Di, 13:30 Uhr
07.11.2017
Initiative Ein Harz beriet zu Elektromobilität
Elektrifizierter Harz
Was die einen haben fehlt an anderer Stelle. Im Nordharz kennt man sich inzwischen gut aus mit elektrischen Fahrrädern, im Süden findet man Expertise auf vier Rädern. Die Initiative "Ein Harz" will die Region über die Landesgrenzen hinweg auch über den Verkehr stärker miteinander verknüpfen. Zum Erfahrungsaustausch lud man heute nach Nordhausen...
Eine Region, drei Bundesländer. Seit Jahren versucht die Inititative "Ein Harz" die Anrainer, Landkreise wie Städte und kleine Kommunen, näher zueinander zu führen. Leicht ist das nicht, es gelten andere Regelungen und Gesetze. Das zieht sich bis hinab zum Fahrplan der deutschen Bahn. Der Harz ist ein Randgebiet mitten in Deutschland, das geht es dem Thüringer Norden nicht viel anders als dem Niedersächsischem Süden.
Also versucht man sich selbst zu helfen, so gut es geht. Auch in Sachen Infrastruktur. Die zuständige Arbeitsgemeinschaft traf sich heute in Nordhausen um über ein mögliches Harz-Ticket, die große Fahrplanänderung der Bahn und deren Auswirkungen sowie über weitere Themen zu sprechen.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit sollte heute aber die Elektromobilität stehen. Abseits aller politischer Phrasendrescherei kann der Kreis Nordhausen hier wohl als "Leuchtturm" bezeichnet werden. Für eine ländlich geprägte Region ist man hier äußerst Rege.
Da ist zum einen das junge Unternehmen Intrasol, in dessen Räumlichkeiten das heutige Treffen stattfand. Seit knapp einem Jahr erst gibt es die Firma, seit April ist man mit dem Car-Sharing Projekt "mobeno" immer wieder in den Schlagzeilen gelandet. Rund 24.800 Kilometer haben die insgesamt sechs Elektrofahrzeuge zum Ausleihen seitdem zurückgelegt. Kurze Fahrten werden das vor allem gewesen sein, die Reichweite ist noch die Krux der Elektromobilität. Im kleineren Radius ist der elektrische Antrieb praktikabel und wird scheinbar auch rege genutzt. "Im Moment ist es so das jedes Auto mindestens einmal am Tag, aber eher noch zwei oder drei mal gebucht wird", sagte Geschäftsführer Sebastian Kupfer der nnz.
Neben dem öffentlichen Autoverleih kümmert man sich auch um intelligente Lösungen für Firmen und Institutionen, die mit dem Gedanken spielen den eigenen Fuhrpark zu elektrifizieren. Technisch sei man soweit, man könne ohne viel Aufwand Infrastruktur aufbauen die quasi sofort nutzbar wäre. Das praktische Beispiel hat man vor der Haustür, seit gestern können die Mitarbeiter ihre Fahrzeuge auch an der Straßenlaterne laden, eine Box an der Laterne macht es möglich, Tiefbauarbeiten sind nicht nötig.
Kompliziert werde es nicht bei der Technik, wohl aber bei der Bürokratie. Für die Laternenladestation habe man sich mit fünf verschiedenen Behörden auseinandersetzen müssen. Die Euphorie für das Thema Elektromobilität sei jetzt da, sagt Kupfer, es gelte jetzt auch "organisatorisch zu wachsen".
Werthers Bürgermeister Hans-Jürgen Weidt trieben vor etwas mehr als drei Jahren ganz andere Fragen um. Die Gemeinde ist klein, hat rund 3000 Einwohner, die sich auf acht kleinere Gemeinden verteilen. Diejenigen, die noch da sind, werden immer älter. Mit dem Zusammenbruch der Nahversorgung auf dem flachen Land, dem verschwinden der Dorfläden und Landärzte, wird es auch für sie immer schwieriger zu bleiben. Wer nicht mehr so kann wie früher, den zieht es in die Städte.
