eic kyf msh nnz uhz tv nt
Fr, 09:18 Uhr
22.01.2021
Automatische Versetzung soll die Regel werden?

"Thüringen schafft Bildung ab"

"Heimlich, still und leise will am heutigen Tag das Thüringer Bildungsministerium den letzten Federstrich unter die Abschaffung des Sitzenbleibens setzen. Damit übergeht das Ministerium die seit Jahren geäußerte Forderung nach der Ermöglichung eine Wiederholung, wenn die entsprechenden schulischen Leistungen nicht erbracht wurden...


Stattdessen „rücken die Schüler der Klassenstufen 4, 6 und 8 in die nächsthöhere Klassenstufe auf.“ (§ 16, Erste Verordnung zur Änderung der Thüringer Verordnung zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pandemie im Schulbereich), was sie laut aktueller Schulordnung auch schon in Klasse 5 und 7 tun.

Nicht zuletzt seit der Änderung der Thüringer Schulordnung kritisieren wir als tlv thüringer lehrerverband die automatische Versetzung in Klassenstufe 5 und 7 sowie die automatische Versetzung an Thüringer Gemeinschaftsschulen bis Klasse 8. Bereits im November 2019 übergaben wir dem Bildungsministerium einen Stapel Postkarten, die wir anlässlich des Weltlehrertages gesammelt hatten, mit den zahlreichen Wünschen, die automatische Versetzung endlich abzuschaffen. Jetzt soll auch noch in allen anderen Jahrgangsstufen die Versetzungsentscheidung wegfallen.

Im Rahmen des für den heutigen Tag angesetzten Bildungsausschusses ist eine Mitsprache von Eltern-, Schüler- und Lehrervertretungen nicht vorgesehen, sodass es in der aktuellen Interims-Phase dem Bildungsministerium zu gelingen droht, die Stimmen der unmittelbar von der Entscheidung Betroffenen zu übergehen und dies, so laut Rolf Busch, Landesvorsitzender des tlv thüringer lehrerverband, „unter dem Deckmantel der Pandemie festzulegen“.

Doch was sind die Folgen? Wie kann Bildung fair sein, wenn Kinder, die die Grundlagen aus den vorherigen Schuljahren nicht beherrschen, überfordert sind und keine Chance auf Anschluss erhalten, weil sie pflichtversetzt wurden?
  • Auf Basis nicht veränderter Lehrpläne werden vermittelte Themen von manchen Schülerinnen und Schülern nicht verstanden, wodurch die Erfolgsaussichten und die Lernmotivation drastisch abnehmen.
  • Richten sich Abschlussprüfungen künftig nach dem Lehrplan und nach dem, was vermittelt wurde, oder nach den kognitiven Leistungen der Schüler und deren möglichen Lücken? Hier ist mit einer drastischen Klagewelle zu rechnen, wenn kein stabiles Bildungsfundament für alle Schülerinnen und Schüler gelegt wird.
  • Künftige Studierende und Auszubildende werden deutliche Bildungslücken aufzeigen, weil ihnen Lerninhalte fehlen, die Grundlagen für ein Abschlusszeugnis und Voraussetzung für den weiteren Bildungsweg hätten sein sollen.
  • Kinder verlernen, Leistungen zu erbringen, da sie durch die neue Regelung nicht mehr lernen sollen, sich und ihr Erbrachtes zu reflektieren und an ihren Erfahrungen zu wachsen.
Mit der Corona-Versetzung wird aber auch dem Wunsch der Thüringer Lehrerinnen und Lehrer widersprochen, dass ihre Schüler in jedem Schuljahr die Chance auf eine leistungsbezogene Wiederholung bekommen: Über 1000 Lehrer sprachen sich bereits in einer vom tlv beauftragten Umfrage im Dezember 2019 dafür aus.

