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Do, 09:40 Uhr
30.04.2015

Bleicherode bewegt sich

Um die Bleicheröder Altstadt vor dem Verfall zu retten zieht die kleine Kalistadt alle Register. Trotz klammen Haushalts sucht man nach Möglichkeiten, den Kern der Stadt wieder zu beleben. Zur gestrigen Stadtratssitzung wurden gleich mehrere ehrgeizige Pläne vorgestellt, die ineinander greifen sollen...

Visionen - erst einmal auf dem Papier (Foto: Angelo Glashagel) Visionen - erst einmal auf dem Papier (Foto: Angelo Glashagel)
Es war ein ungewöhnlich lange Sitzung die der Bleicheröder Stadtrat gestern absolvierte. Neben dem üblichen Alltagsgeschäft des Rates ging es vor allem darum, mit welchen Mitteln die Wiederbelebung der Altstadt vorrangetrieben werden kann.

Felix Boenigk von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklunggesellschaft (DSK) stellte hierzu das Konzept zum "Klimaquartier Stadtkern" vor. Damit verbunden ist die Einsetzung eines "Sanierungsmanagers" und die Teilnahme am Forschungsprogramm "Experimenteller Wohnungs- und Städtebau" sowie die Entwicklung eines "ISEK", also eines Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes, das auch andere Bereiche der Stadt in den Blick nehmen soll.

Felix Boenigk von der DSK stellte das Konzept zur Sanierung der Bleicheröder Altstadt und noch einiges mehr vor (Foto: Angelo Glashagel) Felix Boenigk von der DSK stellte das Konzept zur Sanierung der Bleicheröder Altstadt und noch einiges mehr vor (Foto: Angelo Glashagel) Boenigk war vor gut drei Monaten schon einmal in Bleicherode zu Gast um das Konzept zu besprechen, gestern nun wurde es etwas konkreter. Im Altstadtbereich hat sein Büro 302 Objekte untersucht, in sechs Haustypen unterteilt und für jeden Typus verschiedene Sanierungsszenarien entwickelt. Der derzeitige Energieverbrauch des gesamten Bereiches beträgt demnach zur Zeit gut 20.000 Megawattstunden (Mwh/a). Würde man die "Brennwerttechnik", sprich die Heizung, auf den neuesten Stand bringen, könnte der Verbrauch auf gut 11.000 Mwh/a sinken. Nimmt man noch ordentliche Dämmung und Wärmepumpen hinzu, könnte der Verbrauch sogar auf etwa 5000 Mwh/a sinken.

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Das aber ist das Idealszenario. Boenigks Minimalszenario sieht da schon ganz anders aus. Geht es, wie bisher, mit einer Sanierungsrate von etwa 1% pro Jahr weiter, so könnte man bis 2020 eine Verbrauchsverminderung von 5%, 10 Jahre später von 15 % und bis 2050 vielleicht 25 % erreichen. Ziel des "Klimaquartiers" sei es, die Sanierungsrate auf mindestens 3% pro Jahr zu steigern, was bedeuten würde das man in gut 30 Jahren 75% des Verbrauchs mindern könnte.

Dabei ist das Konzept vor allem ein Handlungsleitfaden für die Verantwortlichen und vor allem auch Informationsquelle für Bürger, Eigentümer und Kaufinteressenten. Denn ohne deren Engagement und Willen zur Sanierung wird es nicht gehen. Deswegen setzt der Stadtplaner auch auf massive Öffentlichkeitsarbeit um den Bürgern und Investoren die ehrgeizigen Pläne schmackhaft zu machen. So ist die Internetseite "Bleicherode-bewegt-sich" als Informationsportal bereits online gegangen, aber noch nicht vollumfänglich nutzbar. Die Seite soll die Kernaussagen der städtischen Pläne "illustrativ und verständlich" abbilden, so Boenigk, und als Forum des öffentlichen Meinungsaustausches dienen.

Neben dem Konzept "Klimaquartier Stadtkern" wurde auch über andere Maßnahmen gesprochen (Foto: Angelo Glashagel) Neben dem Konzept "Klimaquartier Stadtkern" wurde auch über andere Maßnahmen gesprochen (Foto: Angelo Glashagel)

Zum anderen setzt man auf Veranstaltungen wie den Tag des Städtebaus am 9. Mai. Erfolgreiche und in der Bürgerschaft durchaus akzeptierte Sanierungsobjekte wie das "Haus 2" sollen dann begutachtet werden. Um zehn Uhr wird man sich hier zur Begrüßung treffen. Um elf Uhr plant man einen Stadtspaziergang zu diversen sanierten und Sanierungsbedürftigen Objekten. Auf der "Altstadtbörse" können Eigentümer und Interessenten Informationen zur energetischen Gebäudesanierung bekommen und spezifische Fragen zu "ihrem" Objekt stellen. Um 15 Uhr schließlich will Bürgermeister Frank Rostek über den Erdgas- und Breitbandausbau in Bleicherode informieren.

