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Di, 18:28 Uhr
11.10.2011

Aufgabe für die Gesellschaft

Der Filmabend, veranstaltet vom Gesundheitsamt und den Kliniken für Psychiatrie des Südharz-Krankenhauses anlässlich des Internationalen Tag der seelischen Gesundheit, stieß gestern im Nordhäuser Kino auf eine gute Resonanz...

Francke, Wilms (Foto: J. Piper) Francke, Wilms (Foto: J. Piper)

Die Zuschauer sahen den norwegischen Film „Elling – Nicht ohne meine Mutter“, der die Geschichte des 40jährigen, eigenbrötlerischen Junggesellen Elling erzählt, der bei seiner Mutter lebt. Die schwierige Abhängigkeitsbeziehung der beiden Filmfiguren griff auf ungewöhnliche Art das Thema der diesjährigen Thüringer Woche der seelischen Gesundheit auf: den Chancen und Herausforderungen im Zusammenleben der Generationen.

In einer Gesprächsrunde nach dem Film stellten sich Amtsärztin Ingrid Francke, die Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Landratsamtes Jana Franke, Dr. med. Bettina Wilms, Chefärztin der Erwachsenenpsychiatrie des Südharz-Krankenhauses, Dr. med. Gabriele Leimbach, kommissarische Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Sylvia Schreyer, Sozialarbeiterin in der Gerontopsychiatrie den Fragen der Zuschauer. Aus Sicht der Kinder- und Jugendpsychiatrie sei der Aufbau einer stabilen Bindung zwischen Eltern und Kindern auch das Fundament für den Start in ein selbstständiges Leben – ein Schritt, der bei der Filmfigur Elling nicht gelungen ist, denn sein Leben dreht sich ganz und gar um die Mutter.

Eine zunehmende Herausforderung für die psychiatrische und psychologische Arbeit sei auch der demografische Wandel und damit die wachsende Zahl älterer Menschen, denn mit steigendem Alter nimmt der Anteil an Demenzerkrankungen zu. Das betrifft nicht nur die Erkrankten, sondern auch deren oft pflegenden Angehörigen. „Ein 70-Jähriger ist nicht dafür geschaffen, einen über 90-Jährigen zu pflegen. Das ist eine Situation, die wir vor 20 Jahren so noch nicht hatten, die heute aber zunimmt“, sagte Dr. Wilms. Um die seelische Gesundheit auch der pflegenden Angehörigen zu erhalten, sei es wichtig, Freiräume zu schaffen, so Sylvia Schreier.

Die Sozialarbeiterin betreut im Südharz-Krankenhaus die Informationsgruppe "Leben mit Demenz", bei dir sich Betroffene und Angehörige bei Mitarbeitern der Gerontopsychiatrischen Station beraten und sich untereinander austauschen können. Fachlich begleitet Jana Franke vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Landratsamtes regelmäßig diese Info-Gruppe. Wie sich das Leben älterer Menschen so lange wie möglich selbst bestimmt, außerhalb von stationären Einrichtungen gestalten lässt – beispielsweise in Form einer Senioren-WG, wie ein Vorschlag aus dem Publikum lautete – werde in den kommenden Jahren verstärkt zu diskutieren sein, auch um eine Finanzierung des Versorgungs- und Betreuungssystems noch zu ermöglichen. „Wir müssen gesamtgesellschaftlich umdenken“, meinte Amtsärztin Ingrid Francke.

Aufschlussreich war auch eine kleine Umfrage, bei der Besucher tagsüber im Landratsamt sowie zu Beginn des Filmabends notieren konnten, was ihre seelische Gesundheit aufrechterhält. 190 Menschen beteiligten sich und die Mehrheit nannte die Familie als wichtigsten Faktor, gefolgt von Freunden, Partner und sinnvolle Freizeitbeschäftigungen wie Sport, Musik oder Lesen. Auch traditionelle Tugenden und Werte wie Liebe, Wertschätzung, Vertrauen und Hilfsbereitschaft gaben die Befragten häufig an.

Der Filmabend in Nordhausen, gefördert vom Thüringer Gesundheits- und Sozialministerium, ist eine von vielen Veranstaltungen der Aktionswoche der Seelischen Gesundheit in Thüringen, die die generationsübergreifende Verantwortung für die seelische Gesundheit thematisiert. Die seelische Gesundheit ist auch Teil der Thüringer Gesundheitsziele, bei denen sich das Gesundheitsministerium gezielt die depressiven Erkrankungen, deren frühzeitige Diagnose und nachhaltige Behandlung als Handlungsschwerpunkt herausgegriffen hat.

Auch das Südharz-Krankenhauses hat die Psychiatrischen Kliniken in den vergangenen Jahren ausgebaut, beispielsweise mit dem neuen Anbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Erwachsenenpsychiatrie des Südharz-Krankenhauses behandelt auf vier Stationen rund 1.300 Menschen jährlich, die Kinder- und Jugendpsychiatrie etwa 330 Patienten stationär sowie rund 2.000 ambulant.

Den Internationalen Tag der seelischen Gesundheit hat die World Federation for Mental Health mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation WHO 1992 ins Leben gerufen, um auf die weltweite Verbreitung psychischer Erkrankungen aufmerksam zu machen – und beispielsweise auf die Problematik der Diagnostizierung als Voraussetzung für eine wirkungsvolle Behandlung. Ein Problem, dass auch die Demenz betrifft. Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer von Demenzerkrankten aus, bei denen diese nicht diagnostiziert und entsprechend behandelt wird.
Autor: nnz

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