Und auch letzte Woche forderte der tlv dazu auf, dass eher darüber nachgedacht werden soll, denjenigen Schülerinnen und Schülern, die durch die aktuelle Krise den Anschluss verloren haben, das Angebot zu unterbreiten, ausschließlich in diesem Schuljahr einmal mehr auf eine freiwillige Wiederholung des Schuljahres zurückgreifen zu können (ggf. auch zum Halbjahr), als es in der aktuellen Schulordnung festgeschrieben ist. Es bringt einem Schüler keinen Bildungserfolg, wenn er thematisch in Klasse 6 stehengeblieben ist und die Abschlussaufgaben in Klasse 9 nicht lösen kann.

Nur durch eine weitere mögliche Wiederholung, die nicht angerechnet wird, kann es gelingen, auf den Bildungszug aufzuspringen, den Teile der Schülerschaft aufgrund der bisherigen massiven Versäumnisse des Thüringer Bildungsministeriums während der Pandemie verpasst haben. Nur durch zuverlässig erworbene und gefestigte Grundlagen sind ein erfolgreicher Aufstieg und die Bewältigung einer aussichtsreichen Schullaufbahn möglich. Ein Beschluss wie der für heute vorgesehene jedoch dient in erster Linie der Vertuschung der eigenen Fehler.
Jessica Aniol & Tim Reukauf
Junger tlv im tlv thüringer lehrerverband
Autor: psg

