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Do, 08:58 Uhr
27.08.2020
Dr. Dieter Bartholomäus im Ruhestand

“Viele Menschen werden Dich vermissen!”

Das Schild am Haus Geseniusstraße 27 ist verschwunden. Dieses Kapitel ist für Dr. Dieter Bartholomäus abgeschlossen. Noch einmal schließt er jedoch für die nnz die Tür zur Praxis auf. Ein wenig Wehmut ist da schon dabei…

Für die nnz kehrte "Bartho" noch einmal an seinen ehemaligen Arbeitsplatz zurück. (Foto: nnz) Für die nnz kehrte "Bartho" noch einmal an seinen ehemaligen Arbeitsplatz zurück. (Foto: nnz)
Seit 1976 arbeitete “Bartho”, wie ihn Nordhausen kennt, in dieser Praxis. Der promovierte Facharzt für Kinderheilkunde, Sportmedizin und Chirotherapie kam als junger Kreissportarzt in jenem Jahr an den Rand des Südharzes. “Haus des Sportes” - das passte als Adresse zu dem aktiven Judoka, der nicht nur den schwarzes Gürtel besitzt, sondern nebenberuflich die Nordhäuser Volleyballer oder die Boxer - auch nach der Wende - betreute.

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Rückblick: Im März 1944 wurde “Bartho” geboren. Am Fuße der Wartburg, in Eisenach, dort erlernte er den Beruf des Werkzeugmachers, legte sein Abitur ab und studierte in Leipzig und Erfurt Medizin. In der Thüringer Landeshauptstadt promovierte er. Es folgten 50 Jahre als Mediziner in Nordhausen und die Betreuung von mehreren Zehntausend Patienten.

“Ich hatte am Ende meines Studiums einen Eid als Arzt abgelegt und dem bin ich immer treu geblieben. Selbst dann, als mit der Wende aus Patienten plötzlich Kunden werden sollten. Meine Erfahrung lehrte mich, dass mitunter bereits ein persönliches Gespräch oder ein verbaler, ein symbolischer Tritt in den Hintern therapeutische Wirkung haben kann. Vom Baby bis zur 100jährigen habe ich alle betreut”, erzählt der Mediziner.

Seine Ehefrau Heike erinnert sich an ungezählte Telefonate in der Nacht, Anrufe von Patienten, denen es plötzlich schlecht ging. “Dann ist er einfach losgefahren und hat sich gekümmert. So war das eben bei Dieter. Er hat quasi immer gearbeitet, von den wenigen Wochen Urlaub mal abgesehen. Uns selbst da - in Zeiten moderner Kommunikation - klingelte oftmals das Handy. Dieter nahm die Gespräche einfach an.”

Doch selbst ein Sportmediziner kann sich den Spuren des Älterwerdens nicht verschließen. Schon vor sechs Jahren, zu seinem 70. Geburtstag, schmiedete er Pläne zur Übergabe seiner Praxis. Doch es kam anders. Bis in dieses Corona-Jahr hinein und so machte “Bartho” einfach weiter.

Nun aber ist Schluss in der Geseniusstraße 27. Er ist bei dem Allgemeinmediziner Jens Michel beratend angestellt, die Praxis befindet sich seit Monaten in der Grimmelallee, im ehemaligen FMN-Gebäude. Zuhause klingelt das Telefon nach wie vor und immer noch hat Heike Bartholomäus das Gefühl, dass die Patienten vor der Familie stehen. Hier aber mischt sich Dieter Bartholomäus ein. “So stimmt das nicht”, sagt er lächelnd, alle meine fünf Kinder haben eine Ausbildung, die sie sich wünschten und alle stehen schon jetzt ihren Mann oder ihre Frau. Das macht mich ebenso stolz und zufrieden, wie der Dank meiner Patienten.”

Die schienen es nicht glauben zu wollen, dass sich ihr “Bartho” nun wirklich in den Ruhestand verabschiedet. Viele brachten kleine Geschenke in die Praxis, nach Hause, Tränen flossen. Andere schrieben, wie zum Beispiel Gerd und Angelika Pohl: “...Lieber Dieter, wir wissen, dass Dich viele Menschen vermissen. Deine Humanität, Dein Eid, den Du geschworen hast, dazusein für den, der leidet, vielleicht auch nicht leidet. Dich aber brauchte.... Hatte eigentlich jemand mal die Frage gestellt, wie es Dir geht? … Wir behalten Euch, also Dich und Deine Heike, in dankbarer, warmherziger Erinnerung.”

Seinen Abschied aus dem aktiven Dienst am Menschen hatte sich Dieter Bartholomäus anders vorgestellt. Doch Corona machte ihm einen dicken Strich durch seine “Rechnung”, denn mit 76 gehört der Mann selbst zur Risikogruppe. Was ihm allerdings besonders am Herzen lag, das war die Zukunft seiner Patienten und seines Schwestern-Teams. Die sieht er nun bei seinem Nachfolger bestens aufgehoben. Seinen Patienten möchte er auf diesem Weg ein tausendfaches "Danke" für ihre Treue, vielen auch für ihre Freundschaft "zurufen".

Dr. Dieter Bartholomäus hat in Nordhausen nicht nur als Arzt viele Spuren hinterlassen: So war zum Beispiel erster Vorsitzender des Theaterfördervereins oder Mitinitiator des Ärzte- und Apothekerballs. In erster Linie aber ist er immer noch das, was er vermutlich auch immer sein wollte: Arzt und Freund.
Peter-Stefan Greiner
Autor: psg

Kommentare
Emerson
27.08.2020, 20.59 Uhr
Dr. Bartho
Wir wünschen dir und deiner Heike alles alles Gute und noch viele glückliche Jahre bei bester Gesundheit, Bernd, Steffi, Engelbert, Sara, und Lina
Bleib wie du bist ein wunderbarer Mensch
Emerson
31.08.2020, 19.37 Uhr
Dr. Bartho
Viele werden ihn vermissen, aber keiner ist in der Lage, sein Wirken durch einen Kommentar zu würdigen.
Traurig sehr traurig
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