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Mi, 14:30 Uhr
31.01.2018
von der Hilfs- zur Fachkraft

Neue Wege in der Ausbildung

Mehr Alte, weniger junge Menschen - das ist die einfachste Formel für die Krux der aktuellen Beschäftigungssituation. Besonders hart trifft es die Pflegebranche, während man immer mehr Menschen zu versorgen hat, sind diejenigen die geeignet und willig sind sich diesem Beruf zu verschreiben immer schwieriger zu finden. Die schwierige Situation der Unternehmen bietet Vorteile für Arbeitnehmer...

Jane Matschei und André Sinkwitz - von der Hilfs- zur Fachkraft (Foto: Angelo Glashagel) Jane Matschei und André Sinkwitz - von der Hilfs- zur Fachkraft (Foto: Angelo Glashagel)

Die Ausbildung als Pflegehelferin hatte sie schon in der Tasche als Jane Matschei zur "Critical Care Company" kam, einem Pflegedienst der mit 180 Mitarbeitern vor allem in Nordhausen aber auch darüber hinaus tätig ist.

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Das Verhältnis von Hilfs- zu Fachkräften halte sich ungefähr die Waage, sagt Geschäftsführer André Sinkwitz, die niedrieger qualifizierten Helfer gehen den ausgebildeten Pflegefachkräften zur Hand, helfen dabei wenn ein Patient gewaschen werden muss, erledigen Einkäufe und dergleichen. Geht es darum Medikamente zu verabreichen, Verbände zu wechseln oder ähnlich sensible Aufgaben, dann muss der oder die Pflegerin Hand anlegen.

Letztere sind für Pflegedienste und Krankenhäuser immer schwerer zu finden, der Arbeitsmarkt ist nahezu leergefegt. Bei der "Critical Care Company" ist man deswegen dazu übergegangen neue Arbeitskräfte aus dem Pool der eigenen Hilfskräfte zu rekrutieren. Frau Matschei ist heute ausgebildete Pflegefachkraft, die Ausbildung absolvierte die junge Frau berufsbegleitend, die Mutter zweier Kinder konnte Ausbildung, Beruf und Familie unter einen Hut bringen, auf ihre Situation sei Rücksicht genommen worden, erklärt die Pflegerin. Möglich war das auch weil die Agentur für Arbeit wiederrum dem Pflegedienst bei der Ausbildung seiner Mitarbeiterin unter die Arme greifen konnte.

Ein Gewinn für alle Beteiligten, meint Geschäftsführer Sinkwitz, "viele schlittern in die Pflege hinein. Mit einer Erstausbildungsvergütung ist vielen in dieser Situation nicht geholfen" Gerade wer bereits eine Familie zu versorgen hat, sei auf den Lohnfaktor angewiesen um die privaten Ausgaben stemmen zu können.

Möglich wird der Umweg über den Arbeitgeber vor allem durch das Programm "WeGeBau" der Agentur für Arbeit. "Wir helfen das aus Hilfskräften Fachkräfte werden", sagt Franziska Kruse, die bei der Nordhäuser Agentur das neunköpfige Team der Arbeitgebervermittlung leitet. Mit 70 Fällen im vergangenen Jahr ist die Unterstützung der berufsbegleitenden Ausbildung immer noch ein kleiner, aber stetig wachsender, Tätigkeitsbereich, sagt Kruse. Deutlich zugenommen haben die sogenannten "Eingliederungshilfen", in rund 250 Fällen half das Team Auszubildende und Unternehmen zueinander zu bringen. Eine einfache Einarbeitung reiche heute häufig nicht mehr, meint Gabriela Helbing, "die Arbeitskraftvermittlung ist heute kein Selbstläufer mehr", sagt die Geschäftsführerin der Nordhäuser Arbeitsagentur, passgenaue Mitarbeiter zu finden werde zunehmend schwerer.

Wir wollen Potentiale heben - Gabriela Helbing und Franziska Kruse (Foto: Angelo Glashagel) Wir wollen Potentiale heben - Gabriela Helbing und Franziska Kruse (Foto: Angelo Glashagel)

Die Ausbildung neben dem Beruf ist da attraktiv, gerade für den Pflegebereich. Das Durchschnittsalter der Auszubildenden ist in der Regel höher, die Abbruchquoten entsprechend niedrig und man kennt die Fähigkeiten der Mitarbeiter bereits. Auch das Plus an Lebenserfahrung ist in der Branche gerne gesehen.

Attraktiv, aber nicht ohne Hürden. Die berufsbegleitende Ausbildung ist einem strengen Reglement unterworfen, ein Quereinstieg im Ausbildungsjahr nicht möglich, geprüft wird der Einzelfall und das kann mehrere Monate Bearbeitungszeit in Anspruch nehmen. Mindestens drei Monate vor Ausbildungsbeginn müssen die entsprechenden Unterlagen eingereicht werden.

Im Pflegebereich braucht es zudem eine gewisse körperliche Fitness und psychische Resilienz, die Pflegekräfte mitbringen müssen, das die Ausbildung am Ende erfolgreich abgeschlossen wird, ist keine Selbstverständlichkeit. Doch es lohnt sich, meint Sinkwitz, nach den gesetzlichen Neuregelungen des vergangenen Jahres könne er seinen Pflegekräften 10% mehr Lohn zahlen, als Hilfskraft bekommt man ungefähr 10 Euro pro Stunde, bei den Fachkräften sind es 13 Euro. "Der Lohn ist in der Pflege aber nur ein Baustein, wichtig ist auch wieviele Patienten man zu betreuen hat, wieviel Zeit einem dafür zur Verfügung steht und wie der Beruf mit der Familie zu vereinen ist. Wenn ich da nicht für gute Arbeitsbedinungen sorge dann laufen mir die Leute auch weg wenn ich höhere Löhne zahlen würde."

Der Nordhäuser Pflegedienst hat derzeit 19 Auszubildende, acht davon berufsbegleitend, für die nächste Runde hätten bereits 15 weitere Mitarbeiter ihr Interesse bekundet, sagt Jenny Klement, die für die Azubis im Unternehmen zuständig ist. Ein Beispiel das vielleicht auch in anderen von Personalsorgen gebeutelten Branchen Schule macht, hofft Gabriela Helbing, "wir wollen Potentiale heben, auch bei denen, die vielleicht bisher kein Interesse hatten".
Angelo Glashagel
Autor: red

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