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Do, 19:58 Uhr
05.05.2022
130 Jahre Förderzentrum Pestalozzi

Mit Kopf, Herz und Hand

Das Nordhäuser Schulwesen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die Geburtsstunde der Förderpädagogik liegt in der Rolandsstadt aber gerade einmal 130 Jahre zurück. Das Jubiläum beging man diese Woche am Förderzentrum Pestalozzi mit einem Blick zurück...

Das Förderzentrum Pestalozzi feiert diese Woche seinen 130. Geburtstag und hat zum Jubiläum sein Schulmuseum neu eröffnet (Foto: agl) Das Förderzentrum Pestalozzi feiert diese Woche seinen 130. Geburtstag und hat zum Jubiläum sein Schulmuseum neu eröffnet (Foto: agl)


Schule ist Wandel, zumindest historisch betrachtet. Was noch vor 30 Jahren galt, ist heute altbacken und verstaubt und ähnlich würde es aussehen, könnte man noch einmal 30 Jahre zurückgehen. Oder 130 Jahre. Das Osterfest 1892 etwa markiert eine Zeitenwende in der langen Schulgeschichte der Stadt Nordhausen. Mit der Eröffnung der "Wildt'schen Anstalt", einer Knabenschule mit gerade einmal neun Schülern, beginnt am Südharzrand die Entwicklung der Sonderpädagogik. Zum 1000jährigen Geburtstag versieht man die Institution mit dem Namen "Johann Heinrich Pestalozzi" unter dem die Schule bis heute bekannt ist.

Seitdem hat sich viel getan, die Schule musste über das Jahrhundert immer wieder umziehen und residierte schon an so ziemliche jedem denkbaren Schulstandort der Stadt. Erst 1988 konnten die Räumlichkeiten am Geiersberg bezogen werden. Das Förderzentrum kann auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken und die sollte auch immer ihren Platz im Schulalltag haben, dass es einen Raum für ein Schulmuseum gibt, hat daher Tradition. Seit man aber 2019 mit der Bleicheröder Förderschule zusammengegangen ist, wurde der Platz knapp. Für den Blick in die Geschichte musste ein neuer Ort gefunden werden und den konnte man jetzt, pünktlich zum Jubiläum und mit der Unterstützung von Stadt und Landkreis, überarbeiten und einweihen.

"Bisher wurde das Museum nur selten genutzt, das soll sich ändern. Wir wollen hier richtig Unterricht machen, es gibt viele Kleinigkeiten, da ist für jedes Fach etwas dabei", sagt Schulleiter Jörg Lorenz. Der Ausstellungsraum samt Nebenkammer bietet einige Schauwerte, von den alten Schulbänken, über einen extra großen Abakus, diversen Schreib-, Zeichen-, und Rechenutensilien bis zu den "Eselsohren" die man ehedem nutzte, um renitente Schüler zu bestrafen. Für die Inforamtionen zur Schulgeschichte und die Einrichtung konnte man auf die Hilfe von Frau Dr. Cornelia Klose bauen und so manches Exponat hat man noblen Spendern zu verdanken.

Dank und Unterstützung für die Arbeit der Schule gab es auch von Stadt und Land - im Vordergrund Landrat Matthias Jendricke und Bürgermeisterin Alexandra Rieger, im Hintergrund die ehemalige Schulleiterin Bärbele Herr und ihr Nachfolger Jörg Lorenz (Foto: agl) Dank und Unterstützung für die Arbeit der Schule gab es auch von Stadt und Land - im Vordergrund Landrat Matthias Jendricke und Bürgermeisterin Alexandra Rieger, im Hintergrund die ehemalige Schulleiterin Bärbele Herr und ihr Nachfolger Jörg Lorenz (Foto: agl)


"Eselsohren" braucht man heute nicht mehr, überhaupt hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Von "Debilen" ist schon lange keine Rede mehr, die Etikettierungen der Vergangenheit gebe es heute kaum noch, sagt Lorenz. Was geblieben ist, sind die Ansätze und Ideen Pestalozzis. Sonderpädagogik müsse man heute wie damals "mit Kopf, Herz und Hand" angehen, meint Bärbele Herr, die dem Förderzentrum 30 Jahre lang vorstand. "Sie brauchen eine methodische Vielfalt. Wenn ein Weg nicht funktioniert, müssen sie einen anderen finden, auf den das Kind reagiert". Ein guter Sonderpädagoge müsse sich in seine Schützlinge hineinversetzen können und das Gefühl vermitteln, ernsthaft für die Schüler da zu sein. "Dieser philanthropische Gedanke, den Pestalozzi oder auch andere wie Albert Schweizer vertreten haben, steht bei der Sonderpädagogik bis heute drin und das lebt man dann als Pädagoge irgendwann.", meint auch Nachfolger Lorenz.

Die Einrichtung des Schulmuseums wurde unter anderem durch die Initiative "Denk bunt" und das Programm "Demokratie Leben" unterstützt. Entsprechend will man den Einblick in die Historie nicht für sich allein nutzen, sondern sähe es gern, wenn auch andere (nach vorheriger Anmeldung) einen Blick auf die Geschichte des Hauses werfen, sei es aus purem Interesse oder zu Bildungszwecken.

Zum 130. Geburtstag war die Eröffnung derweil nicht das einzige Highlight. So freuten sich die Kinder diese Woche bereits über ein aufregendes Theaterprojekt und für das Kollegium, Freunde, Unterstützer und Nachbarn gab es am Abend noch ein kleines Konzert mit DDR-Blueslegende Jürgen Kerth.
Angelo Glashagel
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
130. Jahre Förderzentrum Pestalozzi (Foto: agl)
Autor: red

Kommentare
Rainer H.
06.05.2022, 09.44 Uhr
Förderpädagogik und ihre Geschichte
Ein Blick auf die Geschichte zeigt, das die Zukunft für Schüler die Hilfe brauchen sehr schlecht aussieht. Wurden früher Schüler mit "Schwächen" intensiv gefördert, steckt man heute wieder alle in eine Klasse unter dem Deckmantel, man will keinen ausgrenzen. Ich hoffe das in der Landesschulpolitik endlich ein Umdenken stattfindet. Sonst kann man die Förderpädagogik wahrlich nur noch im Museum betrachten.
DDR-Facharbeiter
06.05.2022, 11.44 Uhr
Ausstellung im Förderzentrum am Geiersberg leider nur auf Anmeldung .In Flohburg ?
Hilfsschule oder "Bretter-Gymnasium" nannte wir diese Sonder-Schulen in den 50er Jahren. In Zeiten des Arbeitskräftemangels richteten Firmen im Westen Ausbildungs-Zentren für ungelernte Mitarbeiter ein. Diesen "Schulversagern" brachte man Wissen auf den drei Kanälen "Sehen, Hören , Schreiben" bei. Bei Bestehen der Ausbildung erwarben die Kursteilnehmer den besser bezahlten Status eines "angelernten Arbeiters", genannt "Praktikant". Bei den meisten Absolventen ging "der Knopf auf". Einige stiegen zum Vorarbeiter oder noch höher auf.
Bedauerlich, dass man diese Ausstellung im Förderzentrum am Geiersberg nur auf Anmeldung sehen kann. Sie wäre vielleicht einen Platz im Flohburg-Museum wert. Ich erinnere mich, dass in früheren Jahren von Frau Dr. Klose gestaltete Ausstellungen viele Besucher anzogen.
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Anm. d. Red.: In der Flohburg gibt es einen eigenen Bereich der dem Schulwesen gewidmet ist
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