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Mi, 14:42 Uhr
14.01.2015

Wer geht zu Pegida und warum?

Der „typische“ PEGIDA-Demonstrant entstammt der Mittelschicht, ist gut ausgebildet, berufstätig, verfügt über ein für sächsische Verhältnisse leicht überdurchschnittliches Nettoeinkommen, ist 48 Jahre alt, männlich, gehört keiner Konfession an, weist keine Parteiverbundenheit auf und stammt aus Dresden oder Sachsen...

Grafik (Foto: TU Dresden) Grafik (Foto: TU Dresden)
Das sind die Kernaussagen der Studie eines Teams um den Politikwissenschaftler Prof. Dr. Hans Vorländer von der TU Dresden, die heute im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurden. Damit wurde erstmals die Zusammensetzung der PEGIDA-Demonstrationen in Dresden empirisch untersucht.

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Es wurden rund 400 Teilnehmer nach soziodemographischen Merkmalen und ihrer Motivation zur Teilnahme befragt. Die Befragungen wurden am 22.12.2014, 05.01.2015 und 12.01.2015 durchgeführt. Dabei lehnten rund 65 Prozent der ursprünglich angesprochenen Teilnehmer eine Befragung ab.

Die Ergebnisse sind bemerkenswert und stehen zum Teil bisherigen öffentlichen Annahmen über Anliegen und sozialen Hintergrund von PEGIDA-Anhängern entgegen.

Weitere wesentliche Fakten:
  • Der Protest wird keineswegs von Rentnern und Arbeitslosen getragen – 70 Prozent der befragten Demonstrationsteilnehmer stehen im Beruf.
  • Die befragten Teilnehmer der Demonstrationen gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ sind nur zu knapp einem Viertel durch „Islam, Islamismus oder Islamisierung“ motiviert.
  • Das Hauptmotiv für die Teilnahme an PEGIDA-Demonstrationen ist eine generelle „Unzufriedenheit mit der Politik“.
An zweiter Stelle wird die Kritik an Medien und Öffentlichkeit genannt; an dritter Stelle folgen grundlegende Ressentiments gegenüber Zuwanderern und Asylbewerbern, dabei sind Vorbehalte gegen Muslime bzw. den Islam besonders ausgeprägt.

In den Befragungen kommt die Wahrnehmung einer tiefen Kluft zum Ausdruck: zwischen den Massenmedien, der veröffentlichten Meinung und der etablierten Politik auf der einen Seite und den Problemen des Bürgers und dem „Willen des Volkes“ auf der anderen Seite.

Daraus lässt sich schließen: Auch wenn sich PEGIDA dem Namen nach gegen die Islamisierung des Abendlandes wendet, sind die Kundgebungen für die Mehrheit der Teilnehmer in erster Linie eine Möglichkeit, tief empfundene, bisher nicht öffentlich artikulierte Ressentiments gegenüber politischer und meinungsbildender Elite zum Ausdruck zu bringen.

Diese Gegenüberstellung von „Die da oben“ und „Wir hier unten“ in Kombination mit fremdenfeindlichen Einstellungen wird traditionell zum rhetorischen Arsenal rechtspopulistischer Strömungen gerechnet. Ob sich PEGIDA dauerhaft als Bewegung wird etablieren können oder ob es sich nur um eine temporäre Erscheinung handelt, ist eine noch offene Frage, die auch von der vorliegenden Untersuchung nicht beantwortet werden kann.
Autor: red

Kommentare
Von um die Ecke
14.01.2015, 16.52 Uhr
Das Bürgertum
Der normale durchschnittlich Bürger. Und der hat die Politik in Deutschland, Europa und auch kommunal, einfach satt.

Wir werden dumm gehalten, den ein aufgeklärtes Volk kann keiner regieren. Ein Deutschland, in dem jeden seine Meinung ernst genommen wird, das wollen eir. Eine direkte Demokratie, keine Vollzeitpolitiker, die jeden halt beim Volk verloren haben.

