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Mi, 10:10 Uhr
18.09.2019
Helios Klinik Bleicherode

Großer Andrang beim Schmerztag

Zum ersten Mal initiierte die Helios Klinik Bleicherode einen Aktionstag für Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden. Zahlreiche Besucher folgten der Einladung in die Fachklinik für Orthopädie, die sich seit Jahren auf die Behandlung von Schmerzpatienten spezialisiert hat...

Aktionstag Schmerz (Foto: Helios Bleicherode) Aktionstag Schmerz (Foto: Helios Bleicherode)
In Deutschland leiden 20 Millionen Menschen unter Schmerzen. Sechs bis acht Millionen Deutsche fühlen sich von diesen Schmerzen in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt, Tendenz steigend. Aber woher kommt der Schmerz? Wieso gibt es keine Heilung? „Größtenteils liegt es an unzureichender Therapie“, erklärt Schmerztherapeut Dr. Björn Lorenz beim Aktionstag der Helios Klinik Bleicherode. Unwissenheit, Ärztemangel, fehlende Akzeptanz oder Scham erwirken, dass sich die Betroffenen allein gelassen fühlen und erzeugen einen Teufelskreis, der chronisch und traumatisierend werden kann.

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Um dem Bedarf unter Schmerzen leidender Menschen gerecht zu werden, hat sich die Bleicheröder Fachklinik für Orthopädie in den letzten Jahren mit der Multimodalen Schmerztherapie und den speziell dafür ausgebildeten Schmerztherapeuten Dr. med. Steffen Zwanzig und Dr. med. Björn Lorenz ein wichtiges Standbein aufgebaut. Der Andrang für den 1. Aktionstag für Schmerzpatienten machte die Nachfrage für komplexe Behandlungsmöglichkeiten deutlich.

Dr. Steffen Zwanzig, Oberarzt für Anästhesie und leitender Arzt der Schmerztherapie, begrüßte die über 40 Besucherinnen und Besucher im Hörsaal der Helios Klinik Bleicherode und sprach über die Wege in die Multimodale Schmerztherapie. Seit Beginn dieses Jahres verfügt Dr. Zwanzig über eine ambulante Schmerzsprechstunde in der Helios Klinik, die Patienten weiterhelfen soll, die bereits einen jahrelangen Weg mit Schmerzen und verschiedenen Krankheitsbildern hinter sich haben.

„Der Ausschluss möglicher Krankheitsbilder und deren Ursache sind Voraussetzung für eine multimodale Schmerztherapie“, erklärt der Mediziner. Die ausführliche Schmerzanamnese ist das Hauptaugenmerk, um herauszufinden, ob Patienten für die stationäre Multimodale Schmerztherapie geeignet sind. In seiner Sprechstunde sucht Zwanzig nach Anzeichen für eine mögliche oder vorhandene Chronifizierung von Schmerzsymptomen. Sogenannte yellow flags – also noch nicht die symbolische alarmierende rote Flagge, sondern die gelbe, die auf eine drohende Gefahr hinauslaufen könnte – können Konflikte am Arbeitsplatz, Depression, Arbeitsunfähigkeit über einen längeren Zeitraum oder Probleme im häuslichen Umfeld sein. Treten diese zusammen mit körperlichen Schmerzen auf, deren Ursache nicht gefunden wird, kann die multimodale Schmerztherapie mit ihrem ganzheitlichen Therapieangebot aus psychologischer, physiotherapeutischer und medizinischer Behandlung helfen.

