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Di, 16:57 Uhr
07.08.2012

Hitzige Reaktion

Die Knauf Deutsche Gipswerke in Rottleberode befinden sich in der Startphase eines freiwilligen Planfeststellungsverfahren. Dabei sollen auch Flächen des Alten Stolbergs getauscht werden. Der BUND sieht darin bereits das Ende allen Naturschutzes...


Der BUND Thüringen kritisiert den Plan der Firma Knauf, am „Alten Stolberg“ Gips abzubauen. Damit würde 20 Hektar einer einzigartigen Karstlandschaft zerstört werden. „Dieser Antrag ist inakzeptabel. Den Versuch, das Thüringer Schutzgebietsnetz abzugraben werden wir nicht zulassen“, so Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. „Es darf nicht sein, dass große Flächen einer wertvollen Karstlandschaft entgegen der bestehenden Schutzgebietsvereinbarungen jetzt doch dem Bagger zum Opfer fallen sollen“, so Vogel weiter.

Die Firma Knauf habe sich auf freiwilliger Basis in ein aufwändiges Planfeststellungsverfahen begeben. Ziel aus unternehmerischer Sicht ist es, eine langfristige Planungs- und Rechtssicherheit zu erlangen. In der jetzigen Phase haben die Träger öffentlicher Belange, zu denen unter anderem auch die Naturschutzverbände wie der BUND gehören, die ersten Unterlagen erhalten.

Hintergrund ist, "dass in den kommenden Wochen mit den Trägern öffentlicher Belange in eine konstruktive Diskussion eingetreten werden soll. Eine der Aussagen des Planfeststellungsverfahren ist ein Flächentausch von 27 Hektar im Bereich des Alten Stolberg. Die Firma Knauf beabsichtig dabei, 27 Hektar genehmigter Abbaufläche abzugeben und im Gegenzug 27 Hektar, die außerhalb des Bergwerkfeldes liegen, in dieses einzubeziehen. Davon befinden sich rund sieben Hektar im Naturschutzgebiet und im FFH-Gebiet. Die Flächen, die abgegeben werden, haben einen höheren Naturschutz-Wert als jene Flächen, die in den künftigen Abbau integriert werden sollen. Aus Sicht der Firma Knauf stellt das eine so genannte Win-Win-Situation für beide Seiten dar", erläutert Kauf-Werkleiter André Materlik.

Das Unternehmen in Rottleberode wird allen am Planfeststellungsverfahren beteiligten Seiten über das geforderte Maß hinaus Gespräche und Diskussionsmöglichkeiten in den kommenden Monaten anbieten. Es wird darüber hinaus darauf verwiesen, dass die ersten Anregungen und Wünsche nach einem derartigen Flächentausch aus dem naturschutz-fachlichen Bereich der kamen.

Die Naturschützer jedoch lassen diese Argumente nicht gelten und wollen die Landesregierung in die Pflicht nehmen: „Wenn sie die anstehende Entscheidung über die Einrichtung des Biosphärenreservats Südharz nicht ad absurdum führen will, muss sie das weitere Abgraben des Alten Stolbergs verhindern. Dem Raubbau der Gips-Industrie Tür und Tor zu öffnen, könnte aus dem künftigen Biosphärenreservat ganz schnell eine Industrielandschaft machen. Das wäre fatal für die touristische Entwicklung der Region.“

Der BUND Thüringen erinnert an das Versprechen der Landesregierung von 2004: Damals versicherten Ministerpräsident Dieter Althaus und Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz, keinen weiteren Gipsabbau zuzulassen. „Herr Reinholz kann jetzt als Umweltminister zu seiner Aussage stehen, der BUND würde bei ihm offene Türen einrennen, wenn es um den Schutz der Gipskarstlandschaften gehe. Er muss das Abbaggern des europäisch bedeutsamen Naturschutzgebiets „Alter Stolberg“ verhindern“, so der BUND-Landesgeschäftsführer.
Autor: nnz

Kommentare
mr.nice
07.08.2012, 18.20 Uhr
So ne Sauerei
Hier wird auf einmal verboten Landschaft zu zerstören aber in der Goldenen Aue hat es Niemanden interesiert als 3km nutzboden wegen eines Industriegebites zerstört worden und die Leute sogar enteignet worden
Bodo Schwarzberg
07.08.2012, 20.29 Uhr
Gipsabbau ist unzeitgemäß
Das Herumlavieren der Gipsindustrie liegt mir äußerst schwer im Magen. Denn mit ihren Dikussionsangeboten an den Naturschutz verfolgt sie nur ein Ziel: die Erweiterung des Gipsabbaus und dessen Festschreibung für die Zukunft. Das grüne Mäntelchen, das sie sich mit ihrem Angebot zu einem Flächentausch umhängt, verschleiert nur dieses Ziel, dessen Grundlage nicht mehr und nicht weniger als der Wunsch nach Profiten ist. Immerhin scheint sie, so lässt der Beitrag vermuten, erkannt zu haben, wie hochsensibel die Öffentlichkeit mittlerweile auf das Thema Gipsabbau reagiert. Ein schlechtes Gewissen würde ich ihr aber dennoch nicht unterstellen wollen. Dass die Zerstörung unserer Landschaft in Zeiten gewaltiger und der Menschheit entgleitender ökologischer Probleme nicht mehr vertretbar ist, das wird auch Knauf wissen. Die rechtliche Situation allein ist es noch, an dem sich diese Firma und andere Abbauunternehmen klammern können. Zu hinterfragen ist zudem die Legitimität einer Verwendung von Naturgips überhaupt. Dazu gibt es hinlänglich bekannte Studien, die von der Industrie gern ignoriert werden.
Ich unterstütze Dr. Burkart Vogel vom BUND-Thüringen in seiner Meinung: Die Langespolitik und insbesondere Umweltminister Reinholz sollen nun ihren Worten Taten folgen lassen: No zum weiteren Gipsabbau. Allerdings muss da noch etwas geklärt werden: Bedeutet "kein weiterer Gipsabbau" keine neuen Steinbrüche und zugleich keine Erweiterung bestehender? Das ist eine sehr neuralgische Frage: Denn eine Erweiterung bestehender Steinbrüche, möglicherweise sogar auf einer rechtlich nur schwer anzugreifenden Grundlage, kann zu genau denselben desaströsen Landschaftszerstörungen führen, wie wir sie am Kohnstein und hinter der Knaufschen Grünkulisse bei Rottleberode sehen können.
Die Politik spricht daher mit gespaltener Zunge, wenn sie lediglich keine Aufschlüsse neuer Steinbrüche zulassen will.
Möchte sie sich vielleicht ein Hintertürchen offen halten? Zuzutrauen wäre ihr das. Ich zitiere Ministerpräsidentin Lieberknecht bei ihrem Besuch in Neustadt am 22.05.2011: "Wir wollen doch keinen Gipsabbau", rief sie uns Naturschützern vor vielen Menschen entgegen: Die Politik hat nun ganz schnell die Aufgabe, diese Worte mit Taten zu untermauern: Kein Gipsabbau, heißt KEIN Gipsabbau. Der Gipsindustrie sollte sie in keiner Form entgegenkommen sondern sie sollte schauen, wie sie die Zerstörung unserer einmaligen Gipskarstlandschaft ein für allemal in die Geschichtsbücher verfrachtet - ohne Hintertürchen, liebe Frau Lieberknecht, lieber Herr Reinholz, liebe Frau Keller und lieber Herr Dr. Zeh!
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