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Mi, 11:47 Uhr
26.08.2020
Forumsbeitrag zur Stadtgeschichte

Nordhausens „Karl-Meyer-Wall“

Im Norden des neuen imposanten Baues des Humboldtgymnasiums in der Blasiistraße erstreckt sich ein Stadtmauerteil, der seit dem 14. Mai 1937 den Namen Karl-Meyer-Wall trug. Im September 1936 hatte man mit der Gestaltung dieser Anlage begonnen, nachdem man den Finkenburgwall beendet hatte...

Heutiger  Blick auf einen imposanten Mauerteil 	 (Foto: H.Kneffel) Heutiger Blick auf einen imposanten Mauerteil (Foto: H.Kneffel)


Dieser Teil eines Rundwanderweges, den man in Nordhausen ab Mitte der 1930 Jahre als touristischen Anziehungspunkt schuf, wurde nach der Bombardierung 1945 vergessen. Ende der 1990 Jahre erinnerte man sich in Nordhausen dieser beeindruckenden Stadtmauerumgehung, gestaltete sie neu, ließ aber den Karl-Meyer-Wall außen vor. Er führte vom Spendekirchhof längs der Wallrothstraße/Gehege bis in Höhe des Beginnes des Geiersberges, so etwa, wie man den Mauerverlauf heute noch sieht.

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Vom Landratsamt erfuhr man kürzlich, dass der Förderbescheid für die Schulhofsanierung des Gymnasiums eingetroffen ist. Darin eingeschlossen sei ein öffentlich zu nutzender Fußweg an der Stadtmauer entlang, also auch der Teil des einstigen Karl-Meyer-Walls. Das wäre die Möglichkeit, diese Benennung als Ehrbezeichnung wieder aufleben zu lassen.

Da ich die EOS Wilhelm-von-Humboldt besuchte und der Blick aus unserem Klassenraum auf die Stadtmauer fiel, war mir dieses Baudenkmal sehr präsent, noch dazu, da uns unser Deutschlehrer einen Aufsatz schreiben ließ mit dem Thema: „Unsere Stadtmauer“. Das klingt auf den ersten Blick simpel, hat es dann beim genaueren Nachdenken jedoch in sich. Später las ich Karl Meyers Schrift: „Die Stadt Nordhausen als Festung“, worin er detailreich den Stadtmauerring vorstellt.

Die Namensverleihung dieses eingangs erwähnten Teilstückes der Wallanlage war 1937 eine Anerkennung für den Historiker Karl Meyer, der in der Nacht vom 25. zum 26. August 1935 in Nordhausen verstorben war, und sich um die Erforschung unserer Nordthüringer Region im weitgehenden Sinn sehr verdient gemacht hat. Hans-Jürgen Grönke hat 2005 in der Gelben Reihe im 30. Band auf den umtriebigen Historiker auf mehreren Seiten auch mit aussagekräftigen Bildern hingewiesen. Dieses Buch der „Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen“ können sich Interessierte in der Hagelstange-Bibliothek ausleihen. Darin liest man auch Verse des Bleicheröder Heimatdichters H. W. Daniel auf Karl Meyer, darunter die das Besondere dieses Forschenden benennenden Zeilen“ … Der als wack’rer Volksschullehrer / Allzeit ja auch war ein Mehrer / Uns’rer Volks- und Heimatkunde, / Der auch oft mit frohem Munde / Aus der Vorzeit dunklem Schacht / Manches an das Licht gebracht. / Sagen Märchen und Geschichte, / Karten, Pläne und Berichte, / Was im staubigen Archiv / Ruhig manch Jahrhundert schlief / Er aufs Neu ins Leben rief...“ Der Dichter hat das Verdienst Meyers mit seinem Gedicht trefflich in Kürze kundgetan.

Am 12. August 1845 wurde der Familie eines Schafmeisters in Drebsdof der Sohn Karl geboren. Bald zog man nach Görsbach, wo der helle Geist des Jungen bald auffiel. Heute weist eine Gedenktafel in der Beethoven-Straße 26, Ecke Thomas-Müntzer-Straße, auf ihn hin.

Schild an der Beethoven-Straße 26 in Görsbach (Foto: H.Kneffel) Schild an der Beethoven-Straße 26 in Görsbach (Foto: H.Kneffel)


Der Graf Karl zu Stolberg, vom Lehrer auf den begabten Knaben aufmerksam gemacht, ermöglichte ihm den Besuch des Schullehrerseminars in Eisleben. So begann Meyers Laufbahn als sehr erfolgreicher Volksschullehrer, die ihn dann 1872 nach Nordhausen führte, wo er Ende 1906 pensioniert wurde. Er unterrichtete vor allem an der Mädchenschule am Friedrich-Wilhelm-Platz.

Schülerschaften konnten sich glücklich schätzen, denn durch ihn lernten sie gut „lesbare“ Schulwandkarten kennen und sein „Leitfaden für den Unterricht in der heimatlichen Geographie und Geschichte“ prägte sich auch durch seine gut verständliche Sprache ein. Er nahm sich auch der „Nordhieser Schnurren“ an. Vieles erschien im Selbstverlag. Klöster, Burgen und Grafengeschlechter unserer Region ließ er auferstehen, Städte und Wüstungen wurden vorgestellt, Einzelpersonen vor Augen geführt. Eine weitere Aufzählung seiner Forschungsgebiete, die in seiner Pensionierungszeit noch zunahmen, würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Unbestritten ist, dass dieser Mann bei uns eine der prägenden Persönlichkeiten seiner Zeit war und bis heute von historisch Forschenden als Ratgeber genutzt wird.

Karl-Meyer-Wall als Postkarte							        (Foto: H.Kneffel) Karl-Meyer-Wall als Postkarte (Foto: H.Kneffel)


PS.: Am Parkplatz an der Wallrothstraße steht eine historische Trafostation, von der EVN betreut, an deren Tür bis in die 1990 Jahre hinein noch der Schriftzug Karl-Meyer-Wall zu lesen war. Und dann kamen Randalierer, die Tür musste durch eine standhaftere ersetzt werden. Der Historie verpflichtet, wird die EVN ein neues Schild anbringen.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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