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Di, 08:35 Uhr
04.06.2019
Katrin Eisfeld gehört zu den Initiatoren einer Online-Petition

Forderung: Zurück zur DDR-Schreibschrift

Die Niedersachswerfer Pädagogin Katrin Eisfeld gilt als Expertin für die Schulausgangsschrift im Landkreis Nordhausen. Sie ist Mitglied einer Arbeitsgruppe, die unter der Leitung von Professor Wolfgang Steinig von der Uni Siegen, unlängst eine Petition gestartet hat...

Katrin Eisfeld kämpft für die Wiedereinführung der DDR-Schreibschrift an den Grundschulen. Hier mit einem Drehteam des MDR in ihrem Klassenzimmer.   (Foto: Susanne Schedwill) Katrin Eisfeld kämpft für die Wiedereinführung der DDR-Schreibschrift an den Grundschulen. Hier mit einem Drehteam des MDR in ihrem Klassenzimmer. (Foto: Susanne Schedwill)
Unter dem Titel „Jedes Kind muss eine verbundene Handschrift lernen!“ fordern sie die Kultusminister der Länder auf, im 1. Schuljahr ohne Umwege über das Nachmalen von Druckbuchstaben sofort mit einer verbundenen Schreibschrift, der Schulausgangsschrift, zu beginnen. Diese Schreibschrift war seit 1968 in allen Schulen der DDR gültig.

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Gegenwärtig sind in den Lehrplänen der einzelnen Bundesländern aber vier verschiedene Schriften für das Schreibenlernen in Gebrauch: die Lateinische Ausgangsschrift (LA/1953), die Schulausgangsschrift (SAS/1968), die vereinfachte Ausgangsschrift (VA/1972) und die Grundschrift (2010). Der Lehrplan in Thüringen stellt es den Lehrern beispielsweise frei, sich für eine der Schriften zu entscheiden.

Wie in mehreren bundesweiten Erhebungen und Umfragen wiederholt festgestellt, bemerkt auch die Grundschullehrerin seit einigen Jahren, dass Schüler immer schlechter schreiben können. „Auch in Thüringen ist es übliche Praxis, dass Erstklässler Druckschrift lernen, und wenn überhaupt Schreibschrift, dann erst ab der zweiten Klasse“, weiß Katrin Eisfeld, die nach mehr als drei Jahrzehnten in der Grundschule und seit fast zwei Jahren als selbstständige Lerntherapeutin arbeitet. „Der Leidensdruck ist hoch. Viele Schüler beklagen nach dem Wechsel auf die Regelschule oder auf das Gymnasium, dass sie im Unterricht nicht schnell genug mitschreiben können“, sagt Eisfeld.

Ihre Schreibschriftkurse in den Schulferien sind wohl auch deshalb immer schnell ausgebucht. Die nächsten Kurse sind für die Sommerferien geplant. Sie bekommt mittlerweile selbst Anfragen von älteren Schülern aus der Sekundarstufe.

Vorteile der verbundenen Schulausgangsschrift sind für Katrin Eisfeld klar: Die Kinder können leserlicher und schneller schreiben, auch die Gedanken fließen besser und sie prägen sich die Rechtschreibung besser ein. Es ist erwiesen, dass Rechtschreibung auch im motorischen Gedächtnis gespeichert wird, also in den Handbewegungen, schreibt man in Schreibschrift.

Möglicherweise lässt sich mit der Einführung der Druckschrift in den Grundschulen auch die Zahl der vielen Legastheniker erklären. Denn die Erfahrung der Pädagogin zeigen, dass insbesondere die Druckbuchstaben b, d und p von Legasthenikern verwechselt werden. In der Schreibschrift sind diese drei Buchstaben sehr deutlich voneinander zu unterscheiden. Eisfeld: „Lernen Kinder gleich Schreibschrift, besteht die Verwechslungsgefahr erst gar nicht."

Im September wird es in der Nordhäuser Stadtbibliothek außerdem eine Ausstellung zur Entstehung der Schulausgangsschrift geben. Die Bibliotheksleiterin Hildegard Seidel will mit der Niedersachswerfer Pädagogin die Schau organisieren, die anlässlich des 50. Jahrestages der Einführung der DDR-Schulausgangsschrift im vergangenen Jahr auch zur Landestagung Deutsch in Schleswig-Holstein gezeigt wurde. Schleswig- Holstein hat 2018 ebenso wie Bayern 2014 anstelle der Grundschrift diese als Wahlschrift übernommen.

Bisher haben 1919 Menschen (Stand 03. Juni) die Petition unterschrieben, selbst das Nachrichtenmagazin Spiegel hat im Mai über die Initiative der Pädagogen berichtet, am kommenden Donnerstag folgt ein Bericht im MDR-Magazin „Artour“.

