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Fr, 20:00 Uhr
15.03.2019
Zappellinis stellen Programm für 4. Zeltsaison vor

Wabi_Sabi - Zeit fürs Zelt

Bald erhebt sich am Alten Tor wieder das blaue Kleinkunst-Wunder: der junge Zirkus Zappelini startet im Mai in seine vierte Zeltsaison. Im "neuen Zirkus" vermischen sich Artistik, Tanz, Theater und Musik zu einem neuem, großen Ganzen. Die Vielfalt spiegelt sich im Programm des Nordhäuser Zirkus wieder und damit hat man sich in der jungen Kleinkunstszene inzwischen einen Namen gemacht...

v.l.: Alexander Jäger, Zirkusdirektor Tom Landsiedel, Jessica Piper und Steffi Böttcher (Foto: Angelo Glashagel) v.l.: Alexander Jäger, Zirkusdirektor Tom Landsiedel, Jessica Piper und Steffi Böttcher (Foto: Angelo Glashagel)

Der Blick ins Programmheft verrät: in der vierten Zeltsaison des jungen Zirkus Zappelini sind ein paar alte Bekannte dabei. Wes Peden etwa. Der Weltklassejongleur hatte im vergangenen Jahr für ein ausverkauftes Zelt gesorgt. "Zebra" hieß seine im Kontrast von Schwarz und Weiß gehaltene Solo-Nummer damals. Im neuen Jahr kommt er a.) nicht allein und b.) mit Farbe im Gepäck. Zusammen mit Freundin Florence Huet verspricht Peden mit "Volcano VS. Palm Tree" am 20. Juni ein buntes Spektakel abzufeuern.

Auch Elias Elastisch gibt sich noch einmal in Nordhausen die Ehre. Der Pantomime kommt ebenfalls mit Partner, als "Duo Mimikry" glänzen Elias Elastisch und Nicolas Rocher mit visueller Komik, mal zum lachen, mal zum schreien, nicht selten schamlos direkt.

Die Show des "Duo Mimikry" ist so ein Amalgan aus klassischer Kleinkunst und Theater, das zu einem bestimmenden Merkmal des "neuen" Zirkus geworden sind. Nicht die Exotik wilder Tiere steht im Vordergrund, sondern die Kunst und das Können, sie unterhaltsam zum Publikum zu bringen. Das muss nicht immer lustig und absurd sein, sondern kann durchaus auch ernste Fragen aufwerfen. Für den Saisonauftakt haben sich die beiden Ober-Zappelinis Steffi Böttcher und Alex Jäger etwa den "little giftshop" von Felice und Cortes Young auserwählt. "Die beiden sind Verwandlungskünstler, Tänzer, Musiker und Artisten. Echte Multitalente", sagt Steffi Böttcher, "ein Konzerterlebnis mit Artistik sinnvoll und gut in Einklang zu bringen ist nicht leicht und wir haben lange gesucht bis wir jetzt ein paar Künstler gefunden haben, die das hinbekommen". Das "artistische Konzert" sei eine fulminantie Show, die sich um Beziehungen, Begegnungen und Erinnerungen drehe.

"Funde" wie diese machen Böttcher und Jäger in ganz Europa, auf Messen und Künstlertreffen wie der alljährlichen Jongleur-Convention. Favoriten haben die beiden im neuen Programm deswegen keine, Die Auswahl sei "knallhart", sagte Vereins-Chef und Zirkusdirektor Tom Landsiedel, von vielen möglichen Artisten würde man im Vorstand des Studio 44 wahrscheinlich nie etwas hören weil sie die Qualitätskontrolle des Zappelini-Duos gar nicht erst passierten. Auf der anderen Seite kommen Künstler inzwischen auch direkt auf die Nordhäuser zu. "Es hat sich echt herumgesprochen das wir ein schickes Zelt und ein tolles Publikum haben", erklärt Alexander Jäger, gerade im Osten des Landes seien gute Spielstätten rar gesäht sodass die Nordhäuser mit ihrem Zelt sich langsam einen Namen gemacht haben.

