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Mi, 18:40 Uhr
26.09.2018
Stausee Kelbra

Lebensraum der Menschen wird bedroht

Der Stausee Kelbra wurde in den 60iger Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut. Grund dafür waren die nahezu jährlichen Hochwasserereignisse in der Goldenen Aue mit beträchtlichen Schäden, hervorgerufen durch die Helme, Thyra und andere Gewässer, die das Schmelzwasser aus dem Harz ableiten...


Priorität am Stausee hat der Hochwasserschutz! Das Gewässer ist bei Einheimischen, Touristen und Naturfreunden sehr beliebt und bildet, wie Touristiker sagen, einen Hotspot in der Region.

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Die allseits akzeptierte Landschaftsschutzverordnung regelt das Zusammenleben am Stausee. So haben sich in den 50 Jahren des Bestehens des Gewässers viele Arten im und um den See angesiedelt oder sind temporär anzutreffen. Es funktioniert gut am Stausee.

Nun soll eine Natura 2000 Verordnung dem Gebiet übergestülpt werden. Gemeinden, Verbände, Vereine und andere Betroffene wurden überhaupt nicht bei dem Entwurf zur Natura 2000 Verordnung mit einbezogen. Welch ein Fehler! Hier hätte auf Basis der bestehenden Landschaftsschutzverordnung das Muster einer Verordnung zu Natura 2000 mit sehr großer Akzeptanz entstehen können. Denn der Gedanke der Natura 2000 ist nicht Kulturlandschaften in Reservate zu verwandeln, sondern die bestehende Natur so zu erhalten wie wir sie vorfinden.

Jetzt ist ein Misstrauen zum Naturschutz in der Bevölkerung, welcher dem Naturschutz mehr schadet als nützt. Das ist sehr schade. Über 300 Menschen haben bei einer Bürgerversammlung ihren Unmut zum Natura 2000 Entwurf zum Ausdruck gebracht. 800 Personen haben eine Petition unterschrieben. Den zuständigen Stellen liegen 3500 Einsprüche zur Verordnung vor und beschäftigen diese. Diese Arbeit und die dafür verwendeten Mittel hätten wahrlich sinnvoller eingesetzt werden können.

Wir sind mal gespannt, ob der Entwurf mit all den nicht zu begründeten Verboten, Einschränkungen in Kraft tritt. Man hat ja in diesem Jahr das langjährig bewährte Stauregime schon einmal geändert. Ab Ende Mai konnte man an unserem Pegel beobachten, dass durch Verdunstung fehlende Wasser nicht mehr ausgeglichen wurde. Der Wasserstand der Helme hätte zu diesem Zeitpunkt und bis Ende Juni ausgereicht um nachzustauen. Die Pegel der Helme sind bekannt. Die Umweltministerin des Landes Thüringen hat es ja im September 2017 im Zusammenhang mit der Vorstellung der so genannten Kranichranger kund getan, dass sie sich für ein frühes Absenken des Wasserspiegels im Stausee einsetzen wird.
Lebensraum der Menschen wird bedroht (Foto: privat)
Lebensraum der Menschen wird bedroht (Foto: privat)
Lebensraum der Menschen wird bedroht (Foto: privat)
Was hat man erreicht? Auf Grund der extremen Trockenheit verbunden mit den außergewöhnlich hohen Temperaturen und eigentlich keinem Niederschlag in der Region fiel der Wasserstand sehr schnell. Dadurch fiel die gesamte Ufervegetation trocken. Wir konnten dann verlassene Nester von Blesshühnern und Tauchern aller Art beobachten. Waschbär und Fuchs hatten leichte Beute. Selbst das Schwanenpaar, welches in unmittelbarer Nähe unserer Steganlage brütete gelang es nur ein Jungtier gegen die Räuber zu verteidigen. Bei den Enten konnte man ähnliches beobachten. Das der Stausee bei diesen Bedingungen trocken fällt ist unvermeidbar. Aber unsere langjährigen Beobachtungen zeigen, dass dieses dann aber erst Mitte-Ende August passiert.

Dann fällt eventuell eine Brut bei den Wasservögeln aus und nicht alle. Ein Beispieljahr wäre 2003. Die Watvögel waren schon einmal Anfang Juli kurz zu beobachten, diese sind aber im Moment nicht zu finden. Die Schlickflächen sind ähnlich hart wie Beton, so dass dort keine Nahrung gepickt werden kann. Ein längerer Stau hätte auch länger den Grundwasserspiegel in den Polderflächen gehalten, so dass ein reichhaltigeres Nahrungsangebot für alles, um es mit Hermann Löns zu sagen, was da kreucht und fleucht, bestehen würde.

Die Umweltministerin des Landes Sachsen Anhalt hat wiederum eine Einladung zu einem Arbeitsgespräch ausgeschlagen. Derzeit würde eine fachliche Arbeitsgruppe den künftigen Betriebsplan zur künftigen Steuerung der Talsperre außerhalb der Hochwasserführung erarbeiten! Weiterhin sollen die Möglichkeiten und Grenzen einer künftigen touristischen Nutzung ausgelotet werden. Aus wem besteht denn die Expertengruppe? Wie beim "Gesamtkonzept Elbe" aus Grüner Partei, NABU und BUND?

Warum lässt man bei der Erarbeitung dieser Konzepte die Menschen vor Ort außen vor? Natürlich fragen wir uns auch, warum ein Ingenieurbüro mit der Erarbeitung eines neuen Managementplanes zur Wasserführung des Stausees beauftragt wird? Warum bestimmen dort überwiegend Nichteinheimische im Zusammenspiel mit Behörden über unsere Region? Warum stellen diese Leute sich nicht einer sachlichen Diskussion? Wird so von den Umweltministerien in Sachsen Anhalt und Thüringen Demokratie gelebt? Ist das Wissen um die Natur der einheimischen Bevölkerung nichts wert, oder einfach nur hinderlich?

Für uns als Wassersportverein bedeutet im Umkehrschluss nichts anderes, als weitere Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Man verbietet uns nichts, aber man macht es uns unmöglich unseren Sport auszuüben. Der Verlierer dabei ist wie man an Hand dieses Jahres sehr deutlich sieht die Natur, insbesondere die Vogelwelt. Man sollte einfach mal überlegen was man tut. Wenn man das umbringt was es zu schützen gilt, stimmt etwas im Denkansatz nicht!

Wenn diese Pläne umgesetzt werden, wird nach 50 Jahren der Segelsports am Stausee Kelbra zum Erliegen kommen, ein Stück Sportkultur aus der Region verschwinden. Der SCK wird Opfer eines ideologisch getriebenen Vogelschutzes. Derzeit hat der Segelclub Kyffhäuser 70 Mitglieder, es trainieren im Segelclub 10 Kinder und Jugendliche. Von unseren Regattaseglern reisen 4 Mannschaften zu den Ranglistenregatten der Klassenvereinigungen. In den letzten Jahren haben wir regelmäßig 2-3 Mannschaften bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft der Ixylon.

Wir hatten 2012 die Ehre eine von der Klassenvereinigung Ixylon und dem DSV vergebene IDM am Stausee Kelbra austragen zu dürfen. Monatlich findet eine offene Vereinsregatta statt. Eine Regatta ist als Ranglistenregatta der Ixylonklasse fest im Regattakalender der Klassenvereinigung verankert. Ein Jugendtrainingslager und ein Jugendleistungslager wird vom SCK jährlich veranstaltet. Der Verein hat mehrmals von der EU das Umweltzertifikat "Blaue Flagge" erhalten. Ist es das Wert, alles aufzugeben? Sollen hier die Menschen gegen in keiner Weise bedrohte Tiere ausgespielt werden? Was wird dann aus unseren Kindern und Jugendlichen? Wie fühlen sich dann unsere Senioren die alles während der letzten 50 Jahre ihrer Freizeit aufgebaut haben? Wo bleibt der viel gepriesene Respekt vor gemeinnütziger Arbeit und Ehrenamt?

Auf diese Fragen ist uns ein Landtagsabgeordneter der grünen Partei des Landes Sachsen Anhalt seit einem Jahr die Antwort noch schuldig. Soll mit diesen Maßnahmen die Gesellschaft weiter polarisiert werden? Um es mit den Worten eines Lokalpolitikers zu sagen: "Die einzige Spezies welche in der Region bedroht ist, ist der Mensch".

Noch einen Tipp an alle, welche die in den letzten 50 Jahren gewachsene Natur am Stausee im Sinne einer von ihnen gewollten Natura 2000 Auslegung umbauen wollen: Was hinter dem Horizont ist, kann man nur vermuten, festzulegen was hinter dem Horizont zu sein hat ist nicht möglich!
Segelclub Kyffhäuser
Autor: red

Kommentare
HausH
26.09.2018, 20.28 Uhr
Bodo Schwarzberg
auf geht's!!!
Frankledig
26.09.2018, 23.19 Uhr
@haush
.... da gibts doch nix zu mähen ud keinen Gips!
Bodo Bagger
27.09.2018, 07.18 Uhr
soweit bekannt....
handelt es sich beim Staussee Kelbra um eine Talsperre. die primär dem Hochwasserschutz dient und erst sekundär Naherholungsaufgaben zu erfüllen hat. Es soll auch Talsperren in Deutschland geben, die bei sich anbahnenden Starkregenereignissen gezielt abgelassen werden und somit zweckgemäß einen wesentlich schwankenderen Wasserstand unterliegen.

Ich verstehe hier die Frage des Segelvereines nicht wirklich. Der vergangene Winter hatte relativ viel Schnee im Harz zu bieten, gemessen an den vergangenen Jahren mit Sicherheit weit über den Durchschnitt.
Was also sollen Politiker, egal welcher Partei dann dagegen tun, wenn aufgrund des Wetters der Zufluss nicht ausreicht um den Wasserstand entsprechend zu halten. In Zeiten vor der Talsperre war die Gegend weder ein See, noch ein Naherholungsgebiet sondern eine unfruchtbare, sumpfige Niederung, die im Frühjahr zur Schneeschmelze regelmäßig, großflächig überflutet wurde.
Peppone
27.09.2018, 09.14 Uhr
Schwieriger Fall
und durch die Trockenheit entwickelte sich die Situation ins Extreme. Da gibt es auch zu viele Interessen, die gegeneinander stehen. Einerseits hier die Segler, die Wasser unter dem Kiel brauchen, dort der Landschaftspflegeverband, der aufgrund der Neigungen seines Chefs die Kraniche von den Feldern in die Staufläche bringen will. Hinter der Staufläche die Angler und Naturschützer, die kein trockenes Flussbett brauchen. Nur um ein paar Interessengruppen zu nennen.

