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Mi, 11:37 Uhr
07.06.2023
Besuch bei der „Kleinen Siedi“

Deutsch-Schweizer Freundschaft auf der Schiene

Geschichte verbindet - im Fall des IFA-Museums und der "alten Bären" aus dem Berner Land geschah das in den letzten Jahre über die Schiene, genauer über die "kleine Siedi", eine gebürtige Nordhäuserin, die man in der Schweiz ins Herz geschlossen und heute an ihrem Ruhesitz besucht hat...

Schweizer Museumsfreunde zu Gast im Nordhäuser IFA Museum (Foto: agl) Schweizer Museumsfreunde zu Gast im Nordhäuser IFA Museum (Foto: agl)


Im Jahr 1927 geht in Nordhausen eine Lok vom Band, die für den kleinen Schweizer Ort Konolfingen bestimmt ist. Gebaut wird die Bahn von „Orenstein & Koppel“, gedacht ist sie für den Zulieferbetrieb einer Milchsiederei der Berneralpen-Milchgesellschaft.

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Die Geschichte nimmt ihren Lauf, in Deutschland verschwindet Orenstein & Koppel unter den Nazis, statt Loks baut man nun Lafetten und Panzermotoren, doch auch das geht vorbei. In dem Schweizer Dörfchen bestimmt die Alpenmilch weiter das Leben und die unermüdlich vor sich hinschnaufende Lok wird als „Die kleine Siedi“ ins Herz geschlossen. Insgesamt 32 Jahre ist die im Dienst und landet danach nicht auf dem Schrott, sondern im Fundus der Familie Wymann aus Kerzen, die ein privates Eisenbahnmuseum betreibt.

In Nordhausen ist derweil die IFA aufgestiegen, wieder gefallen und selber Museum geworden. An dieser Stelle kreuzen sich die Geschichten um das Jahr 2017 wieder. Als die Schweizer gezwungen sind, ihren Fuhrpark zu verkleinern, geht in Nordhausen ein Angebot ein. Vier Leihgaben hätte man für das Industriemuseum am Südharz und die „kleine Siedi“ könnte man ganz und gar zur Schenkung machen, so denn die Nordhäuser dafür Sorge tragen, dass die Lok wieder in ihren Ursprungszustand versetzt wird.

Die Herausforderung hat man gerne angenommen, berichten heute Wilfried Geiger und Otto Brand vom IFA-Museum. Den Motor konnte man im Original nicht mehr restaurieren, wohl aber die Verkleidung und die „Siedi“ strahlt heute so frisch wie eh und je. Geklappt hat das auch Dank der Hilfe eines weiteren Vereins, der „alten Bären“ aus eben jenem Konolfingen, in dem die „Siedi“ ihren Dienst tat.

Heute nun waren die Schweizer aus dem Berner Land in Nordhausen zu Besuch um zu sehen, wie es um ihre „Siedi“ steht. Werner Weber und seine Mitstreiter betreiben im Ort ein Regionalmuseum, wollen die Geschichte Konolfingens bewahren. Bekannt sei man vor allem für Dürrenmatt, berichtet Museumsleiter Weber, aber Konolfingen war immer auch ein Knotenpunkt des Schweizer Bahnverkehrs und eine Station auf dem Weg der Burgdorf-Thun Bahn, der ersten elektrischen Eisenbahn Europas im Jahr 1899. Weber ist selber ein „Bahnverrückter“, Autor und Modelleisenbahner. Die „Siedi“ hat er noch im Einsatz gesehen, in Konolfingen kennt man die eine oder andere Anekdote zur Lok. „Es ist ein bisschen wie bei uns mit der Harzquerbahn, das gehört einfach zur Geschichte der Region dazu“, erzählt Wilfried Geiger am Vormittag.

„Mit Dampf“ sind die Schweizer Gäste gestern natürlich schon gefahren, Visite in Quedlinburg, heute stand der kollegiale Museumsbesuch auf dem Programm und morgen soll es weiter nach Erfurt gehen. Das die „Siedi“ nun wieder in Nordhausen und nicht mehr in der Schweiz steht, hat sein Gutes. Denn die Alpenmilch spielt im Ort zwar immer noch eine gewichtige Rolle, die letzten Schienen der alten Werksbahn wurden aber jüngst zugedeckt. In Nordhausen kann also auch ein kleines Stück der Schweizer Geschichte für die Nachwelt bewahrt werden.
Angelo Glashagel
Autor: red

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