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Do, 07:35 Uhr
02.04.2015

Thüringen: Armutszeugnis im Naturschutz

Das ist das Ergebnis der CDU-Naturschutzpolitik des ehemaligen Ministers Reinholz und dessen Vorgängers Sklenar: Unter anderem auf Grund gravierender Defizite bei der Umsetzung der Europäischen Naturschutzstrategie „Natura 2000“ im Freistaat droht Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren seitens der EU...

Schafe bei Steigerthal (Foto: Bodo Schwarzberg) Schafe bei Steigerthal (Foto: Bodo Schwarzberg) Schafe im September 2011 bei Steigerthal: Die zu geringe Förderung der Schafhaltung und der daraus resultierende Verlust an Schafherden trägt in Thüringen sehr zur Bedrohung von immer mehr Pflanzenarten bei. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen im Artenschutz.

Wie der mdr auf seiner Webseite berichtet, hat Thüringen zwar 244 Schutzgebiete, sogenannte FFH-Gebiete, an die EU gemeldet, aber bisher erst für lediglich 13 dieser Flächen Managementpläne erarbeitet. (http://www.mdr.de/thueringen/thueringen-will-bei-naturschutz-nachbessern100.html). Aus anderen Quellen verlautete, dass Thüringen damit zu den deutschen Schlusslichtern gehört.

Die grüne Umweltministerin Siegesmund wolle laut mdr nun versuchen, die auch unserem Bundesland drohenden Strafzahlungen durch zügige Ausschreibungen für weitere Managementpläne abzuwenden. Zudem sollen im Koalitionsvertrag vereinbarte mit Experten besetzte Biologische Stationen zügig aufgebaut werden, um bedrohte Arten besser betreuen zu können.

Laut mdr-Mitteilung habe sich die Situation bedrohter Arten in Thüringen weiter verschlechtert. Landschaftspflege gehört auf den Prüfstand
Ich persönlich begrüße ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland ebenso wie mehrere Umweltverbände sehr. Die Widersprüche zwischen den vollmundigen Beschlüssen wie der Nationalen oder Thüringer Strategie zur Biologischen Vielfalt einerseits und der Realität andererseits sind gravierend und verstörend. Sie zeigen sich auch im viel zu geringen Engagement Thüringens bei der Umsetzung des Natura 2000-Programmes der EU. Von einer Lösung der Widersprüche sind wir weit entfernt.

Die letzten Regierungen unter CDU-Führung haben gravierende Versäumnisse im Naturschutz zu verantworten. Jetzt zeigen sich die Folgen der einseitigen Förderung einer weiteren landwirtschaftlichen Intensivierung, von teilweise ungeeigneten Landschaftspflegeprogrammen und auch vom Personalabbau im Umweltbereich. Für den Artenschutz hat die Wende nicht viel Positives gebracht.

Herausforderung für die Ministerin

Ich persönlich bin skeptisch, dass Frau Siegesmund das Steuer herumreißen kann und wird. Das wird sehr genau zu beobachten und zu hinterfragen sein. Immerhin: Von ihr hören wir in den ersten 200 Tagen Vorschläge, von denen wir in 25 Jahren CDU-Regierung nicht einmal zu träumen gewagt hätten.

Ich würde vor der Ministerin besonderen Respekt empfinden, wenn sie auf Grund der bestehenden globalen Fakten dennoch zugäbe, dass unsere Gesellschaft auf Grund ihrer Anlagen insgesamt jedoch nicht in der Lage ist, die Existenzgrundlagen für uns und vor allem für künftige Generationen zu sichern.

Wünsche für einen wirksameren Naturschutz

Auch aus eigener Naturschutzpraxis und Beobachtungen der heimischen Pflanzenwelt leiten sich meines Erachtens unter anderem folgende Wünsche an die grüne Umweltministerin ab:
  • Überarbeitung der üblichen naturschutzrelevanten Pflegeprogramme mit stärkerer Fokussierung auf die Ansprüche bedrohter Arten
  • Zurückdrängung der Rinderweide vor allem auf flechtenreichen Trocken- und Halbtrockenrasen zugunsten der Schafbeweidung oder (auf flechtenarmen Standorten) extensive Rinderweide zzgl. einschüriger Mahd (nicht Mulchen)
  • Umsetzung der Koalitionsvereinbarung hinsichtlich des Aufbaus fachlich gut besetzter Biologischer Stationen auch hier im Landkreis
  • schärfere Kontrollen der Umsetzung naturschutzrelevanter Maßnahmen
  • mehr Nutzung des Wissens und der Erfahrungen von an der Basis agierenden Botanikern, Zoologen und Naturschützern als Informationsquelle für einen wirksamen Naturschutz und auch für die Managementpläne!
  • Organisierung eines besseren Informationsflusses zu Problemen im Naturschutz von an der Basis tätigen Ehrenamtlern hin zu höheren Naturschutzinstitutionen
  • tatsächlich artenschutzwirksame Umsetzung der Managementpläne
  • keinerlei Ausnahmeregelungen für die wirtschaftliche Ausbeutung von Natura 2000 Gebieten
  • wieder mehr Vermittlung von Artenkenntnissen an Schulen, Unis und Hochschulen. Nur was wir kennen, können wir auch schützen
  • bedeutend mehr und besser finanzierte Artenschutzprogramme nach dem Vorbild des ENL-geförderten Referenzprojekts Artenschutz hier im Landkreis Nordhausen (das gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser und mit großer Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde umgesetzt wird).
Dieses Programm zeigt, mit welch einfachen Mitteln wirksamer Artenschutz praktiziert werden kann.
Bodo Schwarzberg
Autor: red

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