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Mi, 11:23 Uhr
01.04.2020
Nordhäuser Apotheken in der Corona-Krise

Es ist ruhiger geworden

Nicht nur der Einzelhandel hat in den letzten Wochen einen regelrechten Ansturm erlebt, auch in den Apotheken wurde manche Ware knapp. Inzwischen habe sich die Lage etwas beruhigt, berichtet Kathrin Göpffarth gestern der nnz und sprach über Desinfektionsmittel, politische Fehlentscheidungen und den Wert der Apotheke vor Ort...

Auch die Apotheken haben in den letzten Wochen einen regelrechten Ansturm erlebt (Foto: Angelo Glashagel) Auch die Apotheken haben in den letzten Wochen einen regelrechten Ansturm erlebt (Foto: Angelo Glashagel)

Rund 100 Liter Desinfektionsmittel wird derzeit pro Woche in ihren beiden Apotheken in Nordhausen und Niedersachswerfen hergestellt, erzählt Apothekerin Kathrin Göpffarth, bis vor wenigen Wochen war das noch undenkbar. "Vor allem die niedergelassenen Ärzte und Therapiepraxen haben gerade einen hohen Bedarf, wir beliefern aber auch Einrichtungen wie die Kreissparkasse. Für die weitere Kundschaft gibt es kleinere Mengen, die auch in die Handtasche passen".

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Das die Produktion gut läuft, liegt auch am Standort. Nordbrand Nordhausen versorge die Apotheken der Region gut mit dem nötigen Alkohol, ein Luxus der so nicht überall gegeben sei, sagt Göpffarth. Auch beim Thema Schutzmasken hat man sich regional behelfen können. Nachdem man Antje Harthaus vorgeschlagen hatte, Baumwollmasken zu nähen und die Aktion über die sozialen Medien lief, habe es eine regelrechte "Bestellwelle" gegeben. "Die Masken bieten nicht den Schutz, der jetzt für das medizinische Fachpersonal benötigt wird und sind daher eher für den Hausgebrauch gedacht. Das ist besser als gar nichts zu haben."

In den letzten zwei bis drei Wochen hätten sich viele Leute mit Medikamenten eingedeckt und "Angstrezepte" eingelöst, berichtet Göpffarth. "Das war unglaublich. Inzwischen hat sich die Lage etwas beruhigt und wir haben uns eingerichtet. Die Teams der beiden Apotheken wurden strikt getrennt und in Niedersachswerfen haben wir ein Spielzimmer für zwei Kinder eingerichtet, deren Eltern beide als Apotheker tätig sind." Kopfzerbrechen bereitet noch der Lieferdienst, der in letzter Zeit verstärkt in Anspruch genommen wird, denn hier sind viele ältere Personen beschäftigt, die zur Risikogruppe gehören. An den Theken hat man vor zwei Wochen Plexiglas zum Schutz der Mitarbeiter angebracht. Außerdem habe man sich im Vorfeld mit den nötigen Chemikalien zur Herstellung der Desinfektionsmittel und grundlegenden Dingen wie Antibiotika und Schmerzmitteln bevorratet.

Schwieriger ist die Versorgung mit Einmal-Handschuhen. Davon habe man zwar noch ein paar auf Lager, die Hersteller würden ihre Ware aber zunehmend per Kontingent verteilen. "Probleme mit Lieferengpässen gab es auch schon vor Corona. Das hat schon immer viel Zeit gekostet und wird in der jetzigen Situation nicht besser. Es rächt sich jetzt das dass System auf Effizienz getrimmt und die Produktion vielfach ins Ausland verlagert wurde.", kritisiert Göpffarth. "Die Politik hat die Apotheken vor Ort lange allein gelassen. Ich hoffe das nach der Krise wenigstens der Versand von rezeptpflichtigen Medikamenten verboten wird. Davon leben wir und davon bezahlen wir unsere Mitarbeiter, die am Ende die Versorgung vor Ort sicher stellen. Das ist gerade jetzt von unschätzbarem Wert. Man konnte in den letzten Wochen, gerade bei älteren Menschen, die Angst spüren. Wir versuchen die Leute dann zu beruhigen und sie zu beraten, etwa wenn es darum geht wie sie ihr Immunsystem stärken können. Man muss für die Menschen da sein, auch im Notfall und am Wochenende und das ist etwas, das Versandapotheken einfach nicht leisten können".
Angelo Glashagel
Autor: red

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