nnz-tv hatte heute bereits über die ersten Feierlichkeiten zu 100 Jahre Internationaler Frauentag berichtet. Hier die der Bericht in Ihrer nnz von Jessica Piper...


„Clara Zetkin hätte Sie vielleicht mit ‚Liebe Kampfgenossinnen’ begrüßt“, meinte Oberbürgermeisterin Barbara Rinke (SPD) heute Vormittag im Audimax der Fachhochschule, als sie die Gäste des Festakts zum 100. Frauentag willkommen hieß. Unter dem Motto „Frauen – Ein starkes Stück Nordhausen“ haben die Akteure des Frauennetzwerks des Landkreises Nordhausen zu diesem Diskussionsvormittag eingeladen.

Clara Zetkin hat auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz im August 1910 in Kopenhagen ihre Idee eines internationalen Tages für Frauen zum ersten Mal öffentlich vorgestellt. Im Jahr darauf wurde dieser Tag der Frauenrechte dann zum ersten Mal gefeiert, anfangs am 19. März. Der heutige Termine 8. März erinnert an Arbeiter-, Bauern- und Soldatenfrauen in St. Petersburg, die mit ihrem Streik am 8. März 1917 die Februarrevolution in Russland wesentlich mit auslösten.


„Frauen hatte damals keine Rechte, die Öffentlichkeit war den Männern vorbehalten“, sagte Prof. Dr. Sabine Seibold-Freund, die Gleichstellungsbeauftragte der FH Nordhausen. Zu Beginn war eine wesentliche Forderung das Wahlrecht für Frauen, das dann 1918 eingeführt wurde. Vieles sei seitdem erreicht, jedoch längst nicht alles.

„Ihr jungen Frauen müsst euch wieder auf den Weg machen, dass euch alle Türen offen stehen und Ihr Beruf, Familie und Partnerschaft gut verbinden kommt und dafür nicht einen höheren Preis zahlt als Männer“, sagte die Oberbürgermeisterin und rief dazu auf, mutiger zu sein und die „gläserne Decke zu durchstoßen, von der Alice Schwarzer immer gesprochen hat.“


In Thüringen sei schon viel erreicht, meinte FH-Präsident Prof. Dr. Jörg Wagner. Schließlich diskutiere man gerade ein neues Gleichstellungsrecht, das erstmals sanktionsfähige Rechte einräumt. „In Thüringen gibt es die zweithöchste Quote von Frauen in Führungspositionen in Deutschland“, so Wagner, dies seien 25 Prozent und auch der Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern liegt nur bei 4 Prozent, im Vergleich zu 23 Prozent andernorts. „Frauen haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko wie Männer, niedrig entlohnt zu werden. Sie sind zudem besonders von Niedrigstlöhnen von unter 5 oder 6 Euro in der Stunde und von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen betroffen“, so Gabriele Kratz, Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises.

Ein viel diskutiertes Thema war die Quote für Frauen in Führungspositionen. „Wer will eine Stelle bekommen, nur weil man die Quote erfüllt? Ich nicht“, war die klare Position von Juliane Topp, selbstständige Unternehmensberaterin, in ihrem Vortrag zum Thema lebenslanges Lernen.


Nach den Reden begann die Diskussion an den Tischen, die sich um Themen wie familienfreundliche Personalpolitik, Wiedereinstieg in den Beruf, Frauen und Politik, lebenslanges Lernen und Ehrenamt drehten. Als Gesprächspartner standen zahlreiche Vertreter wirtschaftlicher und sozialer Organisationen wie die IHK, das Jobcenter, die Kreisvolkshochschule, das Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft, der Weiße Ring, Kreissportbund, das Familienzentrum des Jugendsozialwerks, die Freiwilligenagentur des Horizonts und Politikerinnen aus kommunalen und dem Landesparlament bereit.


Eine Ausstellung zeigte starke Frauen aus dem Landkreis, die beruflich, privat oder im Ehrenamt viel erreicht haben. Der Chor des Mehrgenerationenhauses der Lift gGmbH entließ die Gäste schwungvoll – passend zu den Feiern von „Frauen on tour“, die heute Abend ab 18 Uhr in der Nordhäuser Altstadt starten. Auf die Frauen wartet ein Kabarett im Tabakspeicher und verschiedene Händler und Lokale haben sich etwas ganz Spezielles für den Frauentag einfallen lassen. Karten gibt es noch an der Abendkasse im Tabakspeicher.

„Wir danken der Kreissparkasse Nordhausen, der Volksbank, Nordbrand und Marktkauf und natürlich allen Akteurinnen und Akteuren des Frauennetzwerks, den Händlerinnen und Händlern sowie Gastgeberinnen und Gastgebern in der Altstadt für ihre Unterstützung“, sagen Gabriele Kratz und Stefanie Müller, die Gleichstellungsbeauftragten von Landkreis und Stadt Nordhausen.
Jessica Piper