Fr, 14:13 Uhr
14.08.2009
Geschäfte ohne Bares
Prof. Dr. Hartmut Bargfrede von der Fachhochschule Nordhausen hat im vergangenen Jahr mit Oliver Genzel vom Horizont-Verein die Premiere des Marktplatzes in Nordhausen auf die Beine gestellt. In diesem Oktober wollen die beiden den zweiten Marktplatz starten. Was das für ein Marktplatz ist, fragten wir Prof. Bargfrede...
Erster Markplatz in diesem Jahr
nnz: Prof. Bargfrede, vor gut einem Jahr, im Februar 2008, gab es in Nordhausen den ersten Marktplatz für Unternehmen und Gemeinnützige. Was steckt dahinter?
Prof. Bargfrede: Dahinter steckt eine Idee, eine Methode, die in Thüringen immer mehr um sich greift. Dabei begegnen sich nach festgelegten Regeln Sphären, die sonst eher wenige Berührungspunkte haben: ortsansässige Unternehmen und gemeinnützige Akteure aus Kultur, Sport, Kirche und sozialen Diensten und Einrichtungen. Sie machen dort miteinander gute Geschäfte, ohne dass ein einziger Euro in barer Währung im Spiel ist.
nnz: Was heißt gute Geschäfte?
Prof. Bargfrede: Die Marktplatzteilnehmer haben sich zumeist vorher überlegt, was sie denn brauchen und was sie geben könnten. Manches gute Geschäft kommt aber auch spontan zu Stande. Jeder bietet das an, was er kann oder hat und sucht auch mit Hilfe von so genannten Maklern, was er braucht. Es wird Sachverstand angeboten, aber auch Gegenstände und Aktionen, sowie Veranstaltungen. Gute Geschäfte werden dort nicht unbedingt Zug um Zug gemacht, dennoch verlassen alle Markttreibenden den Marktplatz bereichert.
nnz: Wie kann ich mir so einen Marktplatz in der Praxis vorstellen?
Prof. Bargfrede: Die Marktplatzveranstaltung hat eine ganz eigene Atmosphäre – die kann man mit wenigen Worten kaum beschreiben. Das muss man erlebt haben. Bei den Geschäften geht es beispielsweise um das Know How, wie man einen gut gemachten Internetauftritt erhält. Eine Werbeagentur hat dieses Wissen, ein kleiner gemeinnütziger Verein nicht. Dafür kennt sich dieser mit der Kinderbetreuung oder auf musikalischem Gebiet recht gut aus. Das könnte ein Unternehmen gut gebrauchen, beispielsweise beim nächsten Betriebsfest.
nnz: Können Sie dafür ein konkretes Beispiel vom ersten Marktplatz nennen?
Prof. Bargfrede: Ja, ein Beispiel, bei dem es ein Geben und Nehmen gab, das – wie gesagt – nicht unbedingt vorgesehen, aber möglich ist: Ein gemeinnütziger Verein erhielt dringend benötigte Gartengeräte von einem Baumarkt und bei dessen Frühlingsfest trat eine Trommlergruppe des Vereins auf.
nnz: Im Herbst ist es soweit: Am 7. Oktober wird im Audimax der FH der Marktplatz in die zweite Auflage gehen. Wie laufen die Vorbereitungen?
Prof. Bargfrede: Nun, es gibt eine Vorbereitungsgruppe, die im Kern aus der Gruppe besteht, die den vorherigen Marktplatz schon angeschoben hat. Des Weiteren wird diese Gruppe von Landratsamt und Stadt Nordhausen unterstützt und jeder setzt seine Verbindungen ein, damit sich der Erfolg des Vorjahres wiederholt und vielleicht sogar diesen noch übertrifft und der Marktplatz in Nordhausen eine Institution wird.
nnz: Sie und Oliver Genzel vom Verein Horizont sind die Initiatoren für den Nordhäuser Marktplatz. Wie entstand diese Zusammenarbeit?
Prof. Bargfrede: Die Marktplatzmethode stellte mir Oliver Genzel vor. Wir sind dann zusammen zu Doris Voll nach Jena gefahren. Sie war dort eine der Initiatorinnen des ersten Jenaer Marktplatzes. In einem Straßencafe zeigte sie uns auf ihrem Laptop einen Film, der Szenen aus den beiden Modellprojekten zur Marktplatzmethode enthielt und erzählte enthusiastisch vom Jenaer Marktplatz. Nach diesem Treffen waren wir Feuer und Flamme für die Idee, das auch in Nordhausen auf die Beine zu stellen.
nnz: Die Idee des Marktplatzes kommt eigentlich aus den Niederlanden. Wie kam sie nach Deutschland?
Prof. Bargfrede: Die Bertelsmann-Stiftung wurde auf diese in den Niederlanden erfolgreich verbreitete Idee aufmerksam und passte sie mit Hilfe der Gründer auf deutsche Verhältnisse an. Dann förderte die Stiftung zwei Modellprojekte, die rasch Nachahmer in weiteren Städten fanden. Nun gab und gibt es Marktplätze in vielen Städten, doch in Thüringen ist die Marktplatzdichte mittlerweile besonders ausgeprägt.
nnz: Wer unterstützt in Thüringen die Idee des Marktplatzes?
Prof. Bargfrede: Das ist vor allem die Thüringer Ehrenamtsstiftung. Sie berät die Initiativen und Vorbereitungsgruppen und stellt auch einen Workshop sicher. Bei dem können vor allem die Gemeinnützigen lernen, wie sie sich auf dem Marktplatz zielführend positionieren und ihren Beitrag zur erwünschten Atmosphäre leisten können.
nnz: Wer jetzt Lust bekommen hat, beim Marktplatz mitzumachen – wohin kann er sich da wenden?
Prof. Bargfrede: Über das Internet geht es am einfachsten. Unter www.gute-geschaefte-nordhausen.de findet man jede Menge weiterer Informationen und auch Kontaktdaten.
nnz: Vielen Dank für das Gespräch.
Autor: nnzErster Markplatz in diesem Jahr
nnz: Prof. Bargfrede, vor gut einem Jahr, im Februar 2008, gab es in Nordhausen den ersten Marktplatz für Unternehmen und Gemeinnützige. Was steckt dahinter?
Prof. Bargfrede: Dahinter steckt eine Idee, eine Methode, die in Thüringen immer mehr um sich greift. Dabei begegnen sich nach festgelegten Regeln Sphären, die sonst eher wenige Berührungspunkte haben: ortsansässige Unternehmen und gemeinnützige Akteure aus Kultur, Sport, Kirche und sozialen Diensten und Einrichtungen. Sie machen dort miteinander gute Geschäfte, ohne dass ein einziger Euro in barer Währung im Spiel ist.
nnz: Was heißt gute Geschäfte?
Prof. Bargfrede: Die Marktplatzteilnehmer haben sich zumeist vorher überlegt, was sie denn brauchen und was sie geben könnten. Manches gute Geschäft kommt aber auch spontan zu Stande. Jeder bietet das an, was er kann oder hat und sucht auch mit Hilfe von so genannten Maklern, was er braucht. Es wird Sachverstand angeboten, aber auch Gegenstände und Aktionen, sowie Veranstaltungen. Gute Geschäfte werden dort nicht unbedingt Zug um Zug gemacht, dennoch verlassen alle Markttreibenden den Marktplatz bereichert.
nnz: Wie kann ich mir so einen Marktplatz in der Praxis vorstellen?
Prof. Bargfrede: Die Marktplatzveranstaltung hat eine ganz eigene Atmosphäre – die kann man mit wenigen Worten kaum beschreiben. Das muss man erlebt haben. Bei den Geschäften geht es beispielsweise um das Know How, wie man einen gut gemachten Internetauftritt erhält. Eine Werbeagentur hat dieses Wissen, ein kleiner gemeinnütziger Verein nicht. Dafür kennt sich dieser mit der Kinderbetreuung oder auf musikalischem Gebiet recht gut aus. Das könnte ein Unternehmen gut gebrauchen, beispielsweise beim nächsten Betriebsfest.
nnz: Können Sie dafür ein konkretes Beispiel vom ersten Marktplatz nennen?
Prof. Bargfrede: Ja, ein Beispiel, bei dem es ein Geben und Nehmen gab, das – wie gesagt – nicht unbedingt vorgesehen, aber möglich ist: Ein gemeinnütziger Verein erhielt dringend benötigte Gartengeräte von einem Baumarkt und bei dessen Frühlingsfest trat eine Trommlergruppe des Vereins auf.
nnz: Im Herbst ist es soweit: Am 7. Oktober wird im Audimax der FH der Marktplatz in die zweite Auflage gehen. Wie laufen die Vorbereitungen?
Prof. Bargfrede: Nun, es gibt eine Vorbereitungsgruppe, die im Kern aus der Gruppe besteht, die den vorherigen Marktplatz schon angeschoben hat. Des Weiteren wird diese Gruppe von Landratsamt und Stadt Nordhausen unterstützt und jeder setzt seine Verbindungen ein, damit sich der Erfolg des Vorjahres wiederholt und vielleicht sogar diesen noch übertrifft und der Marktplatz in Nordhausen eine Institution wird.
nnz: Sie und Oliver Genzel vom Verein Horizont sind die Initiatoren für den Nordhäuser Marktplatz. Wie entstand diese Zusammenarbeit?
Prof. Bargfrede: Die Marktplatzmethode stellte mir Oliver Genzel vor. Wir sind dann zusammen zu Doris Voll nach Jena gefahren. Sie war dort eine der Initiatorinnen des ersten Jenaer Marktplatzes. In einem Straßencafe zeigte sie uns auf ihrem Laptop einen Film, der Szenen aus den beiden Modellprojekten zur Marktplatzmethode enthielt und erzählte enthusiastisch vom Jenaer Marktplatz. Nach diesem Treffen waren wir Feuer und Flamme für die Idee, das auch in Nordhausen auf die Beine zu stellen.
nnz: Die Idee des Marktplatzes kommt eigentlich aus den Niederlanden. Wie kam sie nach Deutschland?
Prof. Bargfrede: Die Bertelsmann-Stiftung wurde auf diese in den Niederlanden erfolgreich verbreitete Idee aufmerksam und passte sie mit Hilfe der Gründer auf deutsche Verhältnisse an. Dann förderte die Stiftung zwei Modellprojekte, die rasch Nachahmer in weiteren Städten fanden. Nun gab und gibt es Marktplätze in vielen Städten, doch in Thüringen ist die Marktplatzdichte mittlerweile besonders ausgeprägt.
nnz: Wer unterstützt in Thüringen die Idee des Marktplatzes?
Prof. Bargfrede: Das ist vor allem die Thüringer Ehrenamtsstiftung. Sie berät die Initiativen und Vorbereitungsgruppen und stellt auch einen Workshop sicher. Bei dem können vor allem die Gemeinnützigen lernen, wie sie sich auf dem Marktplatz zielführend positionieren und ihren Beitrag zur erwünschten Atmosphäre leisten können.
nnz: Wer jetzt Lust bekommen hat, beim Marktplatz mitzumachen – wohin kann er sich da wenden?
Prof. Bargfrede: Über das Internet geht es am einfachsten. Unter www.gute-geschaefte-nordhausen.de findet man jede Menge weiterer Informationen und auch Kontaktdaten.
nnz: Vielen Dank für das Gespräch.
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