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So, 17:42 Uhr
18.11.2018
Neues aus der Dichterstätte "Sarah Kirsch"

„Vor meiner Schreibmaschine dein Gedicht“

Als sich Inge und Heiner Müller im Herbst 1953 begegnen, wissen sie, dass ihre Liebe etwas Besonderes sein wird. Sie nennt ihn Pepe, er sie Tuppa - später der Begriff beider als Paar. Sie wollen zu einer Einheit verschmelzen, neue Wege gehen in der Partnerschaft, im literarischen Schaffen...


Gemeinsames Dichten. Die Türen beider Arbeitszimmer stehen offen im Haus, in dem auch Inges Noch-Ehemann Herbert Schwenkner im Parterre lebt. Die Schreibmaschinen klackern. Entstandene Texte werden an die Wandzeitung im Korridor gepinnt, kommentiert, korrigiert. Am Abend Gespräche. Dialog als Schreibprinzip.

„Ins Wasser blickend sah ich / Deine Augen, die mich suchten. Da / Fand ich mich....“ / H. Müller

Das Haus in Lehnitz wird zum beliebten Treffpunkt für junge Intellektuelle, Inge und Heiner Müller zu einer Art Idealpaar. Doch schon bald beginnt die schöne Utopie in Frage gestellt zu werden. Zum einen trübt die spezielle Wohnsituation die Harmonie, zum anderen sieht sich Heiner Müller mehr und mehr als Einzelschreiber, der in die Textschlacht ziehen wird.

„Seine Stirn ist breit und gewölbt / eine Gedankenkuppel … nun ist er Dramatiker...“ / I. Müller

In Hörspiel- und Theaterprojekten versuchen beide die Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten. Anfangs erfolgreich. Aber zunehmend gerät ihre kritische, direkte Art des Schreibens ins Visier der Kulturfunktionäre, sodass sie Anfeindungen ausgesetzt sind. Man versucht, einen Keil zwischen beide zu treiben.

Im September 1957 kommt es bei Inge Müller zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, in deren Folge sich ihr Leben und Schaffen stark verändern. Schriftstellerisch verarbeitet sie nun hauptsächlich das, was ihr unter den Nägeln brennt.

„Dichten – sich selber richten / Mit unbefangener Stirn.“ / I. Müller

Jetzt geht das Paar getrennte dichterische Wege. 1957 der erste Selbstmordversuch Inge Müllers. Immer wieder will sie ihrem Leben ein Ende setzten, dazwischen versucht sie, den Alltag zu bewältigen und zu schreiben. Eine harte Belastungsprobe für die Familie.

„Nebenan träumt deine Frau von ihrer ersten Liebe. / Gestern hat sie versucht sich aufzuhängen....“
/ H.Müller
Am 1. Juni 1966 stirbt Inge Müller, sie hatte den Gashahn aufgedreht.
„Mond Neumond deine Sichel / Mäht unsre Zeit wie Gras …“ /I. Müller
„GESTERN HABE ICH ANGEFANGEN / Dich zu töten mein Herz / Jetzt liebe ich / Deinen Leichnam...“ / H. Müller.

Beider lyrisches Schaffen wird nun im Rahmen einer Lesung von Mitgliedern des Fördervereins „Dichterstätte Sarah Kirsch“ am 24. November 2018, 14:30 Uhr in Limlingerode vorgestellt. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.
Autor: red

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