Wer die Petition unterschreiben möchte, findet diese online unter http://chng.it/d7RqbYZc4v.
Susanne Schedwill
Autor: sul

Kommentare
egw
04.06.2019, 10.06 Uhr
Zurück zur Schreibschrift
Sicherlich ein guter und richtiger Schritt sowie Gedanke. Nur werden Ihnen die Altbundesbürger niemals folgen, wenn das Ding „zurück zur DDR Schreibschrift“ heißt. Die wurde vor 30 Jahren geschluckt und besiegt und alles aus dem Osten gilt ja erstmal als schlecht, also außer Immobilien, Öl, Gas und Gold vielleicht ... Erfinden Sie es neu, geben Sie der Sache einen englischen Kosenamen und schreiben Sie aus der alten Volk & Wissen Fibel ab - das könnte dann ein Erfolg werden :-)
Fönix
04.06.2019, 10.54 Uhr
Wo kommen wir denn hin,
wenn wir für das Lehren der ordnungsgemäßen Anwendung der deutschen Sprache nun auch noch einen Anglizismus als Begriff kreieren? Man sollte das Ganze vielmehr "Deutsche Schreibschrift" nennen, da würde sicher sogar die AfD zustimmen, auch wenn sie sich zum Thema Bildung(-smisere) bisher auffällig zurückgehalten hat.

Es wird wirklich höchste Zeit, dass das verkorkste deutsche Bildungswesen wieder vom Kopf auf die Füße gestellt wird, denn vom Kopf her stinkt dieses ganze System schlimmer als 2 Tonnen Kelbraer Stauseekarpfen nach 2 Wochen Containerlagerung in voller Sommersonne.

Deshalb sind solche privaten Initiativen wie in Niedersachswerfen uneingeschränkt zu begrüßen und zu unterstützen. Das hatte ich auch schon im vergangenen Jahr so empfunden, als ein erster Beitrag auf dieses Engagement hingewiesen hatte. Ich kann jedem nur empfehlen, die Petition zu unterschreiben.
N. Baxter
04.06.2019, 11.16 Uhr
wäre schön, nützt aber alles wenig
wenn Direktoren nur auf "Quoten bedacht" sind, Lehrer massiv von Eltern bzgl. positiver Benotung bedrängt werden und viele überhaupt gar kein Deutsch im Klassenraum verstehen...
Undine
04.06.2019, 16.43 Uhr
@ Fönix Gut, dass Sie drauf zu sprechen kommen.
Gerade die AfD Thüringen hat seit Jahren ganz klare Positionen zum Thema Bildung. U. a. lautete bereits zur Landtagswahl 2014 ein Slogan auf den Wahlplakaten: Zurück zur Schreibschrift. Die Konsequenzen dieser unsäglichen Bildungsexperimente haben mittlerweile schon so einige Jahrgänge auszubaden. Hut ab vor dieser Lehrerin. Schade nur, dass solche Petitionen nötig sind, obwohl zumindest dieses Experiment als gescheitert gilt!
Fönix
05.06.2019, 10.29 Uhr
@undine
naja, der Wahlkampfslogan zeigt aber in meinen Augen auch ein Problem:
Um möglichst populär daher zu kommen, wird nicht die Ursache (grundsätzliche strukturelle Defizite im föderalen Bildungssystem) sondern eine ihrer Folgen (fehlende Schreibkompetenz bei unseren Kindern) thematisiert. Natürlich gebe ich zu, dass auch die anderen Parteien in ihren Wahlkampfparolen meist mehr oder weniger populistisch daherkommen.

Selbstverständlich pflichte ich Ihnen bei, dass dieses Experiment wie viele andere auch (z.B. Rechtschreibreform) schon lange gescheitert ist und unsere Kinder die ganze Misere ausbaden müssen. Unglaublich, dass die Kinder Schreibschrift nur in den Ferien (!!!) erlernen können, weil die Politik und die Schulverwaltung es den Lehrern freistellt, welche Schriftform sie im Unterricht vermitteln.

Für eine nachhaltige Veränderung dieser unsäglichen Zustände muss nach meiner Überzeugung das Übel an der Wurzel gepackt werden. Und das kann nur heißen, Zerschlagung und Neuausrichtung der tragenden Strukturen wie der Kultusministerkonferenz verbunden mit der Umwandlung des föderalen in ein zentralistisches Bildungssystem.

Solche oder vergleichbare grundsätzliche Aussagen zur strategischen Ausrichtung wichtiger gesellschaftlicher Bereiche wie der Bildung fehlen mir bei AfD nach wie vor. Dafür wird das "völkische" in einem Maß überbetont, das für mich jegliche Unterstützung dieser Partei von vornherein ausschließt. Auch wenn sie in einzelnen Punkten mit richtigen und wichtigen Kritiken an den aktuellen Missständen daherkommt.
Junge21
05.06.2019, 21.25 Uhr
Sehr gut!
Diese Petition kannte ich schon länger und hab selbstverständlich unterschrieben.
Jeder, der klar denken kann, (un d dazu braucht man nicht mal ein Pädagoge zu sein!),dem wird bewusst sein,dass pausenlose Erneuerungen im Bildungsbereich mehr als oft nicht im Sinne der zu Bildenden, sprich der Kinder sind.
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