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Mo, 11:50 Uhr
04.02.2013

Korn und Kunst und Kirchenvater

In der Traditionsbrennerei in der Grimmelallee wird nicht nur Korn, sondern seit einigen Jahren auch Kultur ausgeschenkt. Am Samstag hatte das neue Theater-Projekt "Trinke!" Was klar ist!" Premiere. Eine Aufforderung des Kirchenreformators Martin Luther, der auch nnz-Rezensent Olaf Schulze gern Folge leistete.


Nach dem legendäre Programm "Prost! Henriette!" und der Inszenierung "Der Kontrabass" folgte am Samstag in der Niederlage der Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei der dritte Theaterstreich mit "Trinke! Was klar ist!". Wie der Titel dieses heiteren musikalischen Kleinkunstprogramms schon andeutet, geht es erneut ums Trinken Nordhäuser Traditionsgetränke. Und in der Tat ist die Aufführung dazu angetan, bei einem schönen Gläschen Rotkäppchen-Korn den launigen Ausführungen der beiden Vollblutkomödianten Uta Haase und Thomas Kohl zu folgen.

theater (Foto: theater nordhausen) theater (Foto: theater nordhausen)

Kolja Hosemann, Thomas Kohl und Uta Haase finden etwas zu trinken ...

Die beiden kommen als Putzfrau und Elektriker in den Veranstaltungsraum und verwandeln sich im Laufe der folgenden beiden Stunden immer mal wieder in den Reformator Martin Luther und seine Frau Katharina von Bora. Aber es ist kein trockenes Geschichtsmemory, das der Schweizer Autor und Regisseur Achim Lenz hier eigens für die Aufführung in der Niederlage geschaffen hat, sondern ein abwechslungsreicher, heiterer Abend mit vielen musikalischen Einlagen. Hierbei brillieren beide Darsteller und werden vom Dritten im Bunde, Kolja Hosemann, am Klavier souverän und witzig unterstützt.

Hosemann zeigt auch sein komödiantisches Talent und gibt den Nordhäuser Reformator Justus Jonas, wie überhaupt der Bezug zur Rolandstadt an diesem fiktiven Martinstag sichtlich gewollt ist. Der eine oder andere Kalauer bleibt dabei nicht aus, stört aber auch nicht wirklich. Die musikalischen Couplets sind schmissig vorgetragen und erheitern das Publikum. Ein Höhepunkt der kleinen Revue ist zweifellos eine längere Rede in "Nordhisser Platt", die von Uta Haase als Brockenhexe sprachlich überzeugend vorgeführt wird. Im Vorfeld hatte sie mit Ex-Roland Peter Schwarz und seiner damaligen Hexe in der Rolandgruppe Marion Probst dafür geübt. Hat sich unüberhörbar gelohnt.

theater (Foto: theater nordhausen) theater (Foto: theater nordhausen)

... und probieren es aus. Scheint wirkungsvoll zu sein!

Vom Dialekt zur Dialektik ist es nur ein kurzer Weg und so war es amüsant zu erleben, wie der katholische Oberbürgermeister und seine sozialistische neue Beigeordnete in trauter Eintracht einem Programm über den evangelischen Reformator mit offensichtlicher Freude folgten. Dieser Anblick ist wohl den höchst zufriedenen Premeirenbesuchern vorbehalten, aber "Trinke! Was klar ist!" wird in den nächsten Aufführungen noch viele begeisterte Besucher finden.

Eine schöne Tradition, die da in der gleichnamigen Brennerei begründet wurde und nun von der Firma Mumm-Rotkäppchen und dem Nordhäuser Theater gepflegt wird. Ein phantastisches Ambiente und überzeugende Darsteller machen Lust auf noch mehr Theater an diesem Ort.

Das wird es dann im Sommer wieder geben, wenn der "Kontrabassist" Frank Sieckel dorthin zurückkehrt und Molières "Eingebildeten Kranken" geben wird. Bis dahin heißt es aber: "Trinke! Was klar ist!"
Olaf Schulze
Autor: nnz

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