Aus dieser Überlegung heraus wurde in Werther die Idee eines mobilen Dienstes geboren, der es Anwohner ermöglicht Wege zu erledigen und Einkäufe nach Hause geliefert zu bekommen. Unterstützung fand man in Erfurt, das Projekt wurde um den Aspekt der Elektromobiltät erweitert und auch danach beständig weiter entwickelt. Den sozialen Fahrdienst möchte man in Werther inzwischen nicht mehr missen, 15 Ehrenamtliche Fahrer teilen sich die Schichten, Stromproduktion und Fahrzeuge kommen auch der Verwaltung zu Gute.
Kosten tut das die Bürger nichts, dank der Projektfinanzierung aus Erfurt arbeite man im Moment kostendeckend, sagte Weidt. Doch die läuft demnächst aus, Ende November erwartet man den wissenschaftlichen Abschlussbericht der Universität Ilmenau. Auch danach soll es weiter gehen, versprach Weidt heute, man werde sehen welche Mittel man im Haushalt dafür bereitstellen könne.
Interssant ist der Ansatz für die Kollegen aus dem Harz allemal, "die Probleme sind überall ähnlich gelagert", erklärte der Bürgermeister, der manche Fragen beantworten konnte.
Nachholbedarf hat der Südharz hingegen wenn es um die Mobilität auf zwei Rädern geht. Nur in Neustadt gibt es eine leidlich genutzte Ausleihstation, die auch elektrische Fahrräder für Touren in der Region anbietet. In der touristisch wesentlich stärker frequentierten Gebieten des Harzes ist man da viel weiter, ein ganzes Netz an Ausleihmöglichkeiten gibt es, vom Mountainbike bis zum gemütlichen Ausflugsdrahtesel gibt es alles was das Radfahrer Herz begehrt.
Nun muss man nur noch die Erfahrungen des einen mit denen des anderen in Austausch bringen. Gerade im Bezug auf das Radwegenetz hätte es der Südharz bitter nötig.
Angelo Glashagel
Autor: redEine Region, drei Bundesländer. Seit Jahren versucht die Inititative "Ein Harz" die Anrainer, Landkreise wie Städte und kleine Kommunen, näher zueinander zu führen. Leicht ist das nicht, es gelten andere Regelungen und Gesetze. Das zieht sich bis hinab zum Fahrplan der deutschen Bahn. Der Harz ist ein Randgebiet mitten in Deutschland, das geht es dem Thüringer Norden nicht viel anders als dem Niedersächsischem Süden.
Also versucht man sich selbst zu helfen, so gut es geht. Auch in Sachen Infrastruktur. Die zuständige Arbeitsgemeinschaft traf sich heute in Nordhausen um über ein mögliches Harz-Ticket, die große Fahrplanänderung der Bahn und deren Auswirkungen sowie über weitere Themen zu sprechen.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit sollte heute aber die Elektromobilität stehen. Abseits aller politischer Phrasendrescherei kann der Kreis Nordhausen hier wohl als "Leuchtturm" bezeichnet werden. Für eine ländlich geprägte Region ist man hier äußerst Rege.
Da ist zum einen das junge Unternehmen Intrasol, in dessen Räumlichkeiten das heutige Treffen stattfand. Seit knapp einem Jahr erst gibt es die Firma, seit April ist man mit dem Car-Sharing Projekt "mobeno" immer wieder in den Schlagzeilen gelandet. Rund 24.800 Kilometer haben die insgesamt sechs Elektrofahrzeuge zum Ausleihen seitdem zurückgelegt. Kurze Fahrten werden das vor allem gewesen sein, die Reichweite ist noch die Krux der Elektromobilität. Im kleineren Radius ist der elektrische Antrieb praktikabel und wird scheinbar auch rege genutzt. "Im Moment ist es so das jedes Auto mindestens einmal am Tag, aber eher noch zwei oder drei mal gebucht wird", sagte Geschäftsführer Sebastian Kupfer der nnz.