Großer Andrang beim Schmerztag in der Helios Klinik Bleicherode (Foto: Helios Klinik Bleicherode)
Großer Andrang beim Schmerztag in der Helios Klinik Bleicherode (Foto: Helios Klinik Bleicherode)
Großer Andrang beim Schmerztag in der Helios Klinik Bleicherode (Foto: Helios Klinik Bleicherode)
Großer Andrang beim Schmerztag in der Helios Klinik Bleicherode (Foto: Helios Klinik Bleicherode)

Die stationäre Multimodale Schmerztherapie dauert in der Helios Klinik Bleicherode in der Regel 9 Tage und wird in kleinen Gruppen von bis zu 8 Personen durchgeführt. Jeder Patient erhält bei der Aufnahme ein individuell für ihn erstellten Behandlungsplan, der auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. „Schmerz ist das, was der betroffene Patient als Schmerz angibt und was er als Schmerz definiert“, erklärt Dr. Björn Lorenz. Grundsätzlich müsse man den Akutschmerz von chronischen Schmerzen unterscheiden. „Grundsätzlich hat Schmerz eine sinnvolle und lebenserhaltende Warn- und Schutzfunktion. Er signalisiert uns in den meisten Fällen eine erkennbare Ursache, eine Verletzung oder Krankheit“, weiß Dr. Lorenz. Chronischer Schmerz hingegen bezeichnet postoperativen, traumatischen oder muskulären Schmerz, der mehr als 6 Monate anhält und ohne erkennbare Ursache verweilt. Er stellt eine unsichtbare und oft unterschätzte Gefahr dar.

„Schmerz verändert den Charakter und kann zu einer eigenständigen Erkrankung werden, die die Lebensqualität stark beeinträchtigt“, erklärt Dr. Lorenz. Die Kombination aus biologischer, psychiatrischer und sozialer Veränderung macht den Schmerz für Therapeuten schwer greifbar und bedarf daher einer komplexen und interdisziplinären Schmerztherapie. Ob denn diese unbedingt stationär sein müsse, fragt eine Besucherin. „Ganz klar, ja“, sagt Lorenz. „Chronische Schmerzen haben mehr als nur eine Ursache. Wir als Therapeuten müssen auf das gesamte Konstrukt eingehen. In unserer Klinik haben wir die Möglichkeit, eine aufeinander abgestimmte Therapie aus ärztlicher, physiotherapeutischer und psychologischer Betreuung anzubieten. Müssten Sie dies alles selbst ambulant koordinieren und ihre Ansprechpartner zusammenstellen, bedeutet das zusätzlichen Stress – dabei gilt es genau diesen als eine der Hauptursachen für chronische Schmerzen zu vermeiden. In der stationären Behandlung können Sie zur Ruhe kommen. Neben unserer therapeutischen Betreuung sind die Patienten selbst die wichtigsten Akteure“, weiß der Schmerztherapeut.

Neben den fachlichen Informationen, bot der Aktionstag den Besuchern die Möglichkeit, die Räumlichkeiten der Multimodalen Schmerztherapie zu besichtigen. Von der gehobenen Zimmerausstattung, dem Bewegungsbecken und Geräteübungsräumen in der Physiotherapie zeigten sich die Besucher sichtlich begeistert. Unter Anleitung der Physiotherapeutinnen Marion Riesmeier und Sandra Gröne nahmen sie im Anschluss an Pilates und Bewegungsübungen teil. Psyche, Körper und Geist werden im Rahmen der Multimodalen Schmerztherapie gleichermaßen gefordert. „Die Behandlungstage sind kein Urlaub. Das ist mentale und körperliche Arbeit, die den Patienten einiges abverlangt“, weiß Dr. Lorenz.

Eine realistische Zielsetzung zu Beginn der Therapie sei daher entscheidend. Geduld, Ruhe, Zeit, die Aufarbeitung und Chance, Gespräche zu suchen und anzunehmen – all das sind wichtige Komponenten, die im Rahmen der Multimodalen Schmerztherapie vom Patienten selbst gewollt sein müssen und den Erfolg der Therapie prägen. Der Austausch innerhalb der Gruppe gibt zudem Selbstvertrauen und Geborgenheit. Wirklich heilbar ist ein ausgeprägter chronischer Schmerz nicht, sagt Dr. Lorenz. Aber im Rahmen der Schmerztherapie lernen Patienten, gut damit zu leben und ihre Lebensqualität zurück zu erlangen. „Das ist oft der größte Erfolg.“
Autor: red

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