Mathias Freudenberg
Veritas
14.01.2015, 17.14 Uhr
PEGIDA auch in unserer Region notwendig
Die Menschen in Deutschland haben die alljährlichen, salbungsvollen, von Heuchelei triefende, zutiefst verlogenen, aber staatstragend politisch korrekten Reden, unserer Politiker einfach satt.

Viele Menschen sind zu der Erkenntnis gekommen, dass sich wohl auf normalem Weg nichts ändern wird, weil sich die Mehrheit der Deutschen zu einem Volk, voller obrigkeitshöriger, phlegmatischer und undemokratischer Sofa – Demokraten entwickelt hat, die gar nicht wissen, was eine wahre Demokratie bedeutet.

Schon William Shakespeare schrieb vor vierhundert Jahren "Das ist die Seuche unserer Zeit. Verrückte führen Blinde!" Den Menschen geht es weniger um die Islamisierung des Abendlandes, sondern um viel banalere Dinge. Immer mehr Menschen erwachen aus dem Tiefschlaf und das ist auch gut so.

Man kann es kaum besser ausdrücken, wie mit den Worten, von Jean Paul Sartre: Wenn Ihr eure Augen nicht gebraucht, um zu sehen, werdet Ihr sie brauchen, um zu weinen. Ob nun PEGIDA, LEGIDA ,oder wie auch immer, weder Ignoranz oder Deformierung durch Politik und Medien wird PEGIDA aufhalten !
city
14.01.2015, 18.00 Uhr
...unsere Mittelschicht....
Ja irgendwann ist das Maß nun einmal voll.
Unsere Mittelschicht spricht die Dinge jetzt endlich aus.
Unsere Mittelschicht lässt sich nicht an der Nase herum führen.
Unsere Mittelschicht finanziert zum überwiegenden Teil den Staatshaushalt.
Unsere Mittelschicht blutet dafür am meisten.
Unsere Mittelschicht kann 1 und 1 zusammen zählen.
Unsere Mittelschicht wird eine Veränderung herbei führen.
Unsere Mittelschicht schafft das!!!
Howie
14.01.2015, 18.49 Uhr
Na bitte, wer sagt's denn!
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde."

Ohne die nötige Bodenhaftung funktioniert das aber nicht. Vielleicht sollten unsere staatslenkenden Politiker mal anfangen, wieder dem Volk aufs Maul zu schauen und damit aufhören, sich ständig vor Lobbyverbänden, Banken und Großindustrie zu verbeugen. Vielleicht wäre es auch an der Zeit, sich aus dem Allerwertesten der Vereinigten Staaten zu entfernen, um mal wieder richtig Luft zu holen. Die Amerika-Hörigkeit unserer politischen "Eliten" ist einfach nur widerlich.

I Allerdings können wir uns dort verschiedene Dinge auch abgucken. Dabei denke ich zum Beispiel an ein funktionierendes Einwanderungsgesetz oder internationale Selbstbestimmung.
Auch bin ich es leid, dass Leute, die die Grundrechte auf Meinugs- und Versammlungsfreiheit nutzen, um ihren Sorgen und Ängsten Ausdruck zu verleihen, von "meiner" Kanzlerin als "Schande für Deutschland" beschimpft werden.
Ein Justizminister, der sich anma(as)ßt (kleines Wortspiel:-)), friedlich demonstrierende Menschen aus der Mitte der Gesellschaft als "Heuchler" und "Nazis in Nadelstreifen" zu verunglimpfen, der ist für meine Begriffe indiskutabel und falsch auf seinem Posten.

