Mi, 15:00 Uhr
07.02.2018
Feuer powertrain und die Elektromobilität
Keine Angst vor der Zukunft
Ein Fahrzeug das rein elektrisch fährt, braucht weniger mechanische Teile als das traditionelle Automobil, Teile wie die Kurbelwelle. Mit zunehmender Verbreitung elektrifizierter Mobilität könnte sich also in absehbarer Zeit das Abendrot über die deutsche Zulieferindustrie senken. Das Gegenteil sei der Fall, zumindest für die eigene Firma, meint man bei Feuer powertrain...
Seit gestern fliegt das erste Elektrofahrzeug "made on planet earth" durch das Weltall und befindet sich auf dem Weg zum Mars. Ein PR Coup der Firma Tesla, eingebettet in einen Testflug der privaten Raumfahrtunternehmens "Space X" und des amerikanischen Entrepreneurs Elon Musk, der beide Firmen in personalunion verbindet.
Um der Erde zu entkommen wird man bis auf weiteres nicht auf Verbrennung verzichten können, auf dem Boden des blauen Planeten sieht das zunehmend anders aus. Die Elektropioniere bei "Tesla" habe man lange belächelt, meint Oliver Wönnmann, Geschäftsführer der Feuer powertrain. Viel Show, wenig Substanz. Inzwischen habe sich das geändert, Elektromobilität sei auch hierzulande ein ernstzunehmendes Thema geworden. "Den Hebel haben die Chinesen umgelegt", sagt Wönnmann, ab 2019 haben Autohersteller in der Volksrepublik eine Elektro-Quote zu erfüllen, 10% der neuen Fahrzeuge müssen dann als reine Elektrofahrzeuge oder Hybride vom Band laufen. Ein Weckruf gerade für die deutschen Autogiganten, China ist ein riesiger Absatzmarkt für VW, Daimler und Co.
Die Branchenriesen stünden bereit, meint Wönnmann, "wenn da Milliarden investiert werden, dann wird auch etwas dabei herauskommen". Für Zuliefererbetriebe wie Feuer powertrain sollten das schlechte Nachrichten sein, ein Elektromotor braucht keine Kurbelwelle, weniger Nachfrage bedeutet weniger Aufträge für Feuer, bedeutet weniger Arbeit für die Nordhäuser Werke. Rund zwei Millionen Kurbelwellen stellt Feuer jedes Jahr her, den übergroßen Teil davon in Nordhausen. Im Sommer des vergangenen Jahres hatte das Unternehmen noch mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen: ein Großauftrag war früher als geplant weggebrochen, man reagierte mit verkürzter Arbeitszeit und Entlassungen. Es sei ein hartes halbes Jahr gewesen, resümiert Wönnmann.
Der Anfang vom Ende war es wohl nicht, heute laufen die Maschinen an der Rothenburgstraße wieder unter Volllast. Drei neue Aufträge hat Feuer an Land gezogen. Auch eine Folge des Elektro-Booms, meint der Geschäftsführer. "Wir sind Europas größter Kurbelwellenhersteller, unser Anteil an der gesamten Kurbelwellenproduktion ist aber dennoch vergleichsweise gering. Bisher haben die großen Hersteller ihre Kurbelwellen zu 95% selber gefertigt." Mit den Elektro-Invesitionsoffensiven beim BMW, Daimler und Volkswagen ändere sich das gerade, Ressourcen in den Unternehmen würden verschoben, statt auf eigene Kapazitäten zurückzugreifen würden die Autobauer für ihre herkömmlichen Modellreihen zunehmend auf externe Zulieferer setzen. Und die großen Drei sind es auch, die jetzt bei Feuer neue Kurbelwellen bestellen. "Für uns bietet das neue Potentiale und sichert den Standort Nordhausen", sagt Wönnmann, für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre werde man keine Probleme haben, schätzt der Unternehmer.
Problematisch könne die Situation für Hersteller von Teilen werden deren Produktion schon heute zu 100% ausgelagert ist: Zylinderblöcke und -köpfe, Lenkgehäuse und dergleichen. Hier würde der "Kuchen" tatsächlich kleiner werden, meint Wönnmann. Bei allem Optimismus für die eigene Zukunft müsse man aber den Markt weiterhin wachsam beobachten und sich zu gegebener Zeit mit neuen Impulse befassen. Letztlich sind die Kurbelwellenhersteller Experten im Betrieb hochautomatisierter Fertigungsanlagen und die könnte man eines Tages auch in der Batteriefertigung brauchen. Die Batterie sei "die Kurbelwelle des Elektroautos". Um für die eigenen, auf große Mengen ausgelegten Produktionsprozesse interessant zu werden müsse der Markt aber erst noch weiter wachsen, vor allem Akkukapazität und Ladeinfrastruktur stünden dem aktuell noch im Weg.
Zukunftsmusik also. Man befasse sich immer mit verschiedenen Bereichen, erklärte Wönnmann, ein "Gemischtwarenladen" werde Feuer powertrain aber nicht werden. An anderer Stelle hat das Unternehmen auch außerhalb des eigentlichen Metiérs allerdings bereits Spuren hinterlassen: als Bauherr von"Feuerland" in direkter Nähe zum Betrieb und des "Georgenquartiers" in der Altstadt. Zwei weitere Bauprojekte in Nordhausen stehen in den Startlöchern. Zum einen weitere Mietwohnungen in Werksnähe. "Wir wollen weiter dafür Sorge tragen das qualifizierte Mitarbeiter auch guten Wohnraum in Nordhausen vorfinden", sagt Wönnmann, das Angebot richte sich aber an alle, nicht nur an Mitarbeiter. So auch am Hagentor, ab dem Herbst kommenden Jahres sollen hier die Bauarbeiten starten und ein barrierfreies Wohnumfeld mit zweistöckiger Tiefgarage entstehen.
