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Sa, 15:36 Uhr
03.02.2018
Historisches von unseren Nachbarn

Der Afrikaner mit Tropenhelm im Kurpark

Was hat Bad Lauterberg mit Wissmann zu tun? Nach dem deutschen Afrikaforscher ist die Hauptverkehrsader in der Kneippstadt benannt. Im Kurpark steht ein überlebensgroßer Kolonial-Gouverneur mit Tropenhelm. Zwar ist Wissmann weder in Bad Lauterberg geboren noch gestorben, aber durch seine Aufenthalte im Harz verlieh er dem Kurort einen etwas exotischen Anschein...


Für das „dankbare Vaterland“ des Kaiserreiches vor dem Ersten Weltkrieg war er verehrungswürdig: „Er kämpfte erfolgreich gegen den Sklavenhandel und für die Freiheit der Unterdrückten“, wie die Inschrift auf dem Denkmal verkündet. Historiker aus der Generation nach dem Zweiten Weltkrieg sehen in ihm einen Kolonialisten, der in Deutsch-Ostafrika eine Politik der harten Hand betrieb. Aber noch heute genießt sein Name einen guten Ruf in Tansania.

„Heimathaus des Gouverneurs von Wissmann / 1881 – 1905“ steht auf einer Gedenktafel an dem Gebäude, in dem er seine Mutter besuchte. Ihm wurde die Ehrenmitgliedschaft im Harzclub angetragen, wofür er sich mit Vorträgen über die deutschen Kolonien bedankte. Das Heimatmuseum in Bad Lauterberg enthält ein Wissmann-Zimmer. Die koloniale Propaganda habe zwar die Schulbücher, aber noch nicht die Köpfe von Hobby-Historikern verlassen, kritisiert ein Afrika-Experte.

Wissmann kam am 4. September 1853 in Frankfurt/Oder zur Welt und am 15.Juni 1905 bei einem Jagdunfall in Weißenbach/Kärnten ums Leben. Von 1888 bis 1891 war er Reichskommissar und von 1895 bis zum 3. Dezember 1896 Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. Eine schwere Erkrankung erzwang seine Heimkehr. Der Kaiser erhob ihn in den erblichen Adelsstand. Die Universität Halle verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Im Auftrage des belgi-schen Königs hatte er 1883-85 Zentralafrika erforscht und den Kontinent vom Kongo bis zur Sambesi-Mündung durchquert.

Als Sohn eines Kommerzienrates – seine Mutter war eine geborene Schack von Wittenau – besuchte er das Gymnasium in Erfurt, absolvierte das Kadettenkorps und trat als Fähnrich 1872 in das Großherzoglich-Mecklenburgische Füsilier- Regiment „Kaiser Wilhelm“ ein, zwei Jahre später zum Leutnant befördert. Die Bekanntschaft mit dem Afrika-Forscher Paul Pogge bewog ihn, diesen Erdteil zu erkunden. So wurde Wissmann 1881 von der Afrikanischen Gesellschaft dorthin entsandt.

Als er zum Reichskommissar für Deutsch-Ostafrika berufen wurde, war ein Aufstand – die arabische Führungsschicht begehrte gegen die deutsche Schutzmacht auf - ausgebrochen, den Reichskanzler von Bismarck durch die deutsche Schutztruppe niederschlagen ließ. Der Reichstag hatte zwei Millionen Mark bewilligt; 21 Offiziere, Ärzte und Beamte sowie 40 Unteroffiziere wurden entsandt und Somali, Zulu und Sudanesen als Hilfstruppe (Askari) angeworben. Das bei Sansibar (später gegen Helgoland mit England getauscht) stationierte Kreuzer-Geschwader griff ebenfalls in den Feldzug ein.

Die 3,20 Meter hohe Bronze-Figur auf einem 300 Zentner schweren Harzer Granitblock, in der linken Hand der Säbel des Sultans von Sansibar, ist nicht das einzige Wissmann-Denkmal. In mehr als 20 Städten wurden Straßen nach ihm benannt; in Hannover 2009 auf Antrag der SPD und der Grünen wegen angeblich „kapitalistischer Verbrechen“ wieder entzogen. Aufgrund von Strafexpe-ditionen – ein Häuptling soll die kaiserliche Fahne vom Mast gerissen haben – auf Befehl Wissmanns stellte ihn der „Spiegel“ in eine Reihe mit den unrühmli-chen Kolonialherren Lothar von Trotha, Carl Peters und Hans Dominik.

Tatsächlich zählt Hermann von Wissmann zu den wenigen „Afrikanern“, denen keine persönliche Schuld an Brutalitäten nachgesagt wird. Vielmehr wird er als „Befreier von den arabischen Sklavenhändlern“ in Erinnerung bleiben.
Manfred Neuber
Autor: red

Kommentare
aurell
03.02.2018, 22.33 Uhr
Sansibar
Interessanter Beitrag , nur Sansibar war nie Teil des deutschen
Kolonialreiches.
Bis 1890 war es freies Sultanat, dann engl. Kolonie.
M.S.
Real Human
04.02.2018, 14.04 Uhr
Baut doch mal 'ne Zeitmaschine!–)
Die Sache mit Sansibar und Helgoland liegt fast 130 Jahre zurück. Das entspricht dem wohl ultimativen Alter eines Menschen. Um sich in den damaligen Zeitgeist versetzen zu können, bräuchte man nicht nur eine „Zeitmaschine“, man müsste auch vorübergehend das Gedächtnis des in der Zeit zurück Reisenden löschen. (Das ist der Stoff, aus dem z.B. Alternativweltromane und auch Verschwörungstheoretiker ihren Honig saugen.)

So können wir nur ein kalkuliertes Risiko eingehen und uns auf meist anonyme Geschichtsexperten(?) verlassen – z.B. auf

https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_zwischen_dem_Deutschen_Reich_und_dem_Vereinigten_Königreich_über_die_Kolonien_und_Helgoland

und können daraus lernen, dass schon damals aus egoistischen Motiven und Ressentiments heraus Legenden geschmiedet wurden, die noch heute wirken.

Irgendwann wird es auch niemanden mehr geben, der die „DDR“ SELBST erlebt hat. Und wer ist schon z.B. ein allwissender Stasi-Experte, selbst wenn er Mielke selbst gewesen wäre? (Sogar diese „Spinne im Netz“ hat ständig bedauert, dass sie niemals genug wusste.)
othello
04.02.2018, 17.08 Uhr
Kolonialer Geschichtsschreiber
Jörg B.. Ich bin da eher für klare Worte.
Manfred Neuber wiederholt die Kolonial – Propaganda und ist sich nicht zu schade, selbst aus heutiger Sicht zu behaupten : „Tatsächlich zählt Hermann von Wissmann zu den wenigen „Afrikanern“, denen keine persönliche Schuld an Brutalitäten nachgesagt wird. Vielmehr wird er als „Befreier von den arabischen Sklavenhändlern“ in Erinnerung bleiben.“
Soviel reaktionäres Geschichtsbewusstsein ist schon eine Frechheit ! Dieser Mann ist nicht ernst zu nehmen und auf seine Geschichtsstunden sollte jeder vernünftige Mensch verzichten.
Friedhart Knolle
22.07.2020, 18.05 Uhr
Sehr fehlerhaft
Man muss sich fremdschämen für diesen historisch völlig fehlerhaften Artikel. Ich kann der Kritik nur zustimmen und der Autor sollte mal die Fachliteratur lesen statt völlig überholte Kolonialpropaganda im Stil des Kaiserreichs zu verbreiten.
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