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Di, 14:00 Uhr
03.05.2016
Kuriose Geschäfte zwischen "Mutter" und "Tochter"

Wertloses Grundstück soll gekauft werden

Die Service Gesellschaft des Landkreises Nordhausen und das Landratsamt - hinter diesem Konstrukt, das einst so verheißungsvoll regeneriert wurde, lauert eine erhebliche Gefahr. Nur, im Kreistag wird sie nicht erkannt. Das wiederum hat eine langjährige Tradition...

Landkreis will wertloses Grundstück und Brücke für 350.000 Euro kaufen (Foto: nnz) Landkreis will wertloses Grundstück und Brücke für 350.000 Euro kaufen (Foto: nnz)
Es ist noch nicht allzu lange her, da stimmte der Kreistag namentlich über eine satte Kapitalerhöhung für die 100prozentige Tochter des Landkreises zu. Und so wurden aus 25.000 Euro Eigenkapital 525.000 Euro.

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Lange wurde dazu debattiert und schließlich mehrheitlich beschlossen. Ob die Kreistagsmitglieder sich die Begründung zur Kapitalerhöhung auch genau durchgelesen hatten, sei dahingestellt. Dort ist zu lesen: "Zum Erhalt der Kreditfähigkeit der Gesellschaft ist in einem ersten Schritt eine Eigenkapitalerhöhung des Stammkapitals um 500.000 Euro geplant und mit der Kommunalaufsicht im Landesverwaltungsamt des Freistaates Thüringen bereits mündlich abgestimmt." Weitere können also folgen.

Und so zahlte die Kreisverwaltung die halbe Million Euro auf das Konto der Service Gesellschaft. Die Tochter kann sich in den kommenden Wochen über einen weiteren Geldsegen der Mutter freuen: Im Entwurf des Haushaltes für dieses Jahr ist die Ausgabe von 350.000 Euro vorgesehen. Mit diesem Geld soll das Grundstück der Service Gesellschaft und die sanierte Brücke zurückgekauft werden. Beide hatte das kommunale Unternehmen abschreiben müssen. Letztlich ist das Teilgrundstück, das Ende 2014 per Kreistagsbeschluss für 270.000 Euro gekauft wurde, durch den Erdfall wertlos geworden.

Spätestens hier sei die Frage erlaubt, warum die Kreisverwaltung 350.000 Euro für eine wertloses Grundstück ausgibt? Ist das nicht Verschwendung von Steuergeldern? Juristisch betrachtet gibt es dafür noch andere Fachbegriffe.

Hier kommt keine Post mehr an (Foto: nnz) Hier kommt keine Post mehr an (Foto: nnz) Der Landkreis ist seit Jahren defizitär und auf Bedarfszuweisungen angewiesen. Der einstige Verkauf des Grundstückes diente somit auch der Einnahmebeschaffung. Auch in diesem Jahr plant der Landkreis wieder mit einer Bedarfszuweisung, sie soll sich nach Informationen der nnz auf über zehn Millionen Euro belaufen. Warum der Landkreis ein quasi wertloses Grundstück zurückkaufen und die Servicegesellschaft zumindest teilweise für ihre Investition in die Brücke entschädigen will, erschließt sich dem aufmerksamen Betrachter nicht.

Schließlich entsteht dem Landkreis dadurch ein Vermögensschaden, der die Haushaltssituation noch weiter verschlechtert. Der Landkreis verfügt seit Jahren über keine eigenen Mittel, um überhaupt eine Investition zu tätigen. Also müssten auch die 350.000 Euro über die Bedarfszuweisung des Landes finanziert werden, ähnlich wie der Verlust an Wert durch den Erdfall.

Kommt jedoch die Bedarfszuweisung nicht in der geplanten und erwarteten Höhe, würden durch den Kauf die Sollfehlbeträge weiter steigen und das Kassenkreditvolumen weiter ausgereizt werden. Die Kreistagsmitglieder sollten endlich über die Parteigrenzen hinweg erkennen, dass sich der Landkreis eine weitere Subvention der Service Gesellschaft nicht leisten kann. Kommunale Betriebe sollen Erträge für die Kommune abwerfen, nicht umgekehrt.

Einige der Mitglieder des jetzigen Kreistages müssten doch jetzt reagieren. Sie haben in ihrer jahrzehntelange Arbeit in diesem Gremium bereits viele unschöne Erfahrungen mit diversen kommunalen Gesellschaften gemacht. Die Aufzählung der Unternehmenskürzel ist eine Aufzählung des Schreckens: NOGEFAS, EGN, TVN und abschließend noch Pro INNOVATIO.

Hier wurden in beharrlicher Beständigkeit Steuergelder in Millionenhöhe versenkt, verantwortlich gemacht wurde jedoch niemand. Also kann das alles so weitergehen. Oder nicht?
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
Babette Klingert
03.05.2016, 15.23 Uhr
Nicht zu früh freuen . Matthias Jendricke ist heute beim Innenminister
Nicht zu früh freuen, liebe Landratsfeinde ... Unser Landrat war gerade heute mit seinen SPD Amtskollegen beim Thüringer Kommunalminister Holger Popoenhäger um auch über die Finanzen sprechen.

