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Fr, 12:09 Uhr
21.05.2021
Ivan Alboresi im Gespräch

Die »Addams Family« wird aus der Gruft gerufen

Das Theater Nordhausen will mit dem Musical „The Addams Family“ aus dem Lockdown durchstarten. Die Umsetzung der Kultserie für die Bühne war eine Herzensangelegenheit für Ballettdirektor Ivan Alboresi. Im Interview spricht er über das neue Highlight und die Schwierigkeiten, die Corona auch im Neustart mit sich bringt…

Renate Liedtke: Ivan, ihr standet mit eurer Produktion der Musical Comedy »The Addams Family« kurz vor der Premiere. Ich habe bereits einen Trailer von der Vorproduktion gesehen – hammercool. Dann hat es euch mit einem neuerlichen Lockdown eiskalt erwischt.

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Ivan Alboresi: Wir wussten schon ein paar Tage vorher, dass wir die Premiere nicht vor Publikum spielen dürfen, hatten aber beschlossen, dass wir die Produktion im Haus fertig machen und für Sondershausen adaptieren.
 
Liedtke: Das heißt, es wird bei den Schlossfestspielen in Sondershausen eine leicht modifizierte Bühne geben?

Alboresi: Ja, wir haben einen guten Weg gefunden, dass Bühnenbild zu übertragen. Im Theater kommen einige Dekorationselemente an sogenannten Zugstangen von oben auf die Bühne herab; das ist unter freiem Himmel natürlich so nicht möglich. Manche Bauten wurden entsprechend der Situation im Schlosshof angepasst. Aber das wird sehr gut funktionieren.
 
Liedtke: Und wie macht ihr das mit dem Licht? Die Beleuchtung spielt ja eine große Rolle.

Alboresi: In der Tat. Ich habe für die Version im Theater über 350 Lichtstimmungen gemacht. Es ist eine große Show mit viel Licht, die aber auch düstere und mysteriös geheimnisvolle Momente hat. Da wir mit den Vorstellungen beginnen wenn es draußen noch nicht dunkel ist, haben wir für die Schlossfestspiele ein gänzlich neues Lichtkonzept entwickelt. Wer »The Addams Family« bei den Schlossfestspielen gesehen hat, kann in den später stattfindenden Vorstellungen im Haus also sicher noch viel Neues entdecken und wird auch hier seine Freude haben.
 
Ballettdirektor Ivan Alboresi (Foto: Jörg Neubauer) Ballettdirektor Ivan Alboresi (Foto: Jörg Neubauer)


Liedtke: Was hat dich an der »The Addams Family« gereizt? War es ein Wunschprojekt von Dir?

Alboresi: Ja, ich habe Daniel Klajner schon gleich zu Anfang unserer Zeit hier in Nordhausen gesagt, dieses Musical müssen wir machen und konnte ihn von dem Stück überzeugen. In Italien, wo ich herkomme, ist die Addams Family Kult. Jeder kennt dort die klassische Fernsehserie in Schwarz-Weiß, die neuen Verfilmungen und Comics, ich bin damit sozusagen aufgewachsen und war verliebt in diese Serie. Sie ist gespickt mit schwarzem Humor, oft zweideutig, und immer mit einem großen Augenzwinkern. Die alte Serie war für uns eine Inspiration, für die Kostüme von Anja Schulz-Hentrich, für unser Bühnenbild von Wolfgang Kurima Rauschning, das auch einen Schwarz-Weiß-Look hat. Als Hommage haben wir zum Beispiel den typischen karierten Boden übernommen.
 
Liedtke: Die Produktion ist nur mit Darsteller*innen vom Haus besetzt, oder gibt es auch Gäste?

Alboresi: Wir haben viele unserer tollen Solisten am Haus in Addams Family besetzt. So ist Marian Kalus das Familienoberhaupt Gomez Addams, Thomas Kohl ist Lurch, Brigitte Roth die Großmutter und Marvin Scott spielt Onkel Fester. Dazu haben wir drei Musical-Spezialisten als Gäste engagiert – Sigalit Feig, eine bekannte Sängerin, die an der Komischen Oper in Berlin unter anderem als Anita in der »West-Side-Story« und als Fruma Sarah in »Anatevka« zu sehen war, spielt bei uns Morticia Addams. Die Rolle ihrer Tochter Wednesday haben wir mit Katrin Merkel besetzt. Sie hat an der Theaterakademie “August Everding” in München studiert, war bereits mit der »Addams Family« auf Deutschland-Tour  und ist  in der Musicalwelt wohlbekannt. Wednesday ist verliebt in Lucas Beineke, einen jungen Mann aus spießigem Elternhaus. Bei uns wird er gespielt von Tobias Joch. Das Interessante ist, er kommt ursprünglich aus Nordhausen. Er war hier am Theater im Jugendclub, hat dann an der Joop van den Ende Academy in Hamburg studiert und ist nun sehr erfolgreich als Musicaldarsteller.
 
