da für jedes Gewerk Vergaberichtlinien einzuhalten seien, was viel Zeit in Anspruch nehme. Bei einem Großprojekt wie diesem könne das bis zu 50 verschiedene Firmen betreffen, meint Projektleiter Böhnhardt. Zudem sind die Vergaben nicht zeitlich gebunden. Während der Generalunternehmer bei einem theoretischen Baubeginn im Jahr 2019 auch die entsprechenden Preise vertraglich festhalten müsse, könnten Leistungen in der Einzelvergabe auch zu einem späteren Zeitpunkt ausgelöst werden, entsprechend höher fielen dann auch die Kosten aus. Das neue Konzept trage dem Rechnung in dem es Preissteigerungen mit einem Risikoaufschlag von 10% einkalkuliert.
Auch an anderer Stelle wichen die Kostenschätzungen der beiden Büros deutlich von denen Habaus ab, etwa bei der Baustellensicherung während des Spielbetriebes. Man sehe eine "Verhinderungsargumentation", kritisierten die Ingenieure, allgemein gingen die Pläne von einem wesentlich umfangreicheren Projekt aus, als die ursprüngliche Aufgabenstellung verlangt habe.

"Was braucht man für ein Stadion? Nehmen Sie die Sitze. Die Preise rangieren hier zwischen 30 und 80 Euro. Der günstigere Sitz erfüllt die gleiche Funktion, auch wenn man dann vielleicht nicht so bequem sitzt wie Uli Hoeneß. Reicht ein Standard-Urinal oder muss es das Designerstück sein? Muss in der VIP Lounge Parkett verlegt werden oder tut es auch ein PVC Boden? Der Verein wollte nie mit einem neuen Neubau protzen, man wollte keinen Luxus, sondern ein funktionierendes Stadion", sagt Dr. Jens Stark, "ich kann auch nach unserem Konzept für 15 Millionen bauen, als Unternehmer schlafe ich da wesentlich ruhiger, aber es geht auch anders."
Nach den Preissteigerungen der letzten drei Jahre und den Wünschen die Wacker bezüglich der Umkleiden und sanitären Anlagen für die Nachwuchsmannschaften geäußert hat, rechnet man in Heringen nach dem hauseigenen Plänen jetzt mit Baukosten von rund 9,9 Mio. Euro. Wenn es zeitnah zu einer Entscheidung kommen sollte und die Fördermittel abgerufen werden können.
Man habe viel Erfahrung im Hoch- und Tiefbau, war bereits im Stadionbau in Zwickau, Regensburg, Leverkusen und Wolfsburg tätig und zeichnete als Generalunternehmer auch bei Großprojekten verantwortlich, unterstreicht Stark, "wir haben die Kompetenz im Haus ordentliche Zahlen zu liefern". Das dass eigene Konzept nun mehr oder weniger "zerrissen" wurde und negativ betrachtet werde, sorgt in Heringen daher für einigen Unmut.
Den Stadträten, die letztlich über die weitere Entwicklung entscheiden müssen, wünsche man "ein glückliches Händchen", sagt Stark. In Heringen stünde man bereit sich den Ideen der Mitbewerber zu stellen und sieht sich der Aufgabe Stadionumbau gewachsen. Das Habau-Konzept sei aus eigener Sicht der beste Weg, den AKS zu revitalisieren ohne dabei auf die "Grüne Wiese" zu gehen.
Angelo Glashagel