Was ist so falsch an den Forderungen von PEGIDA?
Offentsichtlich versteht der pseudo-intelektuelle Durchschnittsberufspolitiker, der sich durch alle Instanzen seiner Partei bis zur Selbstverleugnung nach oben geschleimt hat, solche Bewegungen nicht, a) weil sie sich spontan gebildet haben und sich nicht vom Parteienapparat steuern lassen und b) weil sie etwas archaisches, ehrliches, unkonstruiertes verkörpern, das in der Inszeniertheit der Welt einen für sie unverständlichen Anachronismus darstellt.
Eine ernstzunehmende Katharsis unserer politischen Größen ist wohl ohne Bewegungen wie PEGIDA kaum zu erwarten.
Da wird sich hingestellt und davon schwadroniert, die "Politik besser erklären" zu müssen. Das bereits ist eine Beleidigung des Volkes. Als hätten wir es nicht verstanden, oder wären zu dämlich dazu.

Ich will keine fadenscheinigen Stereotypen und Plattitüden zur "Erklärung" Eurer Politik, ich will das Ihr die Politik macht, die Ihr in Euren Wahlkampfreden alle paar Jahre beteuert, und ich will eine Politik bei der ich die Nähe der Politiker zu ihrem Volk spüren kann. Erst dann kann ich Politiker wieder ernst nehmen.

In diesem Land ist auch keiner politikverdrossen. Die Leute sind politikerverdrossen. Das ist ein Unterschied.
Und jetzt habt Ihr es, verehrte Politiker, wissenschaftlich nachgeprüft. Der durchschnittliche Mittelschichtler muckt auf. Dabei ist das doch Eure so umgarnte Klientel. Das ist ein komisches Gefühl, oder?

Übrigens, ich war zur Wahl; nur hatte ich leider nicht das Gefühl, überhaupt noch eine Wahl zu haben.

Der Howie
othello
14.01.2015, 19.42 Uhr
@ Howie ! Pegida die Lösung ?
@ Howie ! Vieles von dem, was hier schreiben und ausführen, kann ich ohne Bedenken unterschreiben. Nur ihre Schlussfolgerung, dass Pegida zur Lösung dieses Problems beitragen könnte möchte ich arg bezweifeln und auch widersprechen.
Die Feststellung der Studie am Ende zu „ Die da oben „ und „ Wir da unten „ sollte Ihnen doch zu denken geben. Es ist eine rechtspopulistische Strömung die sich unter Pegida bemerkbar macht und dieser muss entgegen gewirkt werden. Durch politisches Versagen der demokratischen Kräfte ist schon einmal eine Deutsche Republik untergegangen und gerade diese „ Nationalen Wutbürger „, die noch keine Nazis waren, haben mit dazu beigetragen, dass diese Republik zu Grabe getragen wurde.
Diese aufgeführte Studie hat einen Mangel. 65 % der Demonstrationsteilnehmer waren nicht bereit, an dieser Umfrage teilzunehmen. Vielleicht waren diese 65 %, die nicht in das Bild der Studie gepasst hätten und diese Studie auf den Kopf gestellt hätten. Man kann es nicht wissen.
Howie
14.01.2015, 21.32 Uhr
Stimmt! @othello
Stimmt genau. Man kann es nicht wissen. Deshalb sollte man es auch nicht vorschnell behaupten.
Denn, wo das Wissen aufhört, dort fängt der Glaube an.

Natürlich kann die PEGIDA-Bewegung nicht die Lösung der deutschen Probleme bringen. Das war auch nicht meine Schlussfolgerung. Dennoch, sie gibt Anstöße dazu, und das ist wichtig. Solange Entscheidungsträger auf den oberen Ebenen nur in ihrer Haltung Bestätigung finden, solange wird sich grundlegend nicht viel ändern. Ich sehe momentan in Deutschland auch kein Versagen der demokratischen Kräfte. Ganz im Gegenteil.

Jede extremistische Einstellung liegt mir fern. Ich möchte einfach nur, dass Herrschaft des Volkes in Deutschland wieder das wird, was sich Demokraten unter einem funktionierenden Miteinander vorstellen. Und zwar mit den gleichen Rechten für alle. Die grundsätzlichen Fragen dazu jedoch, die bleiben leider unbeantwortet. (Bitte lesen Sie dazu meine Reaktion auf Ihren Kommentar unter dem Primas-Artikel.)