Das Publikum scheint die Mühen zu belohnen, die Besucherzahlen hätten sich in den vergangenen drei Jahren stetig nach oben entwickelt. Im Schnitt besuchten zwischen 80 und 100 Zuschauern die Abendvorstellungen im Zelt. Hinzu kommen die zahlreichen Kurse, Workshops und Auftritte aus eigener Feder, die in den rund 90 Tagen der Zeltsaison regen Zuspruch finden. Im vergangenen Jahr zählte man so rund 1.800 Besucher.

"Wir leben in dieser Zeit quasi draußen am Zelt und sind immer live mit dabei", erzählt Steffi Böttcher. Das dass blaue Zirkuszelt bei den Kindern der Zappelinis Anklang finden würde, da war man sich damals sicher gewesen. Wie das Kleinkunstprojekt vom breiteren Nordhäuser Publikum aufgenommen würde habe auf einem ganz anderen Blatt gestanden. "Inzwischen sind wir Stolz in der Stadt ein treues Publikum gefunden zu haben. Man merkt das die Leute wissen worum es geht und das der Anspruch höher wird", sagt Böttcher.

Die bange Frage um den Standplatz am Alten Tor ist auch so gut wie geklärt, dank der Vermittlung der Stadt haben der Zirkus und die anderen ganzjährigen Nutzer der Anlage Kompromisslösungen gefunden, wie man in den Sommermonaten zueinander finden kann. "Wir haben uns auch in den Stadtteil eingespielt und selbst die Anwohner, die Anfangs skeptisch waren, sehen das eine Belebung der alten Eiswiese auch Lebensqualität mit sich bringt", sagt Landsiedel. "Man darf nicht vergessen das dass Zelt auch ein Projekt der Bürgerschaft ist. Private Spender und Unternehmen aus der Region haben dafür gesorgt, das wir das Zelt anschaffen konnten und 75% der Kosten gedeckt".

Zum Leben an Alten Tor werden im neuen Jahr denn auch andere beitragen. Der Landkreis wird sein Sommerfest zum zweiten mal im und am Zelt abhalten und die junge Kirche Herzschlag hat sich während des Rolandsfestes eingemietet. Grundsätzlich gilt: wenn das Zelt steht (und gerade nicht für die Veranstaltungen und Aktionen der Zappelinis genutzt wird) sind auch andere Nutzer gerne willkommen. Einen Teil der Finanzierung übernimmt auch wieder der Freistaat über die Thüringer Staatskanzlei. Bleibt es bei der positiven Entwicklung, so hoffe man in einigen Jahren die Zeltsaison selber durchfinanzieren zu können, so Landsiedel weiter.

Das Herz des Zeltes bleiben aber die Abendveranstaltungen. Die Theaterfirma Erfurt wird Winnetou wieder auferstehen lassen - "Blutsbrüde im Baumarkt" heißt das Slapstickprogramm, das mit Wahn, Kreativität und Abenteuerhunger spielt. Am 29. Juni laden die Zappelinis zum Freiluftpicknick "Barfuss mit Flügeln". Am Abend gibt es dann ein Double-Feature: das "Duo Labaaz" spielt "Zwischentöne" aus Clownerie und Chanson und "Elabö" zeigen ihre preisgekrönte Show "Schachmatt" im Stummfilmformat.

Für Enthusiasten bieten die Zappelinis in diesem Jahr zum ersten mal einen "Saison-Pass" an. Für 80 Euro können alle Vorstellungen mit einem Ticket besucht werden. Karten gibt es im Vorverkauf beim Verein Studio 44 und zur Zeltpremiere am 11. Mai. Das ausführliche Programm der 4. Zeltsaison findet sich hier .

Auch Abseits des Zelts sind die Zappelinis freilich noch aktiv.
Wenn die Highlights unter der blauen Kuppel das Herz des jungen Zirkus sind, dann sind die Eigenproduktionen seine Seele. Das neue Programm aus der Feder der Nachwuchskünstler heißt "Alice im Plunderland" und feiert am 27. April im Theater Nordhausen Premiere.
Angelo Glashagel
Autor: red

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