Als ordentliche Begleitung des Sanierungsprozesses empfiehlt Boenigk zudem die Einstellung eines "Sanierungsmanagers", als Schnittstelle zwischen Eigentümern und Verwaltung. Die Stelle würde derzeit für drei Jahre von der KfW Bank gefördert, welche den Sanierungsmanager als Mittel der Verstetigung gerne sehen würde. Eventuell müsste die Stadt noch nicht einmal einen Eigenanteil aufbringen, so Boenigk.

Außerdem wird sich Bleicherode um die Teilnahme am Forschungsprojekt "Experimenteller Wohungs- und Städtebau" bewerben, das vom Bundesinstitut für Bau- Straßen- und Raumordnung durchgeführt wird. Untersucht werden soll, welche Potentiale und welche Hindernisse es in Sachen Städtebau für "periphäre Kleinstädte" gibt. "Unsere kleine IBA" nennt Bleicherodes Bürgermeister Rostek das Forschungsvorhaben, auch wenn er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, das Bleicherode noch von der echten "IBA", der internationalen Bauausstellung, profitieren kann.

Zu guter letzt Bleicherodes "ISEK". Das Konzept verfolgt ähnliche Ziele wie des "Klimaquartier" gestaltet sich aber weniger kompliziert, da die Baukörper und auch die Eigentümerstruktur, Stichwort WBG, weniger kompliziert sind. Das ISEK, so Boenigk, sei vor allem ein Mittel, um zukünftige Fördertöpfe zu erschließen.

Ohne Geld wird man trotz allen Engagements wenig bewegen können. Man ist auf Fördertöpfe und vor allem den Sanierungswillen der Bevölkerung, sprich den Willen der Eigentümer und Investoren selber Geld in die Hand zu nehmen, angewiesen. Denn nach vielen guten Nachrichten im vergangenen Jahr musste man in Sachen Haushalt gestern wieder schlechte Neuigkeiten verkünden. Über die Haushaltslage Bleicherodes und die anderen Themen des gestrigen Stadtrates wird die nnz noch ausführlich berichten.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Nordhäuser1
30.04.2015, 11.06 Uhr
Investoren
Ein Sanierungsbetreur kann neue Investoren abschrecken. Wer will sich alles vorschreiben lassen zu teuren Sanierungen zb sie müssen den Stein nehmen und diese Ziegel usw.
Eine finanzielle Förderung für Investoren wäre sicher hilfreich damit Privatleute ihr Geld für Bleicherode einsetzen.
Wolfi65
30.04.2015, 11.40 Uhr
So geht das nicht
Ein Sanierungsmanager" berät" den potentiellen Eigentümer, was dieser mit seinem Geld machen soll.
Da dürfen keine Plastikfenster mit großen Fensterflächen eingebaut werden, die Außenfassade muss den gewünschten Standards eines Denkmales erfüllen usw.
Wer will sich so eine Last aufbürden, zumal in verschiedenen Altstadtgebieten noch nicht einmal genug Platz für eine Garage oder Stellplatz ist?
Dann doch lieber grüne Wiese auf dem Lande ohne Sanierungsmanager.
Harzer_jung
30.04.2015, 20.26 Uhr
schwierig
zuallererst braucht es einen Grund in Bleicherode wohnen zu wollen.

Klar die Grundstückspreise scheinen dort derzeit recht niedrig zu sein.
Selbst bei nicht total unbewohnbaren Häusern ist bezahlbares kein Problem.

Bleicheroder denke ich braucht wirtschaftsförderung, dann gibts auch Interessenten für Wohnungen, Häuser usw.

So schwer es auch fällt, die Ruinen gerade in der Hauptstraße, die müssen weg.
Es ist leider so, es will keiner neben einer Ruine bauen oder leben.

So Sachen wie die Pfaffengasse 9 in Nordhausen sind leider eben die Ausnahme.

ansonsten: wie sieht den die realistische Erwartung an Bevölkerungsentwicklung in Bleicherode aus?

wieviel Einwohner wird optimistisch geschätzt die Stadt ( ohne Ortsteile ) in 20 Jahren haben?

vielleicht kann die Innenstadt einige Gebäude erhalten, aber ich glaube nicht das diese region so einen Boom erhalten wird das jede fläche benötigt wird.
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