Will man den Seglern ihr Refugium lassen, wird man nicht umhin kommen den Kranichen mehr Platz zu geben. Heißt aber, den Konflikt mit der Landwirtschaft lösen. Und die ist mit Sicherheit politisch besser vernetzt, als ein Segelclub. Ich bin auch der Meinung, dass der Segelclub hier die Falschen als Schuldige benennt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die benannten Politiker einer Ausweitung der Schutzgebietsflächen entgegen stehen würden. Sie bekommen es zur Zeit nur nicht umgesetzt, da bei dem Worten "Schutzgebiet erweitern" sofort das große Geschrei und die Verteufelung alles "Grünen" losgeht.
Tom Landsiedel
27.09.2018, 14.15 Uhr
Worum geht es eigentlich...
Sehr geehrter Herr Jörg Thümmel es geht doch nicht um irgendeine Talsperre in Deutschland, diese Vergleiche helfen keinem und reiben die Menschen nur auf, die es betrifft. Am Ende geht es um die Nutzungen und die Natur in unserer Region, die über viele Jahre sich so prächtig entwickelt hat, dass sie jetzt, nach vielen Jahren der "friedlichen" Koexistenz, zu Gunsten einer Richtung verschoben werden soll. Stellt sich die Frage nach dem "Warum". Nicht weil es den unterschiedlichen "Nutzern" zu eng geworden ist oder sie sich negativ beeinflussen, sondern weil Sachsen-Anhalt Natura 2000 Flächen ausweisen muss. Natura 2000 sagt aber, es sollen alle Nutzungen berücksichtigt werden. Hier in Kelbra eben auch die touristische Nutzung. Die Stadt hat es schwer genug, jetzt auch noch die touristische Nutzung zu zerstören ist einfach nicht hinzunehmen. Nicht für die Bürger und nicht für die Sporttreibenden. Vor allem weil es von den Seiten der Sportler, Touristiker und auch der Angler Vorschläge und die Bereitschaft gibt eine gute Lösung zu finden! Mit dem vorzeitigem Absenken des Wasserspiegels muss nicht im Juli begonnen werden. Es geht dabei nicht um den Aspekt der Sicherheit. Die Talsperre fast insgesamt glaube ich etwa 35 Millionen Kubikmeter und ich glaube der Normalstau ist bei 12 Millionen. Noch ein Wort zu den Kranichen, die Segler beenden Ihre Saison um den 30.08. jedes Jahres. Bis jetzt ist noch kein Kranich da. Sie berühren sich nicht im geringsten.
Lutz Schneider
27.09.2018, 15.18 Uhr
Der Plan hat mit Naturschutz nichts mehr zu tun - dieses Vorhaben richtet sich gegen die Menschen!
Die Umsetzung dieses Natura 2000 Projektes wäre ein wirkliches Horrorszenario! Fadenscheinige Begründungen sollen die Nutzung der Wasserfläche einschränken. Komisch, dass die Vögel seit Jahren mit uns Surfern, Seglern und Kitern gemeinsam fliegen. Und es werden immer mehr Vögel!
Neben allen möglichen geplanten Reglementierungen und Verboten halte ich die Absenkung des Wasserspiegels ab August für den größten Fehler. Der niedrige Wasserstand macht aus dem See eine Kloake. Wassersport = Fehlanzeige; Badegäste = Fehlanzeige; rückläufige Gästezahlen = vorprogrammiert; Existenzen von Hoteliers/Gastronomen, Wassersportanbietern usw. = bedroht. ... aber die vermeintlichen Vogelschützer haben dann am Stausee ihre Ruhe und die Landesregierungen eine zwar sinnlose, aber umgesetzte Verordnung. Das muß niemand verstehen!?
SCK e.V.
27.09.2018, 19.50 Uhr
Wir rufen zum Dialog auf
Da ja Herr Thümel und Pepone eine kritische Haltung zu unserem Artikel einnehmen würden wir sie gerne zu einem sachlichen Dialog einladen ,um einmal den Gesamtkomplex Natura 2000 zu erörtern. Gerne würden wir auch Vertreter der Naturschutzverbände begrüßen.
Das muss sich nicht hier in irgendwelchen Foren abspielen, sondern kann in kleinem Kreis persönlich erfolgen.
Also wer Interesse hat meldet sich per Mail mit Terminvorschlägen an. Unsere Mailadresse ist: kyffhaeusersegler@web.de

Eine Antwort auf Eure Mails ist aus technischen Gründen erst ab KW 41 möglich.
Jochen Reiter SCK e.V.
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