Liedtke: Da ist es für ihn sicher großartig, hier in Nordhausen auf der Bühne zu stehen.

Alboresi: Ja, und er passt perfekt in die Rolle. Genau wie Carolin Schumann und Philipp Franke, die seine Eltern verkörpern. Neben unseren Haussolisten ist natürlich auch der Opernchor mit auf der Szene. Jedoch nur ein Teil, da wegen der gegebenen Umstände nicht so viele Leute auf der Bühne stehen können.
 
Liedtke: Ihr musstet in der Produktion ja auch die Corona-Hygieneregeln beachten...

Alboresi: Wir mussten auf die Abstände achten und es war ganz wichtig, dass die Darsteller sich nicht anfassten...
 
Liedtke: Kein Kuss?

Alboresi: Doch, schon. Aber unter Zuhilfenahme von reichlich Plastikfolie… Und dann die Requisiten: diese dürfen nicht übergeben werden, darauf habe ich auch geachtet.
 
Liedtke: Wenn ich das jetzt von dem Folien-Kuss höre, nehme ich an, es steckt auch viel Komik in deiner Inszenierung.

Alboresi: Es ist ein sehr humorvolles Stück.
 
Liedtke: Voller schwarzem Humor?

Alboresi: Vielleicht eher schrägem Humor, aber es geht nie unter die Gürtellinie, es ist immer alles sehr charmant. Also, ich muss immer wieder lachen. Selbst bei den Endproben musste ich noch über manche Sachen schmunzeln, obwohl ich sie schon x-Mal erlebt hatte, weil ich sie einfach so witzig finde.
 
Liedtke: Wie ist die Musik? Ich habe von Tangorhythmen gelesen.

Alboresi: Der Tango spielt deshalb eine Rolle, weil Gomez’ Familie aus Spanien kommt. Dieser Rhythmus und das dazugehörige erotische Prickeln liegt den Addams im Blut. Gomez ist wie besessen von seiner Frau, und seine Liebe und Leidenschaft bringt er schließlich mit einem Tango zum Ausdruck. Aber das Stück ist musikalisch vielfältig, es spielen noch viele andere Rhythmen mit hinein, Popmusik, Balladen. Wir haben eine  tolle Live Band, die Musiker sind vom Haus. Es ist eine relativ große Truppe, Keyboard, Trompete, Posaune, Gitarre, Streicher, Percussion und Reed.
 
Liedtke: Es wird alles in deutscher Sprache zu hören sein?

Alboresi: Genau, ich finde das ganz wichtig. Ich möchte, dass alle alles verstehen, das Publikum soll nicht nur schöne Lieder genießen, sondern auch der Geschichte folgen können, nachempfinden, was in der Figur vorgeht, was sie fühlt. Der Inhalt wird auch in den Liedern vermittelt. Und außerdem bleibt so der Witz erhalten.
 
Liedtke: Da hat auch die Tonabteilung einiges zu tun?

Alboresi: Richtig, aber wir sind ein Haus, an dem Musical eine große Tradition hat, deswegen ist unsere Tonabteilung schon super darauf spezialisiert.
 
Liedtke: Müsst ihr für die Schlossfestspiele noch einmal alles neu probieren?

Alboresi: Ja, und wir müssen uns noch einmal ganz neu definieren, es müssen neue Wege gefunden werden. Es sind ja ganz andere Bühnenverhältnisse und das Geprobte kann nicht eins zu eins übernommen werden, manche Sachen sind anders, manche bleiben.
 
Liedtke: Dann hast du gewissermaßen zwei Inszenierungen gemacht.

Alboresi: Das kann man so sagen, und man wird sich dann hoffentlich auch beide Versionen anschauen können.
 
Liedtke: Das wünsche ich dem Ensemble, dir und uns allen. Dankeschön.

Das Gespräch führte Renate Liedtke vom Theater Nordhausen
Autor: red

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