Neben dem öffentlichen Autoverleih kümmert man sich auch um intelligente Lösungen für Firmen und Institutionen, die mit dem Gedanken spielen den eigenen Fuhrpark zu elektrifizieren. Technisch sei man soweit, man könne ohne viel Aufwand Infrastruktur aufbauen die quasi sofort nutzbar wäre. Das praktische Beispiel hat man vor der Haustür, seit gestern können die Mitarbeiter ihre Fahrzeuge auch an der Straßenlaterne laden, eine Box an der Laterne macht es möglich, Tiefbauarbeiten sind nicht nötig.
Kompliziert werde es nicht bei der Technik, wohl aber bei der Bürokratie. Für die Laternenladestation habe man sich mit fünf verschiedenen Behörden auseinandersetzen müssen. Die Euphorie für das Thema Elektromobilität sei jetzt da, sagt Kupfer, es gelte jetzt auch "organisatorisch zu wachsen".
Werthers Bürgermeister Hans-Jürgen Weidt trieben vor etwas mehr als drei Jahren ganz andere Fragen um. Die Gemeinde ist klein, hat rund 3000 Einwohner, die sich auf acht kleinere Gemeinden verteilen. Diejenigen, die noch da sind, werden immer älter. Mit dem Zusammenbruch der Nahversorgung auf dem flachen Land, dem verschwinden der Dorfläden und Landärzte, wird es auch für sie immer schwieriger zu bleiben. Wer nicht mehr so kann wie früher, den zieht es in die Städte.
Aus dieser Überlegung heraus wurde in Werther die Idee eines mobilen Dienstes geboren, der es Anwohner ermöglicht Wege zu erledigen und Einkäufe nach Hause geliefert zu bekommen. Unterstützung fand man in Erfurt, das Projekt wurde um den Aspekt der Elektromobiltät erweitert und auch danach beständig weiter entwickelt. Den sozialen Fahrdienst möchte man in Werther inzwischen nicht mehr missen, 15 Ehrenamtliche Fahrer teilen sich die Schichten, Stromproduktion und Fahrzeuge kommen auch der Verwaltung zu Gute.
v.l.: Hans-Jürgen Weidt und Sebastian Kupfer berichteten von ihren Erfahrungen mit der Elektromobilität (Foto: Angelo Glashagel)
Kosten tut das die Bürger nichts, dank der Projektfinanzierung aus Erfurt arbeite man im Moment kostendeckend, sagte Weidt. Doch die läuft demnächst aus, Ende November erwartet man den wissenschaftlichen Abschlussbericht der Universität Ilmenau. Auch danach soll es weiter gehen, versprach Weidt heute, man werde sehen welche Mittel man im Haushalt dafür bereitstellen könne.
Interssant ist der Ansatz für die Kollegen aus dem Harz allemal, "die Probleme sind überall ähnlich gelagert", erklärte der Bürgermeister, der manche Fragen beantworten konnte.
Nachholbedarf hat der Südharz hingegen wenn es um die Mobilität auf zwei Rädern geht. Nur in Neustadt gibt es eine leidlich genutzte Ausleihstation, die auch elektrische Fahrräder für Touren in der Region anbietet. In der touristisch wesentlich stärker frequentierten Gebieten des Harzes ist man da viel weiter, ein ganzes Netz an Ausleihmöglichkeiten gibt es, vom Mountainbike bis zum gemütlichen Ausflugsdrahtesel gibt es alles was das Radfahrer Herz begehrt.
Nun muss man nur noch die Erfahrungen des einen mit denen des anderen in Austausch bringen. Gerade im Bezug auf das Radwegenetz hätte es der Südharz bitter nötig.
Angelo Glashagel
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