Man bleibt, wenn man so will, auf dem Boden. Vor der Zukunft müsse man keine Angst haben, sagt Wönnmann, aber man werde sie im Auge behalten.
Angelo Glashagel
Autor: redSeit gestern fliegt das erste Elektrofahrzeug "made on planet earth" durch das Weltall und befindet sich auf dem Weg zum Mars. Ein PR Coup der Firma Tesla, eingebettet in einen Testflug der privaten Raumfahrtunternehmens "Space X" und des amerikanischen Entrepreneurs Elon Musk, der beide Firmen in personalunion verbindet.
Um der Erde zu entkommen wird man bis auf weiteres nicht auf Verbrennung verzichten können, auf dem Boden des blauen Planeten sieht das zunehmend anders aus. Die Elektropioniere bei "Tesla" habe man lange belächelt, meint Oliver Wönnmann, Geschäftsführer der Feuer powertrain. Viel Show, wenig Substanz. Inzwischen habe sich das geändert, Elektromobilität sei auch hierzulande ein ernstzunehmendes Thema geworden. "Den Hebel haben die Chinesen umgelegt", sagt Wönnmann, ab 2019 haben Autohersteller in der Volksrepublik eine Elektro-Quote zu erfüllen, 10% der neuen Fahrzeuge müssen dann als reine Elektrofahrzeuge oder Hybride vom Band laufen. Ein Weckruf gerade für die deutschen Autogiganten, China ist ein riesiger Absatzmarkt für VW, Daimler und Co.
Die Branchenriesen stünden bereit, meint Wönnmann, "wenn da Milliarden investiert werden, dann wird auch etwas dabei herauskommen". Für Zuliefererbetriebe wie Feuer powertrain sollten das schlechte Nachrichten sein, ein Elektromotor braucht keine Kurbelwelle, weniger Nachfrage bedeutet weniger Aufträge für Feuer, bedeutet weniger Arbeit für die Nordhäuser Werke. Rund zwei Millionen Kurbelwellen stellt Feuer jedes Jahr her, den übergroßen Teil davon in Nordhausen. Im Sommer des vergangenen Jahres hatte das Unternehmen noch mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen: ein Großauftrag war früher als geplant weggebrochen, man reagierte mit verkürzter Arbeitszeit und Entlassungen. Es sei ein hartes halbes Jahr gewesen, resümiert Wönnmann.
Der Anfang vom Ende war es wohl nicht, heute laufen die Maschinen an der Rothenburgstraße wieder unter Volllast. Drei neue Aufträge hat Feuer an Land gezogen. Auch eine Folge des Elektro-Booms, meint der Geschäftsführer. "Wir sind Europas größter Kurbelwellenhersteller, unser Anteil an der gesamten Kurbelwellenproduktion ist aber dennoch vergleichsweise gering. Bisher haben die großen Hersteller ihre Kurbelwellen zu 95% selber gefertigt." Mit den Elektro-Invesitionsoffensiven beim BMW, Daimler und Volkswagen ändere sich das gerade, Ressourcen in den Unternehmen würden verschoben, statt auf eigene Kapazitäten zurückzugreifen würden die Autobauer für ihre herkömmlichen Modellreihen zunehmend auf externe Zulieferer setzen. Und die großen Drei sind es auch, die jetzt bei Feuer neue Kurbelwellen bestellen. "Für uns bietet das neue Potentiale und sichert den Standort Nordhausen", sagt Wönnmann, für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre werde man keine Probleme haben, schätzt der Unternehmer.
Problematisch könne die Situation für Hersteller von Teilen werden deren Produktion schon heute zu 100% ausgelagert ist: Zylinderblöcke und -köpfe, Lenkgehäuse und dergleichen. Hier würde der "Kuchen" tatsächlich kleiner werden, meint Wönnmann. Bei allem Optimismus für die eigene Zukunft müsse man aber den Markt weiterhin wachsam beobachten und sich zu gegebener Zeit mit neuen Impulse befassen. Letztlich sind die Kurbelwellenhersteller Experten im Betrieb hochautomatisierter Fertigungsanlagen und die könnte man eines Tages auch in der Batteriefertigung brauchen. Die Batterie sei "die Kurbelwelle des Elektroautos". Um für die eigenen, auf große Mengen ausgelegten Produktionsprozesse interessant zu werden müsse der Markt aber erst noch weiter wachsen, vor allem Akkukapazität und Ladeinfrastruktur stünden dem aktuell noch im Weg.
Zukunftsmusik also. Man befasse sich immer mit verschiedenen Bereichen, erklärte Wönnmann, ein "Gemischtwarenladen" werde Feuer powertrain aber nicht werden. An anderer Stelle hat das Unternehmen auch außerhalb des eigentlichen Metiérs allerdings bereits Spuren hinterlassen: als Bauherr von"Feuerland" in direkter Nähe zum Betrieb und des "Georgenquartiers" in der Altstadt. Zwei weitere Bauprojekte in Nordhausen stehen in den Startlöchern. Zum einen weitere Mietwohnungen in Werksnähe. "Wir wollen weiter dafür Sorge tragen das qualifizierte Mitarbeiter auch guten Wohnraum in Nordhausen vorfinden", sagt Wönnmann, das Angebot richte sich aber an alle, nicht nur an Mitarbeiter. So auch am Hagentor, ab dem Herbst kommenden Jahres sollen hier die Bauarbeiten starten und ein barrierfreies Wohnumfeld mit zweistöckiger Tiefgarage entstehen.
Man bleibt, wenn man so will, auf dem Boden. Vor der Zukunft müsse man keine Angst haben, sagt Wönnmann, aber man werde sie im Auge behalten.
Angelo Glashagel