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Do, 11:10 Uhr
23.11.2006

Völlig platt!

Nordhausen (nnz). Tilly Pape, die Chefin der Nordthüringer Lebenshilfe ist mit ihren Nerven fast am Ende. Kein Wunder, der Heilpädagogische Kindergarten steht vor dem Aus. Der Gründe: Vergeßlichkeit der Landesregierung und ein Behördenwirrwarr bei finanziellen Zuständigkeiten. Weitere Einzelheiten mit einem einzigen Klick.


34 Kinder mit schweren Behinderungen werden im heilpädagogischen Kindergarten in Nordhausen betreut. Zuständig dafür sind 12 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Bis zum 31. Dezember dieses Jahres ist die Betreuung gesichert, dann müßte die Einrichtung schließen. Die Gründe dafür liegen für Tilly Pape auf der Hand. Bei der Etablierung der Familienoffensive haben deren Macher die heilpädagogischen Kindergärten schlichtweg vergessen. Neben der Nordhäuser Einrichtung sind fünf weitere im Freistaat von der ministeriellen Vergeßlichkeit betroffen.

Eigentlich aber hätte das Thüringer Sozialministerium reagieren können. Dessen Chef, Minister Dr. Klaus Zeh (CDU), war von Tilly Pape bereits im vergangenen Jahr auf den Fehler angesprochen worden. Damals versprach Zeh Hilfe, Tilly Pape regte an, eine entsprechende Verordnung auf den Weg zu bringen. Außer dem Versprechen scheint wenig passiert zu sein. Bis Ende dieses Jahres läuft die Finanzierung dieser hochspezialisierten Einrichtung wie folgt: Der Finanzierungsbedarf wurde beim Landessozialamt in Meiningen angemeldet und genehmigt. Das Land gab das Geld dem Landratsamt in Nordhausen, das wiederum reichte es nach einer Prüfung an den Träger, die Nordthüringer Lebenshilfe, weiter.

Nach der neuen Gesetzeslage – auch Familienoffensive genannt - müssen jedoch der Landkreis und die Stadt Nordhausen mit ins Finanzierungsboot, denn die Einrichtung wird von Kindern aus der Stadt sowie aus dem Landkreis genutzt. Seitens der Stadtverwaltung ist bereits ansatzweise reagiert worden. Im Entwurf für den Haushalt des Jahres 2007 sind für den Träger etwas mehr als 170.000 Euro eingestellt worden. Beim Landkreis gibt es bislang eine solche Unterstützung nicht. Die Folge, ganz banal ausgedrückt: Die Kinder aus den Landkreis-Kommunen können nicht mehr betreut werden, weil zum Beispiel die Kosten für den Transport nicht übernommen werden.

Mit Verlaub, es handelt sich hierbei um Kinder mit schwersten oder mehrfachen Behinderungen, die eines hochkomplizierten Betreuungskonzeptes bedürfen. Anders ausgedrückt: Sie sind die schwächsten Glieder des gesellschaftlichen Gemeinwesens.

Abhilfe könnte hier vielleicht ein integratives Betreuungskonzept schaffen. Ein solches soll auch erstellt werden, doch das muß wachsen, muß vor allem von den Eltern angenommen werden, die ihre gesunden Kindern in eine solche Einrichtung „schicken“ würden. Tilly Pape gegenüber der nnz: „So ein Konzept muß gedeihen, es muß überzeugen!“

Der momentane Stand der Dinge ist wenig berauschend, denn es müßte endlich eine klare Zusage von der Stadt oder vom Landkreis hinsichtlich der Finanzierung geben. Bislang sieht es jedoch so aus, als würde eine 16jährige erfolgreiche Arbeit weggewischt werden, weil sie zu teuer geworden ist. Experten wissen: Je früher mit einer solchen speziellen Förderung angefangen wird, um so „billiger“ wird sie in der Zukunft sein. Eine rechtzeitige Förderung kann Entwicklungsverzögerungen nicht nur aufholen, im Idealfall können sogar beseitig werden.
Autor: nnz

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