Zu der Studie:
Ein artikuliertes Distanzgefühl, im Sinne von "die da oben - wir hier unten", äußert sich nicht erst seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Das gibt es, seit sich Menschen über andere erhoben, um sie nach ihrem Willen zu formen und sie auszubeuten. Dabei spielte auch oft der Klerus eine üble Rolle. ("Halt du sie dumm, ich halt sie arm!")

Was ich geschrieben habe, ist weder in Kombination mit fremdenfeindlichen Einstellungen geäußert, noch fühle ich mich als "nationaler Wutbürger". Aber ich kann zuhören und zusehen und mir meine Gedanken machen. Außerdem bilde ich mir ein, etwas Gespür dafür entwickelt zu haben, wenn ich vorgeführt werden soll, insbesondere von Politikern.

Auch ich habe mich ein wenig mit deutscher Geschichte auseinandergestezt und weiß deshalb, warum ich dazu neige, eher dem Volk aufs Maul zu schauen. (frei nach Luther)

Falls Sie das Gefühl hatten, ich wollte Sie hier belehren oder agitieren, so bitte ich dafür in aller Form um Entschuldigung. Aber ich kann es nun einmal nicht ertragen, wenn mir "Eliten" einreden wollen, was gut oder böse, was richtig oder falsch ist und was ich gefälligst zu denken und zu meinen habe.

Unsere Demokratie ist nicht in Gefahr, wenn durchschnittliche Deutsche gemeinsam auf der Straße ihren Unmut und ihr Misstrauen äußern.
Ich denke, der Querschnitt der Bevölkerung hier in unserem Land ist aufgeklärt genug, um zu erkennen, wie seine Interessen vertreten oder eben ignoriert werden. Dazu braucht keiner irgendwelche tumben "Rattenfänger".

Niemand sollte sich aufgrund seiner demokratischen Ansichten und vielleicht auch patriotischen Gefühle von den Regierenden beleidigen lassen müssen. Das steht den Volksvetretern nicht zu, denn die werden von genau den Menschen bezahlt, die sie beschimpfen; wahlweise als Nazis, Heuchler oder als Schande. Auch nicht von einer FDJ-Sekretärin.
- Der letzte Satz war natürlich sehr spitz gemeint. :-) -

Der Howie
I.H.
14.01.2015, 23.16 Uhr
Da gehen die hin, die jahrelang gepennt haben!
Sie fühlen sich mit dieser Gefälligkeitsstudie ernst genommen. Sie wollen auch mitbestimmen. Sie wollen nicht mehr das Stimmvieh sein, endlich wird alles besser..... mir kommen gleich die Tränen.

Jetzt mal im Ernst, muss man jemanden ernst nehmen, den es über 25 Jahre hinweg nicht interessiert hat, dass die 1989 mühsam erkämpfte Selbstbestimmung der Gemeinden, Städte und Kreise wegen mangelndem Interesse aufgegeben wurde. Wie viel eigenständige Gemeinde- oder Stadträte haben wir denn noch?

Politik funktioniert immer von unten nach oben. Wenn unten keiner mehr ist, wer soll dann die oben kontrollieren? Hat sich hier jemals einer darüber beschwert, dass Gemeinden, Städte und Kreise zu bürgerfremden Gebilden je nach Machtgelüsten von Parteien und ihren Statthaltern zusammen gebastelt wurden?

Wer wehrt sich gegen den neuesten Versuch von RRG, in unserem Freistaat wieder Bezirke mit Bezirkstagen, in denen Keiner Keinen kennt einzurichten? Wo war und ist Pegida und wo war und ist diese Zeitung?

Und jetzt kommt eine lokal gar nicht existierende Pegida daher und will mit neuer Einwanderungs- und Asylpolitik das Nordhäuser Abendland retten? Und weil den Pegidas nicht gefällt, was in den anderen Zeitungen steht ist jetzt endlich mal "klare Kante" gegen die Mainstreammedien angesagt. Horch, Horch. Viel Spass dabei. Auf die Kante und Rettung bin ich mal gespannt.;)
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