eic kyf msh nnz uhz tv nt
Mi, 12:39 Uhr
08.05.2019
Interview mit Ingo Kahlisch

„Mister Optik“ und Trainerlegende

Der 62-jährige gebürtige Potsdamer vollendet dieser Tage seine sage und schreibe 30. Saison als Trainer der 1. Männernmannschaft in Rathenow. Er steht als einer der Gründer des Fußballvereins Optik und gleichzeitiger Geschäftsführer wie kein anderer für die beachtlichen Erfolge in der brandenburgischen Kleinstadt...


Vor exakt 25 Jahren stieg Ihre Mannschaft in die damalige Regionalliga Nordost auf. Welche Erinnerungen haben Sie noch an die Relegationsspiele?

Ja, das war verrückt. Wacker hatte damals die Siegesfeier schon geplant und Frank Ludwig extra aus dem Urlaub zurückgeholt. Wir hätten eigentlich regulär als Staffeldritter aufsteigen sollen, aber der NOFV hat plötzlich die Relegationsspiele angesetzt. Damals war ich stinksauer, heute lache ich drüber.

Seitdem ist unglaublich viel passiert. Welche Saison war die für Sie persönlich wichtigste?

Die prägendsten Spielzeiten waren die in der Wendezeit, als wir ohne Geld in die Regionalliga aufgestiegen sind, während die großen Traditionsvereine der DDR reihenweise von einer Insolvenz in die andere taumelten. Aber das ist lange her und ich schaue immer nach vorn. Jetzt ist prägend, wie einige Vereine in der Liga finanziell rumspinnen.

Nach 17 Spieltagen hatte Optik 9 Punkte auf dem Konto und war klinisch tot. Wie schaffen Sie es immer wieder, einen so fulminanten Schlussspurt hinzulegen?

Es waren in der 1. Halbserie nur die Ergebnisse deprimierend, gespielt haben wir mitunter gut. Durch den späten Aufstieg im Juni hatten wir nur drei Wochen Vorbereitungszeit und sind dann in einigen Spielen ab der 70. Minute regelrecht eingebrochen. Im Winter-Trainingslager habe ich die Jungs noch mal an der Ehre gekitzelt und jetzt belohnen sie sich endlich. Aber der Klassenerhalt ist auch nicht überlebenswichtig. Bei uns greift das Prinzip Arbeit-Schule-Fußball, was den Spielern eine Sicherheit gibt.

Wo schauen Sie derzeit gebannter hin? Auf die Tabelle der 3. Liga oder die der Regionalliga Nordost?

Also ich gucke nirgendwo hin und wir versuchen einfach Punkte zu holen. Wenn ich alle 5 Minuten ins Internet gucken sollte, da würde ich ja ’ne Meise kriegen.

Sie haben zuletzt Bautzen, LOK und Altglienicke geschlagen. Warum gelingt ihren Jungs ein solches Husarenstück auch bei Wacker?

Weil wir Sportler sind und hier unbelastet aufspielen können. Dann sehen wir mal, was dabei herauskommt. Ansonsten sind unsere beiden Vereine ja wie Tag und Nacht. Ich finde es sehr beeindruckend, wie in Nordhausen seit Jahren auf hohem Niveau gearbeitet wird.

Sie stehen als “Mister Optik“ für einen solide wirtschaftenden Verein, der nur das Geld ausgibt, was er hat. Wie bewerten Sie den Verlauf der Insolvenzen der Traditionsvereine Chemnitz und Erfurt?

Das geht überhaupt nicht. Es muss so schnell wie möglich das alte Insolvenzrecht wieder her und die insolventen Clubs in die Verbandsliga absteigen. Die derzeitigen Praktiken machen den Fußball kaputt. Ein Punktabzug von 9 Punkten wie jetzt bei Viktoria Berlin ist absolut lächerlich.

In der Saison 2013 wurden Sie ernsthaft krank und viele dachten, der Kahlisch kommt nicht wieder zurück auf die Trainerbank. Das ist nun auch schon wieder sechs Jahre her. Wie lange wollen Sie noch weiter machen?

Ich denke, dass ich das schon noch ein paar Jahre mache. Es macht mir Spaß und es ist mein Leben, auf dem Platz zu stehen. Und ich will die Konkurrenten alle noch ein bisschen ärgern in der nächsten Zeit.
Autor: red

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr