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Mi, 09:45 Uhr
09.05.2018
EIN HERZ FÜR BIENEN – AUCH WBG, SWG UND STADT SIND ANGESPROCHEN

Imker in der vierten Generation

Jürgen Reichl ist Imker. In der vierten Generation. Aus Leidenschaft. Schon Vater, Groß- und Urgroßvater beschäftigten sich mit Bienen. 28 Völker betreut der 59-Jährige. Die Bienenstöcke stehen in seinem Garten. Nahrung finden die Insekten gleich vor ihrer Behausung. Es grünt und blüht: in Obstbäumen, Sträuchern, auf der Wiese des Hauses...

Jürgen Reichl betreibt hauptberuflich ein Schlüsseldienst-Fachgeschäft. Sein leidenschaftliches Hobby ist die Imkerei. Viele Stunden widmet er in seiner freien Zeit den emsigen Bienen (Foto: Kurt Frank) Jürgen Reichl betreibt hauptberuflich ein Schlüsseldienst-Fachgeschäft. Sein leidenschaftliches Hobby ist die Imkerei. Viele Stunden widmet er in seiner freien Zeit den emsigen Bienen (Foto: Kurt Frank) Jürgen Reichl betreibt hauptberuflich ein Schlüsseldienst-Fachgeschäft. Sein leidenschaftliches Hobby ist die Imkerei. Viele Stunden widmet er in seiner freien Zeit den emsigen Bienen

Salza. Als die Kinder aus dem Hause waren, ergriff Reichl die Initiative, ließ das Hobby seiner Vorfahren wieder auferstehen. Reich könne man mit der Hobbyimkerei nicht werden. Eine gute Portion an Wissen, Können, Geduld und Einfühlungsvermögen erfordere sie. Der Honigverkauf decke die Kosten kaum.

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Es sei der sprichwörtliche Fleiß der Bienen, ihre unermüdliche Emsigkeit, ihre Biologie, die Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Tier, die Bienenwissenschaft an sich und nicht zuletzt das Ergebnis der kleinen Nützlinge, was ihn so fasziniere.

Gegenwärtig könnten die Bienen aus dem Vollen schöpfen: Nach Hasel, Weidenkätzchen und Obstblüten präsentieren sich die Rapsfelder goldgelb. Akazien und Lindenbäume als Nahrungsgeber folgten, benennt der Imker die Reihenfolge. Nach der Linde werde geschleudert, das Nahrungsangebot danach knapp.

Es sei aber ganz leicht, mit wenigen Mitteln etwas für die Insekten zu tun, ist Jürgen Reichl überzeugt. Für die Wildbienen wäre das besonders wichtig. Dies umso mehr, denn heute gebe es zu 75 Prozent weniger Insekten als noch vor 25 Jahren. Das wissen schon die Kinder der Heinz-Sielmann-Grundschule in Niedersachswerfen. Sie wollen mit ihrer Lehrerin einheimische Pflanzen säen oder pflanzen, damit zu jeder Jahreszeit Blühendes als Nahrungsquelle da ist.

Auch das erfreut Imker: Von den neuen Sitzgelegenheiten im Park Hohenrode aus kann man vielleicht schon bald neue Blumenpracht bewundern. Den Wiesen fehle die Artenvielfalt. Wer die Vielfalt der Vögel und Insekten schützen will, müsse die Pflanzen schützen, meinte Stefan Strasser, Vize der Gesellschaft der Staudenfreunde, nach einer Parkbesichtigung. Mit ihr schloss der Förderverein einen Kooperationsvertrag ab. Man müsse den Park mit Stauden bereichern, um so Insekten neue Lebensräume zu geben. Das Sachgebiet Park- und Grünanlagen der Stadt sollte da auch ein Auge auf den Stadtpark haben.

Welch ein Gewimmel vor dem Bienenstock. Im Sommer bewohnen ihn um die 50000 Tierchen. (Foto: Kurt Frank) Welch ein Gewimmel vor dem Bienenstock. Im Sommer bewohnen ihn um die 50000 Tierchen. (Foto: Kurt Frank) Welch ein Gewimmel vor dem Bienenstock. Im Sommer bewohnen ihn um die 50000 Tierchen.

Zum Schutz und zur Vielfalt unserer Insekten kann jeder beitragen. Ein blühender Rasen mit Gänseblümchen ist eine Oase für Bienen, ein englischer für sie die Hölle. Den Balkon bienenfreundlich zu bepflanzen macht wenig Mühe. Ebenso Nistmöglichkeiten für Insekten und deren Nachwuchs in Form kleiner Insektenhotels, die auch Mauerbienen bevorzugen. Schmetterlingsflieder, „Fette Henne“, Lavendel, Lupinen und andere Bienenblumen in Hof und Garten nehmen die kleinen Summer dankbar an. Jeder Kleingärtner sollte darauf bedacht sein. Aber auch die Großvermieter WBG, SWG und die Stadt können und sollten ihren Beitrag leisten.

Es muss nicht sein, blühende Rasenflächen regelmäßig unter dem Mäher verschwinden zu lassen. Erbarmen hatte kürzlich eine Frau, die, im Auftrag der WBG, eine Grünfläche in der Hardenbergstraße unter das Schneidwerk nahm. Sie verschonte einen Kreis mit Himmelschlüsselchen, „weil ich die Natur liebe und ein Herz für Bienen habe“, erklärte sie ihr Handeln. Bravo! Ein „abgeleckter Rasen“ ist nicht unbedingt ein schöner. Blühende Inseln auf Anlagen und Rasenflächen – eine dankbare Aufgabe für Wohnungsbaugenossenschaft, Städtische Wohnungsverwaltung und Stadt.

Leider verschwanden in den letzten Jahren auch die blühenden Wildkräuter entlang des Grabens nach Sundhausen am Marktkauf vorbei, auf denen sich Schmetterlinge, Hummeln und Bienen tummelten. Von heute auf morgen kamen sie unter das Messer. Erfreulich hingegen, wenn man sich in diesem Frühjahr mit der Mahd des Stadtparks Zeit ließ.

Blumenkästen auf dem Balkon mit blühendem Bienenfutter und  ein kleines Insektenhotel daneben nehmen auch Mauerbienen gern an. (Foto: Kurt Frank) Blumenkästen auf dem Balkon mit blühendem Bienenfutter und ein kleines Insektenhotel daneben nehmen auch Mauerbienen gern an. (Foto: Kurt Frank) Blumenkästen auf dem Balkon mit blühendem Bienenfutter und ein kleines Insektenhotel daneben nehmen auch Mauerbienen gern an.

Unerlässlich für den Schutz der Bienen sei ein einvernehmliches Zusammenwirken zwischen Landwirtschaft und Imkern. Jeder Imker freue sich daher über jeden Blühstreifen in der Feldflur. Wichtig aber sei das Wissen des Bauern darüber, wann, zu welcher Zeit, in welcher Mischung und Dosis Felder zu spritzen sind. Müsste nicht des Herz des Imkers vor Freude hüpfen, wenn er kürzlich in einer Tageszeitung die Schlagzeile las: „Gute Nachricht für die Bienen“?

Unter dem Eindruck eines alarmierenden Bienenschwunds weltweit hat sich die EU entschlossen, den Einsatz der Pestizide Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam im Freien zu untersagen. Jürgen Reichl bleibt nur ein müdes Lächeln: Da würden Mittel gegen andere ausgetauscht, die nicht minder schädigten. Um Bienen und andere Insekten dauerhaft zu schützen, müsste der Einsatz giftiger Pflanzen- und Insektengifte schnell und drastisch gesenkt werden.

Wer schon einmal beobachtet hat, wie sich Tausende Bienen in einer großen Wolke durch die Luft bewegen, vergisst das nie. Ein Teil des Schwarms hat mit der alten Königin das Nest verlassen. Im Stock schlüpft eine neue Königin. Ausreißer gab es auch bei Jürgen Reichl. Sie sammelten sich in der Nähe der alten Behausung an einem Ast. Der Imker fing sie alle wieder ein.

Wer Bienen halte, kenne die Varroamilbe. Heute, erklärt der Fachmann, gebe es gut verträgliche Mittel dagegen. Ganz einfach sei die Handhabung allerdings nicht. Man müsse nur wissen, wann was zu tun sei, um die Parasiten außer Gefecht zu setzen. Jürgen Reichl sieht die Zukunft der Honigmacher optimistisch. Die steigende Zahl der Hobby-Imker auch im Südharz bestärke ihn. Schon jetzt treffe man Vorbereitungen für eine Bienenausstellung im Tabakspeicher. Der Schnupperkurs am 24. November könnte dazu beitragen, interessierten Menschen den Einstieg in die Imkerei zu erleichtern.
Kurt Frank
Hier gibt es genügend "Futter" (Foto: nnz)
Ein Ausreißerschwarm hat sich auf einem Ast niedergelassen. Bevor er weiter zog, fing ihn Jürgen Reichl wieder ein. (Foto: Sabine Reichl)
Die Bienen freuen sich über blühende Rapsfelder, sammeln fleißig Pollen. (Foto: Sabine Reichl)
Mit wenig Mühe lassen sich Blühpflanzen ein ganzes Jahr über aussäten oder pflanzen. Hier ein Bienchen auf einer Phacelia. (Foto: Sabine Reichl)
Autor: red

Kommentare
KuNa
09.05.2018, 10.10 Uhr
Wo kaufen?
Wo kann man den Honig von Herrn Reichl denn kaufen?
Teja
09.05.2018, 13.35 Uhr
Honig kaufen
In seinem Geschäft in der Hesse röder Strasse gibt es den Honig.Mehrere Sorten und egal welche,alle schmecken sehr gut.Habe dort schon oft gekauft.
KuNa
09.05.2018, 14.17 Uhr
@shershen834
Vielen Danke für die Info :-)
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