Kommentare
N. Baxter
22.01.2021, 09.57 Uhr
SED 2.0
wir sind alle gleich...!
Kitty Kat
22.01.2021, 10.09 Uhr
Es gibt doch Alternativen....
....wenn dann bei Leistungen und Abschlüssen Defizite auftreten.....eine Laufbahn als Spitzenpolitiker geht immer. Wer nichts wird, wird Wirt oder geht in die Politik *lol*
Einheimischer
22.01.2021, 10.10 Uhr
Dumm, dümmer, rot-rot-grün
Selbst Lenin, einer der Urväter linker Gedanken, prägte den Ausspruch „.... lernen, lernen, nochmals lernen ...“. Aber was soll man von Berufspolitikern erwarten, die selbst eher zweifelhafte Bildungswege und Scheinabschlüsse vorweisen können. Aus deren Sicht muss ich das Wahlvolk dumm halten, dann fällt meine eigene Unfähigkeit gar nicht auf. Wissen ist Macht und Nichtwissen mach jeden zu einer hörigen Marionette.
Kama99
22.01.2021, 10.19 Uhr
Da ja ...
in Zukunft sowieso alles auf Grüne-Politik hinaus läuft, würde es doch reichen bis zur 4.Klasse zu schulen. Man braucht sich ja nur die Lebensläufe einiger Politiker anschauen.
Kyffhaeuser
22.01.2021, 12.04 Uhr
Schlimm, schlimm
das Schlimmste an der Sache ist, dass die "Dummen" und "Faulen" (oder beides) den guten Rest der Schüler auch noch am effektiven Lernen hindern und somit durchaus mögliche bessere Leistungen verhindert werden. Das ist rote Gleichmacherei !
Unsere Gesellschaft und auch das normale Leben verlangen und erwarten etwas völlig anderes ! Nur mit Leistung kann man etwas werden ( außer Beziehungen, politische und familiäre Klüngel) !
Es geht ständig bergab in D-Land in jeder Hinsicht.
Örzi
22.01.2021, 12.29 Uhr
Bildung, Wissen und Können
Das sind doch überholte Bewertungsmuster, von alten weißen Männern vorgelegt.
Wer in der schönen bunten Welt Karriere machen will, braucht die Einordnung in eine Quote. Vorläufig reicht Frau, schwul oder Migrant. Daran wird aber noch gearbeitet.
G.Auer
22.01.2021, 19.27 Uhr
Bildung
Das gesamte Bildungssystem gehört auf den Prüfstand. Pisa hin oder her. Entscheident ist doch wie und mit welchem Wissen die Schüler in das weitere Leben entlassen werden. Und da sind doch bei den meisten Schulabgängern in den letzten Jahren immer größere Lücken zu erkennen, welche sich sogar bis in das Einmaleins der Grundschule zurück verfolgen lassen. Die Ausbilder und Berufsschullehrer können hier ein Liedchen singen über unzureichendes Grundlagenwissen. Den heutigen Schülern wird doch schon ab der 1.Klasse viel zu viel abgenommen und nur Kuschelkurs gefahren statt Leistung einzufordern. zudem lernt man nur noch kurzfristig für Leistungskontrollen statt für's Leben. Deshalb kann man dann nicht mehr 10% von 65 ohne Rechner ermitteln, weil das 1/2 Jahr vorher im Lehrplan stand und zu lange her ist (Ironie). Aber so ähnlich ist das schon. Gerade in naturwissenschaftlichen Fächern besteht doch heute ein Riesenloch, was dann in der weiteren Ausbildung ausgebügelt werden soll. Dadurch wird der allgemeine Wissensstandard immer weiter nach unten gedrückt.
diskobolos
22.01.2021, 20.32 Uhr
In der Analyse kann ich G. Auer zustimmen
Leider muss man feststellen, dass die ganze Technik (PC, Handy, Internet) mit der es soviel leichter scheint Wissen zu erwerben, Dinge zu verstehen und Fragen zu klären, gar nicht hilft. Ich kann nicht erkennen, dass die heutigen Absolventen mehr wissen als ihnen die DDR-Schule vor 40 Jahren beigebracht hätte. Und damals hatte ich nur Lehrbücher und gute Lehrer. Den größten Teil des Abiturwissens weiß ich aber heute noch, kann sogar noch Russisch, obwohl ich es nie angewendet habe.
Dies an alle, die glauben, dass Digitalisierung die Lösung ist. Sie führt eher dazu, dass die Gehirne zugekleister werden.
grobschmied56
22.01.2021, 23.45 Uhr
Wo er recht hat, hat er recht!
Gern sag ich das ja nicht. Aber man muß auch gerecht sein.
Viele Jahre ist es her, da nahm ich an einem Lehrgang teil.
Elektronik und Digitaltechnik.
Bei einem Eingangs-Test zeigte sich ein deutlicher Riß in der Teilnehmerschaft. Aber nicht zwischen Ost/west.
Auch nicht zwischen Nord/Süd.
Sondern zwischen Jung/Alt.
Die Alten konnten Maßeinheiten umrechnen und Formeln umstellen.
Einem jungen Kollegen reichte ich meinen Casio-Rechner, weil er seinen Taschenrechner vergessen hatte.
Den gab er mir zurück, mit dem Hinweis, der sei für diese Aufgabe nicht zu gebrauchen, weil ja keine PROZENT-TASTE dran sei. Da teilte sich dann der Lehrgang.
In solche, die mit mir lachten.
Und in solche, die dumm guckten.
geloescht 20210830
23.01.2021, 17.23 Uhr
Wer kann denn sowas ernsthaft vorhaben...
Ich finde eine automatische Versetzung einfach nur schlimm.... Und zwar für die Kinder. Spätestens in der Berufsausbildung außerhalb von Thüringen werden sie mit "geschenkten" Leistungen ganz böse auf die Nase fallen... Selbst ohne Corona war es für meinen Sohn in der Ausbildung in Niedersachsen nicht leicht, die schulgemachten Defizite in Mathe aufzuarbeiten zu Themen, die irgendwie woanders Standard und in Thüringen im Lehrplan leider nicht mal vorkamen... Da will ich gar nicht über die fehlenden Teile durch Corona nachdenken.... In ein paar Jahren, wenn Corona hoffentlich seinen Schrecken verloren hat, wird niemand mehr fragen, ob es "Schüler aus den Corona-Jahren" sind, sondern es wird Leistung erwartet. Ehrlich, eine Wiederholung ist nie schön, aber besser, als wenn man später auf die Nase fällt, weil man nicht mithalten kann.... Das hat in diesem Jahr auch nichts mit der Motivation der Schüler zu tun. Eltern können Lehrer nur teilweise ersetzen, sonst bräuchten wir die ja nicht.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr