Sa, 07:30 Uhr
06.04.2019
Forum:
Russland: Der Westen verschläft den Frieden
Zur Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in dieser Woche zum Verhältnis des Westens zu Russland gibt es eine Wortmeldung im nnz-Forum...
Ich bin nach Herrn Glashagels Beitrag froh, mir die paar Meter hin zu der Diskussion erspart zu haben. Immerhin hat der Vertreter der Adenauer-Stiftung offenbar Wert auf die Feststellung gelegt, dass es mit der einseitigen Fokussierung des Westens auf etwaige Verfehlungen Russlands so seine verschleiernde Bewandtnis habe.
Es gäbe, so steht es sinngemäß im obigen Beitrag, ja nicht nur Akteure wie Russland in der Welt, die im Interesse ihrer Interessen etwas ungehobelt zu Werke gingen. Die Akteure bei der Diskussion hielten erstaunlicherweise auch nichts von Diskriminierungen von auf Ausgleich bedachten Personen wie "Putin-Versteher" und sie forderten die Politiker der EU-Staaten sinngemäß auf, ihre Werte im Interesse der Glaubwürdigkeit auch im Umgang mit Russland gelten zu lassen. - Solche Äußerungen bei einer Adenauer-Stiftungs-Veranstaltung sprechen Bände:
Wahrscheinlich ist es auch dort schwer geworden, die auf Ausgleich und gegenseitigem Respekt abzielenden Inhalte früherer deutscher Bundespolitik völlig zu ignorieren. Eigentlich habe ich diese Sensibilität keinem Politiker mehr zwischen CDU und Grünen zugetraut, die ja vollkommen die mehrheitliche Bevölkerungsmeinung ignorieren, welche das vom Westen praktizierte Verhältnis zu Russland gelinde gesagt zum "Kotzen" findet.
Dennoch war es wohl keinesfalls schlimm, nicht zu der Veranstaltung zu gehen: Denn Glashagel schrieb nichts über die Mitverantwortung des Westens für die Tatsache, dass der Club of Rom (?) seine Weltuntergangsuhr auf wohl nie dagewesene zwei Minuten vor 12 gestellt hat. - Das wäre wohl zu peinlich gewesen.
Demzufolge kam wahrscheinlich auch nicht zur Sprache, dass es die Amerikaner waren, die 2001 mit der Aufkündigung des ABM-Vertrages über Raketenabwehrsysteme begannen, das über Jahrzehnte der Diplomatie fein austarierte Gleichgewicht des Schreckens, aber auch des Vertrauens (!), auseinanderzunehmen.
Die NATO bis an Russlands Grenzen zu erweitern, ohne das Gespräch darüber mit Moskau gesucht zu haben, ist ein ebenso großer Vertrauensbruch, wie die nicht erfolgte Einladung Putins zu den Feierlichkeiten anlässlich des deutschen Überfalls auf Polen vor fast 80 Jahren. Das muss man sich einmal vorstellen. Die Sowjetunion verlor 27 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg und trug die Hauptlast am Sieg über Hitler. Und der Westen lädt Putin nicht zu den Gedenkfeiern nach Polen ein.
Wir leben in einem System, dem für seine Kapitalinteressen fast jedes Mittel Recht ist. Das beweisen die Realpolitik, der Umgang mit dem Klimawandel und das jetzt wieder platzgreifende Duckmäusertum der EU-Politiker gegenüber Washington auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik.
Um diese belegbaren Tatsachen zu vertuschen, wurden in Nordhausen sicher auch nicht die ständigen Bemühungen Putins diskutiert, den Westen zu neuen Abrüstungsgesprächen zu bewegen. Mehrfach wollte der russische Präsident mit Trump über den einseitig von Washington aufgekündigten INF-Vertrag über landgestützte atomare Mittelstreckenraketen in Europa reden. Trump hat diese Gesprächsangebote mindestens zweimal ausgeschlagen. Und das waren nur zwei von mehreren Offerten Moskaus gegenüber der Allianz.
In unseren Medien ist dann meist nur über den bösen Putin zu lesen, der eine neue Hyperschallrakete testen ließ. Nach den Gründen, aus denen heraus er das tat, müssen wir schon länger im Netz graben.
Der Westen will Russland politisch und wirtschaftlich zerstören, so lautet meine Hypothese: Zwar traue ich nicht einmal den schlimmsten Atomgenerälen in Brüssel und Washington zu, dass sie dies militärisch träumen (wenngleich die Atombomben immer kleiner und daher einsetzbarer gemacht werden), aber träumen sie schon davon, dass es noch einmal gelingen möge, Russland, wie die einstige Sowjetunion, noch einmal totzurüsten.
Vielleicht schafft man das tatsächlich, denn allein die Amerikaner geben etwa zehnmal so viel Geld für Rüstung aus, wie die Russen, die man zusätzlich mit x Sanktionen zu schwächen sucht.
Welch gigantischer Markt wären die russischen Öl- und Gasvorkommen unter Rigide von Exxon Mobile oder Total? Ist träumen da nicht erlaubt? Allein der starrköpfige und in Russland beliebte Putin behindert die Umsetzung dieser allzu ehrgeizigen Pläne in die Praxis.
Dass der Westen mit dieser Politik, deren Grundlagen wir im DDR-Unterricht bis zur Vergasung eingetrichtert bekamen, das Leben von Milliarden Erdenbürgern aufs Spiel setzt, wird von vielen Menschen bei uns leider nicht gesehen. Zu normal ist der Frieden in Europa für uns alle geworden. Jene, die die Apokalypse des Zweiten Weltkrieges miterleben mussten und aus eigener Erfahrung warnen und warnen können, sterben aus.
Für uns zu normal geworden ist auch Wladimir Putin. Der ehemalige Bundeskanzler Schröder und persönliche Freund des russischen Präsidenten sagte einst sinngemäß, der Westen solle froh sein, dass er in Moskau mit einem Präsidenten wie diesem zu tun habe.
Im Vergleich mit Trump ist Putin doch nun wirklich ein Fels in der Brandung.
Bodo Schwarzberg, Nordhausen
Autor: redIch bin nach Herrn Glashagels Beitrag froh, mir die paar Meter hin zu der Diskussion erspart zu haben. Immerhin hat der Vertreter der Adenauer-Stiftung offenbar Wert auf die Feststellung gelegt, dass es mit der einseitigen Fokussierung des Westens auf etwaige Verfehlungen Russlands so seine verschleiernde Bewandtnis habe.
Es gäbe, so steht es sinngemäß im obigen Beitrag, ja nicht nur Akteure wie Russland in der Welt, die im Interesse ihrer Interessen etwas ungehobelt zu Werke gingen. Die Akteure bei der Diskussion hielten erstaunlicherweise auch nichts von Diskriminierungen von auf Ausgleich bedachten Personen wie "Putin-Versteher" und sie forderten die Politiker der EU-Staaten sinngemäß auf, ihre Werte im Interesse der Glaubwürdigkeit auch im Umgang mit Russland gelten zu lassen. - Solche Äußerungen bei einer Adenauer-Stiftungs-Veranstaltung sprechen Bände:
Wahrscheinlich ist es auch dort schwer geworden, die auf Ausgleich und gegenseitigem Respekt abzielenden Inhalte früherer deutscher Bundespolitik völlig zu ignorieren. Eigentlich habe ich diese Sensibilität keinem Politiker mehr zwischen CDU und Grünen zugetraut, die ja vollkommen die mehrheitliche Bevölkerungsmeinung ignorieren, welche das vom Westen praktizierte Verhältnis zu Russland gelinde gesagt zum "Kotzen" findet.
Dennoch war es wohl keinesfalls schlimm, nicht zu der Veranstaltung zu gehen: Denn Glashagel schrieb nichts über die Mitverantwortung des Westens für die Tatsache, dass der Club of Rom (?) seine Weltuntergangsuhr auf wohl nie dagewesene zwei Minuten vor 12 gestellt hat. - Das wäre wohl zu peinlich gewesen.
Demzufolge kam wahrscheinlich auch nicht zur Sprache, dass es die Amerikaner waren, die 2001 mit der Aufkündigung des ABM-Vertrages über Raketenabwehrsysteme begannen, das über Jahrzehnte der Diplomatie fein austarierte Gleichgewicht des Schreckens, aber auch des Vertrauens (!), auseinanderzunehmen.
Die NATO bis an Russlands Grenzen zu erweitern, ohne das Gespräch darüber mit Moskau gesucht zu haben, ist ein ebenso großer Vertrauensbruch, wie die nicht erfolgte Einladung Putins zu den Feierlichkeiten anlässlich des deutschen Überfalls auf Polen vor fast 80 Jahren. Das muss man sich einmal vorstellen. Die Sowjetunion verlor 27 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg und trug die Hauptlast am Sieg über Hitler. Und der Westen lädt Putin nicht zu den Gedenkfeiern nach Polen ein.
Wir leben in einem System, dem für seine Kapitalinteressen fast jedes Mittel Recht ist. Das beweisen die Realpolitik, der Umgang mit dem Klimawandel und das jetzt wieder platzgreifende Duckmäusertum der EU-Politiker gegenüber Washington auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik.
Um diese belegbaren Tatsachen zu vertuschen, wurden in Nordhausen sicher auch nicht die ständigen Bemühungen Putins diskutiert, den Westen zu neuen Abrüstungsgesprächen zu bewegen. Mehrfach wollte der russische Präsident mit Trump über den einseitig von Washington aufgekündigten INF-Vertrag über landgestützte atomare Mittelstreckenraketen in Europa reden. Trump hat diese Gesprächsangebote mindestens zweimal ausgeschlagen. Und das waren nur zwei von mehreren Offerten Moskaus gegenüber der Allianz.
In unseren Medien ist dann meist nur über den bösen Putin zu lesen, der eine neue Hyperschallrakete testen ließ. Nach den Gründen, aus denen heraus er das tat, müssen wir schon länger im Netz graben.
Der Westen will Russland politisch und wirtschaftlich zerstören, so lautet meine Hypothese: Zwar traue ich nicht einmal den schlimmsten Atomgenerälen in Brüssel und Washington zu, dass sie dies militärisch träumen (wenngleich die Atombomben immer kleiner und daher einsetzbarer gemacht werden), aber träumen sie schon davon, dass es noch einmal gelingen möge, Russland, wie die einstige Sowjetunion, noch einmal totzurüsten.
Vielleicht schafft man das tatsächlich, denn allein die Amerikaner geben etwa zehnmal so viel Geld für Rüstung aus, wie die Russen, die man zusätzlich mit x Sanktionen zu schwächen sucht.
Welch gigantischer Markt wären die russischen Öl- und Gasvorkommen unter Rigide von Exxon Mobile oder Total? Ist träumen da nicht erlaubt? Allein der starrköpfige und in Russland beliebte Putin behindert die Umsetzung dieser allzu ehrgeizigen Pläne in die Praxis.
Dass der Westen mit dieser Politik, deren Grundlagen wir im DDR-Unterricht bis zur Vergasung eingetrichtert bekamen, das Leben von Milliarden Erdenbürgern aufs Spiel setzt, wird von vielen Menschen bei uns leider nicht gesehen. Zu normal ist der Frieden in Europa für uns alle geworden. Jene, die die Apokalypse des Zweiten Weltkrieges miterleben mussten und aus eigener Erfahrung warnen und warnen können, sterben aus.
Für uns zu normal geworden ist auch Wladimir Putin. Der ehemalige Bundeskanzler Schröder und persönliche Freund des russischen Präsidenten sagte einst sinngemäß, der Westen solle froh sein, dass er in Moskau mit einem Präsidenten wie diesem zu tun habe.
Im Vergleich mit Trump ist Putin doch nun wirklich ein Fels in der Brandung.
Bodo Schwarzberg, Nordhausen
Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
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