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Di, 18:05 Uhr
12.08.2008

Rettung am Tisch

Es war in der Zeit der Wende. Da waren in der damaligen DDR runde Tische die politischsten Möbel. Auch heute noch wird sich dieses Teils bedient. Unter anderem um Arbeitsplätze zu retten...


Saisonale Schwankungen, der Wegfall wichtiger Kunden oder steigende Kosten bei sinkenden Erträgen sind Krisensignale, die man als Unternehmer meist frühzeitig erkennen kann. „Wer rechtzeitig vor Eintreten der Liquidationsprobleme auch externe Hilfe nicht scheut, hat in der Regel gute Chancen mit geeigneten Gegenmaßnahmen das Ruder noch herumzureißen“, ist sich Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, sicher.

Der „Runde Tisch“ der KfW-Mittelstandsbank hilft kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), die aufgrund einer nicht erwartungsgemäß verlaufenden wirtschaftlichen Entwicklung in Schwierigkeiten geraten sind. 105 Unternehmerinnen und Unternehmer machten im vergangenen Jahr von diesem Hilfsangebot Gebrauch, das die Kammer seit 1995 als Projektpartner der KfW in Nord- und Mittelthüringen betreut. 68 Betriebe konnten durch die umfangreiche Unterstützung der IHK-Experten wieder stabilisiert und damit rund 2.000 Arbeitsplätze gerettet werden.

„Die meisten kommen leider nicht bei den ersten Krisensignalen, sondern auf Druck der Gläubiger oder wenn das Unternehmen schon auf wackligen Beinen steht“, erklärt der IHK-Chef. Dann kann es oftmals schon zu spät sein, eine drohende Insolvenz noch abzuwenden.

In Thüringen stieg die Zahl der Unternehmenspleiten in den ersten fünf Monaten 2008 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 3,7 Prozent von 242 auf 251. „Wir hoffen nicht, dass dies nach den rückläufigen Insolvenzen der vergangenen Jahre eine Trendumkehr bedeutet“, so Grusser weiter. Hätten in den letzten Jahren hauptsächlich Industriebetriebe versucht, ihre Probleme über den Runden Tisch zu lösen, fragten seit 2007 zunehmend auch Unternehmer aus den konsumabhängigen Branchen wie Handel, Gastronomie, Dienstleistungen oder Verkehr das IHK-Angebot nach.

Fast jeder zweite Betrieb (43 Prozent) stamme aus dem Handelsbereich. Auffällig sei auch der zunehmende Beratungsbedarf des Textileinzelhandels und der Transportbetriebe. „Offensichtlich ist der „Runde Tisch“ ein Spiegelbild der volkswirtschaftlichen Situation. Gerade der Handel und die Speditionen stöhnen unter dem Kaufkraftentzug und den Mehrbelastungen bedingt durch höhere Energie- und Kraftstoffpreise“, betont Grusser.

Dennoch seien bei fast 70 Prozent der Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Krisenursachen hausgemacht. Oft würde die fatale Situation zu optimistisch eingeschätzt oder Fehlentscheidungen zu spät korrigiert. Klassische Probleme in der Unternehmensführung wären dabei: falsche Standortwahl, mangelnde finanzielle Ausstattung, unzureichendes Forderungsmanagement aber auch das Verkennen der aktuellen Marktentwicklung.
Autor: nnz/kn

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