Er hat die Lage unter Kontrolle, abgerechnet wird am Ende.
RaWu
03.05.2016, 15.59 Uhr
Die letzten Male hat der LR auch nur "Zuspruch" bekommen.
Geld war nicht dabei. Weder Popenhäger noch Taubert hatten auch nur einen Euro rausgerückt.

Trotzdem wäre es schön, keine Frage.

Hier geht es aber um etwas ganz anderes:
STEUERVERSCHWENDUNG im erheblichen Umfang und mit Vorsatz durch den Handelnden. Es muss Vorsatz sein, da er sich selbst als Experten bezeichnet. Ich wäre da vorsichtiger.

Nicht umsonst ging die Abstimmung im Kreistag denkbar knapp aus. Ohne die "Ja"-Stimmen zu kennen, gehe ich von einer ungesunden Mischung aus Unwissen, Gleichgültigkeit, Gehorsam und politischem Kalkül aus.

Ich befürchte, dass der Schuldenstand des LK NDH mit der nächsten Wahl die 40.000.000 € der Stadt locker übertrifft. Von den Folgekosten durch völlig unnötig angeschaffte Immobilen ganz zu schweigen.
Waldemar Ceckorr
03.05.2016, 16.06 Uhr
eigenartig,
da, wo unser matthias, der landrat agiert, wachsen die defizite in schwindelnde höhen.
naja, er ist ja schliesslich verwaltungsfachmann.

da kommt der waldi wieder nicht in den schlaf vor lachen
Herr Taft
03.05.2016, 16.09 Uhr
Bedarfszuweisungen...
...Können vom LK beantragt werden, von der Servicegesellschaft nicht. Also wird der LK ins Minus gefahren, die Kohle zur Servicegesellschaft geschafft und dann beim Land über die Bedarfszuweisung wieder eingesammelt. Der Gedanke drängt sich mir jedenfalls auf. Ob das so ist, funktioniert und ob das rechtens ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Zukunft
03.05.2016, 18.31 Uhr
Ja
Ja, alles kann so weitergehen. Denn, wie im Artikel geschrieben, sind in derartige Konstrukte schon immer Steuergelder geflossen. Für den Schaden der entstanden ist, ist niemand haftbar gemacht worden.

Also, geht alles so weiter wie bisher.
Waldemar Ceckorr
03.05.2016, 18.36 Uhr
ja so verschieden
ist das, mittlerweile stößt auch anderen leuten die haftungsfrage auf.
wenn ich danach frage, difammiere ich die stadträte oder kreistagsmitglieder.
es wird zeit, dass das pack aufwacht.

der waldi
Rainer H.
03.05.2016, 22.34 Uhr
Kein Grundstück ist wertlos!
Sehr geehrter Herr Greiner, die Überschrift ist für das Handeln des Landrats zutreffend, denn er berachtet das Grundstück als wertlos. Doch ist es das? Erst kürzlich sagte mir eine dort wohnende Familie, das ein Nachbargrundstück des Arieals durch den Landkreis verkauft wurde. Auch hat man den Hauseigentümer neben dem Grundstück nicht mitgeteilt, dass ihr Grundstück nichts wert sei. Das Arial des Service-Gesellschaft hat eine Größe von ca. 65.000 m². Der Quatratmeterpreis der benachbarten Wohngrundstücke beträgt 43 Euro. Der Quatratmeterpreis des Arials der Servicegesellschaft sollte mit 10 - 20 Euro noch zu Buche stehen. Das bedeutet der Wert liegt nur für das Grundstück bei 650.000 € bis 1.200.000 €. Bisher ist kein Grundstück im Landkreis abgewertet worden, nur weil ein Erdfall statt fand. Dann wäre ganz Krimderode nicht viel wert!
Mit dem Wert des Grundstückes hat die Service genug Sicherheit für die Banken.
Es ist fast schon kriminell, ohne jeglich Gutachten von "wertlosen Grundstücken" zu sprechen, und ohne jegliche Gutachten einen Kaufvertrag zu schließen. Denn welchen Kaufpreis will der Landrat zahlen. Macht er sich nicht vorsetzlich strafbar, wenn er ein "nicht bewertetes" Grundstück überteuert kauft ohne dafür einen Nutzen zu haben? Wer dem zustimmt könnte schon mit einem Bein im Knast stehen.
Gudrun1974
04.05.2016, 08.01 Uhr
Das Service Grundstück ist wertlos.
Eine Ware ist real immer so viel Wert, wie der Käufer bereit ist, dafür zu zahlen. Wer kauft ein Grundstück, das über einem Erdfall liegt? Niemand. Der Wert also: Null.

Was der Landkreis hier tut, ist eine Luftbuchung, ähnlich wie bei den Subprime Grundstücksgeschäften in den USA, die zur Bankenkrise geführt haben. Was hier läuft, ist ein Skandal.
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