Seit 30 Jahren hat der Landkreis Nordhausen die Aufgabe der zentralen Leitstelle für Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz übernommen. Ein würdiger Zeitpunkt um Bilanz zu ziehen und einen Ausblick in die Zukunft zu geben. Gestern lud der Landrat die Presse ein, sich selbst ein Bild zu machen …


Tobias Mielke, Fachgebietsleiter des Rettungsdienstes, Brand- und Katastrophenschutz im Landratsamt ist ein alt gedienter Mitarbeiter, der sich noch an die Tage nach der Wende erinnern kann, als ein Telefonapparat den kompletten Notruf im Kreis ausmachte. Mielke war beim Aufbau dabei, als die erste Leitstelle in die Hohekreuzstraße zur Feuerwehr einzog und auch als 1996 die Räume auf dem Gelände des Südharz Klinikum bezogen wurden. Für den Preis der damaligen Komplettausrüstung würde man heute kaum noch die notwendigen Büromöbel bekommen, resümiere er während seines Vortrags die Veränderungen über die Jahre. Was die Arbeit jedoch grundlegend verändert habe ist die Digitalisierung der Abläufe, Notrufe und Standortbestimmungen. „Wir sind durch die heutige Technik näher an den Menschen dran als früher und können sie in Notfällen eher erreichen“, freute sich auch Landrat Matthias Jendricke.

Nicht nur, dass die Anrufer genau geortet werden könnten, auch die Anliegen und die zweckmäßigen Rettungsmaßnahmen lassen sich so besser koordinieren. Die Zahl der Einsätze steigt weiterhin, weshalb es auch mehr Einsatzfahrzeuge als früher gibt und weitere (aktuelle gerade für Harztor) angeschafft werden.

Die Zusammenlegung der Leitstelle mit dem Kyffhäuserkreis im Jahr 2013 war ein weiterer Meilenstein hin zum einer der größten und modernsten Leitstellen Deutschland. Sie ist für 155.000 Menschen in 47 Städten und Gemeinden mit 230 Ortsteilen zuständig. Auf einer Fläche von immerhin rund 1.800 Quadratkilometern.

Allein im Brand- und Katastrophenschutz kann die Leitstelle 159 Freiwillige und eine Berufsfeuerwehr mit insgesamt 340 Einsatzfahrzeugen kommandieren. Bis zu 30 Einsatzfahrzeuge (Rettungswagen, Krankentransporte, Notarztwagen) koordiniert die Stelle selbst, dazu kommen 3 Notarztstandorte, 11 Rettungswachen. Das Sahnehäubchen der Rettung in Nordhauen ist der Rettungstransporthubschauber Christoph 37, der etwa 1.500 Einsätze im Jahr fliegt und weit über die Kreisgrenzen von Nordhausen und dem Kyffhäuserkreis hinaus angefordert werden kann.

Weitere beeindruckende Zahlen entnehmen Sie bitte auch der angefügten. pdf-Datei mit der detaillierten Präsentation der Leistungen der Leitstelle. Die Nordhäuser ist eine von sechs Leitstellen im Freistaat, die inzwischen untereinander vernetzt sind, die gespiegelten Daten von mindestens einer anderen Leitstelle aufbewahren, falls dort eine unerwartete Katastrophe geschehen sollte. Die Bauten sind jedoch so angelegt, dass es keine Angriffe auf die Leitstellen geben kann, die Büros so hoch gelegen, dass sie nicht überflutet werden können.

In den nächsten Jahren wird der Umzug der Nordhäuser Leitstelle in die Zorgestraße erfolgen, wo jetzt schon Berufsfeuerwehr und der Katastrophenschutz ein neues Zuhause finden. Die Servicegesellschaft des Landkreises wird für gut 10 Millionen Euro ein neues Gebäude errichten, die Ausstattung wird zwischen 3 bis 5 Millionen Euro teuer werden und voraussichtlich in den Jahren 2025 oder 2026 fertiggestellt sein.

Die Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen sollen nur eine Zwischenetappe darstellen auf dem Weg in eine qualitativ noch höhere Stufe der Rettungsarbeit. Es liegt noch viel Arbeit vor den Verantwortlichen und ihren 18 speziell ausgebildeten Mitarbeitern in der Zentrale, deren Hauptbüro ein wenig dem Cockpit der „Enterprise“ ähnelt, allerdings wesentlich irdischere Aufgaben zu bewältigen hat.
Olaf Schulze