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Do, 22:45 Uhr
23.05.2019
Wahl 2019

Über Schulen gesprochen

„Wie weiter mit Thüringens Schulen?“ - unter diesem Motto hatten Carola Böck vom Nordhäuser CDU-Kreisfachausschuss „Bildung“ und der CDU-Ortsverband Nordhausen jetzt zu einem weiteren Fachgespräch eingeladen. Referent im „Hotel am Stadtpark“ war Christian Tischner, Bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion...

Fachgespräch (Foto: CDU Nordhausen) Fachgespräch (Foto: CDU Nordhausen)
„Schulen in Thüringen brauchen Ruhe, Ressourcen, Qualität und weniger Experimente“ - so lauteten seine Kernforderungen für die Thüringer Bildungslandschaft.
Gesprächspartner waren Schüler- und Elternvertreter der Region Nordhausen; Lehrer von Bildungseinrichtungen des Landkreises sowie CDU-Kommunalpolitiker.

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Trotz steigender Schülerzahlen, so Tischner in seinem folgenden Vortrag, sei Thüringen von einem kontinuierlichen Lehrerabbau betroffen. Allein im letzten Jahr sei deren Zahl um mehr als 600 gesunken. An den Grundschulen habe man 84-, an den Regelschulen 188-, an den Förderschulen 51-, an den Gymnasien 178- und an den Berufsschulen 108 Lehrer verloren.

Hinzu komme ein weiteres gravierendes Manko: „Mehr als 12.000 Schüler sind ohne Schulnoten wegen des gravierenden Unterrichtsausfalls, 18 Prozent des Unterrichts wird vertreten. Wir bräuchten mindestens 1000 neue Lehrer“, so Tischner. Die sei allerdings nicht zu schaffen, „weil die aktuelle Regierung die Ausbildungskapazitäten nicht ausweitet. Die Zahl der Referendare stagniert bei 500.“

Sollte die CDU die Verantwortung für das Bildungsressorts bekommen, dann würden drei Maßnahmen umgesetzt: „Die Lehrerstellen müssen attraktiver werden. Die Ausbildungskapazitäten müssen erhöht werden. Die Einstellungsverfahren für Absolventen müssen rapide verkürzt werden“, sagte Tischner. Darüber hinaus müsse man gerade die Lehramtsausbildung für naturwissenschaftliche Fächer vom vertieften wissenschaftlichen Fachstudium abkoppeln. „Dies kann über ein spezielles Lehrerbildungsseminar geschehen. Keine Lösung der Personalprobleme sind für die CDU Schulschließungen.“

„Wir müssen bei der Bildung ganz von vorne anfangen“, sagte Andreas Trump, Lehrer am Nordhäuser Herder-Gymnasium. „Das bedeute bereits im Kindergarten und in der Grundschule viele Grundfertigkeiten wie Kopfrechnen oder Schreiben wieder in den Fokus zu rücken“, so Trump, der darauf verweis, dass er Erfahrungen aus drei Schulsysteme (DDR –Wende-Nachwende) mitbringe. Viele Leistungskurse erreichten oftmals nicht mehr das frühere Grundkursniveau. „Man sollte den Kindern nicht mehr alles abnehmen, das hilft ihnen auch nicht.“ Die Vermittlung von Grundkompetenzen in den Naturwissenschaften müsse wieder stärkere Beachtung finden, auch da sollte man schon im Kindergarten und der Grundschule ansetzen.
 
Auch der Ansatz der Inklusion sei nicht zu Ende gedacht. „Inklusion kann nur funktionieren, wenn sie bis zum Ende gedacht und ausfinanziert ist. Im praktischen Schulalltag kann davon nicht die Rede sein. Lehrkräfte und Schüler kommen in Situationen, die nicht günstig sind.“ Dies beginne bei den organisatorisch-technischen Problemen, wie ein kaum umsetzbarer Raumwechsel in Fachkabinette und ende bei der darunter leidenden Unterrichtsqualität. „Dafür können die Schüler nichts, das Konzept ist nicht ausgereift. Inklusion geht nur kompromisslos oder gar nicht. “
 
Jörg Lorenz, Sonderpädagoge aus Bleicherode, sagte, dass der Lehrermangel die Förderzentren noch stärker tangiere als die ohnehin stark betroffenen Regelschulen. Er warnte, die „sehr hohe sonderpädagogische Kompetenz an den Förderzentren ungenutzt zu lassen und in der Zukunft ganz aufzugeben. Dünnt dieses hohe Spezialwissen weiter aus, ist es für immer verloren.“

Aus seiner Sicht wäre es gut, wenn Förderzentren zugleich Ausbildungszentren für Sonderpädagogen sein würden. Christian Tischner sagte mit Blick auf den Themenkomplex Sonderpädagogik / Inklusion, dass die CDU hier einen klaren Kurs verfolge: „Mit uns wird es kein Aufgeben des Systems der Förderschulen geben. Jede derzeit existierende Schulart wird mit uns weiter bestehen.“

Erik Holzberger, Kandidat für den Nordhäuser Stadtrat und früherer Elternsprecher, forderte, an den Schulen auch Wertediskussionen mit den Schülern zu führen. Darüber hinaus „ist zuerst der reguläre Schulbetrieb abzusichern, dann kann es Zeit für Experimente geben.“

Kathrin Oppenberger, Elternsprecherin aller Nordthüringer Gymnasien, verband die Schuldiskussion mit dem Thema Zukunftsperspektiven in Thüringen und im ländlichen Raum. „Dabei spielt die Frage der Arbeitsmöglichkeiten und der Lebensqualität die zentrale Rolle. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen durch die Landesregierung sichergestellt werden, gerade in ländlichen Regionen wie Nordhausen. Sonst sind die Menschen irgendwann weg.“
Autor: red

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